Deutsche Bank: Globale Bonds fallen auf Tief seit 76 Jahren
Die globalen Anleihemärkte sind in einen Bärenmarkt abgerutscht. Experten der Deutschen Bank sehen eine historisch schlechte Entwicklung.
Werte in diesem Artikel
• Globale Anleihemärkte im Bärenmarktmodus
• Enorme nominale Verluste für Anleger
• Kein Ende der Leitzinserhöhungen in Sicht
Weltweit geben die Anleihekurse auf breiter Front nach, während die Renditen steigen. Besonders schlimm trifft es die europäischen Anleihemärkte, sie leiden am stärksten unter dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise. Die asiatischen Märkte haben weniger gelitten, sie erhielten Unterstützung durch die chinesische Zentralbank, die mittels einer gelockerten Geldpolitik der heimischen Wirtschaft unter die Arme greifen will.
Bärenmarkt
Nachdem die globalen Anleihemärkte inzwischen 20 Prozent gegenüber ihrem letzten Hoch eingebrochen sind befinden sie sich nun erstmals seit 76 Jahren in einem Bärenmarkt. Dies berichtet "MarketWatch" unter Berufung auf Daten der Deutschen Bank. Das letzte mal hätten sich Anleihen im Jahr 1946 so schlecht entwickelt, also kurz nach Ende des 2. Weltkriegs.
Bei globalen Staatsanleihen seien die positiven Erträge eines ganzen Jahrzehnts vernichtet worden. "Bis Ende September könnte sich dies für US-Staatsanleihen zum schlechtesten rollierenden Zehn-Jahres-Zeitraum in der Geschichte entwickeln", schrieben Experten der Deutschen Bank im September.
"Was die aktuelle Periode in der historischen Betrachtung noch schlimmer macht, ist der Umstand, dass wir derzeit so starke nominale Verluste beobachten, wie sie bei viele Staaten bisher noch nie über einen fortwährenden Zeitraum aufgetreten sind - mit Ausnahme von Kriegen oder bei einem Staatsbankrott", schrieben die Deutsche Bank-Marktforscher Jim Reid, Henry Allen, Luke Templeman und Adrian Cox laut "MarketWatch".
Zinspolitik im Fokus
Verantwortlich für den Ausverkauf bei Anleihen von Industriestaaten sowie den folgenden Anstieg der Renditen ist die falkenhafte Geldpolitik zahlreicher internationaler Notenbanken. Denn der Ukraine-Krieg sowie eine starke Nachfrage und globale Lieferkettenprobleme nach der Corona-Krise haben die Inflation in den USA zeitweise auf den höchsten Stand seit über 40 Jahren getrieben. Infolgedessen hat die US-Notenbank eine Zinswende eingeleitet. So hat die Fed ihren Leitzins zuletzt im September um 0,75 Prozentpunkte auf 3,00 bis 3,25 Prozent angehoben. Dies war bereits die fünfte Zinserhöhung seit Beginn der Corona-Pandemie - und die dritte in Folge um 0,75 Prozentpunkte. Deutlich zögerlicher war hingegen die Europäische Zentralbank (EZB), sie hat erst im Juli die Zinswende eingeleitet. Die Leitzinsen wurden dabei um 0,50 Prozentpunkte angehoben und bei einem zweiten Zinsschritt im September um weitere 0,75 Punkte. Somit liegt der Leitzins nun bei 1,25 Prozent.
Für die Währungshüter ist diese Straffung der Geldpolitik jedoch ein Balanceakt, denn höhere Zinsen helfen zwar dabei, die Inflation zu dämpfen, können aber zugleich das Wirtschaftswachstum bremsen. Deshalb kommen nun bei vielen Marktteilnehmern Rezessionsängste auf. Verstärkt wurden diese Ängste jüngst sogar von Fed-Chef Jerome Powell persönlich, denn er signalisierte den Märkten, dass er zu weiteren Zinserhöhungen bereit ist, um die Inflation zu bekämpfen, selbst wenn dies zu einer wirtschaftlichen Rezession führt. Aber auch anderen Zentralbanken, wie etwa die EZB oder die Bank of England, bekundeten ihre Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen. Insbesondere diese Aussicht auf weiter steigende Zinsen ist es, was die Anleihemärkte derzeit unter Druck setzt.
Redaktion finanzen.net
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