Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Schon wieder Südamerika

16.11.17 15:28 Uhr

Schon wieder Südamerika | finanzen.net

Nicht nur Investoren, sondern auch die Bevölkerung Venezuelas sehnt sich zurück in die Zeit, als noch Hugo Chávez die Geschicke des südamerikanischen Staates lenkte.

. Zu diesem Zeitpunkt war zwar sicherlich auch nicht alles Gold, was glänzt, aber zumindest konnte die Bevölkerung von dem Reichtum des Landes profitieren. Als aber im Jahre 2013 die Staatsführung an Nicolás Maduro übertragen wurde, begann die Leidenszeit insbesondere der ärmeren Bevölkerungsschichten. Die Regierung Venezuelas hat über viele Jahre hinweg von den steigenden Preisen des "Schwarzen Goldes" profitiert und somit - in dem Bewusstsein, dass man eines der erdölreichsten Länder der Welt ist - keinerlei Bemühungen unternommen, diese Abhängigkeit zu mildern. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass der dramatische Öl-Preisverfall die Regierung in Caracas in finanzielle Nöte brachte, und die Verschuldung an den internationalen Finanzmärkten bis auf fast 200 Mrd. USD anwuchs.

Jedoch hat Venezuela von dem wieder kräftig gestiegenen Ölpreis nicht profitieren können, da inzwischen die Förderung auf das niedrigste Niveau seit fast drei Jahrzehnten gefallen ist. Dies verschärfte die Situation in dem hochverschuldeten Staat nochmals. Und so kam es, dass Venezuela vor der größten Staatspleite in der Wirtschaftsgeschichte steht. Bisher hatte Argentinien diese "Auszeichnung" für sich beanspruchen dürfen. Vor 16 Jahren ging es damals "nur" um 100 Mrd. USD, und viele Privatinvestoren haben mit argentinischen Anleihen schmerzliche Verluste erlitten.

Die politische Führung Venezuelas hat das wirtschaftlich schwer gebeutelte Land inzwischen weitgehend isoliert. Denn Kritiker im In- und Ausland werfen Präsident Maduro vor, die Demokratie abschaffen und eine Diktatur errichten zu wollen. Infolgedessen haben sowohl die EU als auch die USA Sanktionen gegen die venezolanische Regierung verhängt. Auf dieser US-Sanktionsliste stehen unter anderem die Namen von Venezuelas Vizepräsident El Aissami und Wirtschaftsminister Zerpa. In einem am vergangenen Montag anberaumten Gespräch zwischen diesen Vertretern der Regierung und Gläubigern konnte keine Einigung erzielt werden, da erstens keine konkreten Pläne für eine Umschuldung vorgestellt wurden und zweitens nur wenige Verhandlungspartner bereit waren, sich mit den beiden Regierungsvertretern - aus Angst vor Repressalien - an einen Tisch zu setzen. Lediglich mit Moskau, das sich bekanntlich mit US-Sanktionen auskennt, konnte gestern eine erste Schulden-Umstrukturierung i.H.v. ca. 3 Mrd. USD vereinbart werden. China, das Forderungen über 23 Mrd. USD an Venezuela hat, bot zwar keine Umschuldung an, betonte aber wie normal die Zusammenarbeit in allen Bereichen verlaufe.

An den Finanzmärkten hat allerdings die drohende Staatspleite Venezuelas viele Spekulanten angelockt. Verantwortlich hierfür ist sicherlich die Hoffnung, dass Mut und Beharrlichkeit sich wie bei Argentinien lohnen werden. Jedoch sollte man immer bedenken, dass sich Geschichte nur selten wiederholt, und nur wenige Investoren mit Argentinienbonds wirklich Geld verdient haben. Zu lange musste gestritten werden, und nur die involvierten Hedgefonds ermöglichten die Lösung. Darüber hinaus wurden die Bonds an den Finanzmärkten immer noch mit Stückzinsen gehandelt. Dies bedeutet, dass der Käufer dem Verkäufer die aufgelaufenen Zinsen zahlt, unabhängig davon, ob er sie später bekommen wird oder nicht. Da am Dienstag bei zwei Anleihen Venezuelas (A1ANQ2 und A1ANQ3) der "Technische Default" festgestellt wurde, und infolgedessen die Ratingagenturen Standard & Poor’s und Fitch den Zahlungsverzug bzw. begrenzten Zahlungsausfall verkündeten, ist an verschiedenen Börsen vorübergehend der Handel in diesen Anleihen - aus Gründen des Anlegerschutzes - ausgesetzt worden. An anderen Börsenplätzen wurde die Art der Notierung von "clean" auf "dirty" umgestellt. Risikobewusste Anleger sollten sich somit stets vor einer Ordererteilung in Venezuela-Bonds sachkundig machen, welche Art der Notierung an dem entsprechenden Handelsplatz zugrunde liegt. Denn der alleinige Vergleich der Börsenpreise ist nicht aussagekräftig!

Ohne Deal wird’s ein teurer Abschied von den Briten

Mit Engelszungen haben europäische Wirtschaftsvertreter auf Theresa May eingeredet, um der britischen Premierministerin klarzumachen, wie teuer ein ungeregelter EU-Austritt ihres Landes werden würde. Man erwarte bis zum nächsten EU-Gipfel Mitte Dezember von der Londoner Regierung Ergebnisse, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter. Aber das klingt schon wie das Pfeifen im Walde, bereiten viele Unternehmen doch schon Notfallpläne für den Fall eines harten Brexits vor. Kein Wunder also, dass das Thema Brexit für zahlreiche Volkswirte inzwischen zu einem zentralen Risiko für die europäische Wirtschaft 2018 geworden ist.

Die Überzeugung, dass ein Brexit ohne Deal für die Wirtschaft fatal wäre, eint die 15 Wirtschaftsverbände, die unter anderem aus Frankreich, Irland, Schweden und Deutschland nach London gekommen waren. Allein auf die deutsche Automobilindustrie würden Zölle in Höhe von jährlich 2,35 Mrd. € zukommen. Hinzu kommt die Sorge der Arbeitgeber, welchen legalen Status ihre Mitarbeiter in Großbritannien im Falle eines ungeregelten Ausstiegs nach dem März 2019 wohl hätten. Und weil die Verhandlungspartner aus Brüssel und London nicht vorankommen, drängen die Unternehmen nun auf Übergangsregeln, sollte es hart auf hart kommen.

Wegen der stockenden Verhandlungen hatte Brüssel der Regierung in London vergangene Woche eine Zwei-Wochen-Frist für Zugeständnisse gesetzt. Gibt es bis dahin keine Grundsatzeinigung, wird man im Dezember nicht wie geplant mit den Gesprächen über die künftigen Beziehungen starten können. Dann aber wäre auch klar, dass die ohnehin schon knappe Zeit für ein Austrittsabkommen noch knapper werden würde. Brüssel beharrt zu Recht darauf, zuerst die britischen Finanzverpflichtungen nach mehr als 40 Jahren EU-Mitgliedschaft, den künftigen Status der nordirisch-irischen Grenze sowie Garantien für Millionen EU-Bürger in Großbritannien zu klären.

Ein Riesenproblem bei den Verhandlungen ist auch die Kakophonie im britischen Kabinett und der konservativen Partei. May, die mit Brexit-Minister David Davis die Verhandlungen führt, verliert in ihrer Partei zunehmend an Rückhalt. Vierzig Abgeordnete der regierenden Tories sind bereit, ihr das Misstrauen auszusprechen. Damit fehlen nur noch acht Unterzeichner, um eine Neuwahl an der Parteispitze zu erzwingen.

Und glaubt man einem Medienbericht, so haben zwei ihrer Minister in einem geheimen Brief May aufgefordert, notfalls einen "harten Brexit" durchzuziehen. Außenminister Boris Johnson und Umweltminister Michael Gove, die im Wahlkampf beide für den Brexit getrommelt hatten, forderten, dass alle Übergangsregelungen nach einem Austritt aus der EU spätestens am 30. Juni 2021 enden müssten. Was soll mit solchen markigen Worten demonstriert werden - Entschlusskraft oder Stärke gar? Wann setzen sich solche Herren einmal mit den Folgen für die Volkswirtschaft auseinander? Vielleicht findet eine solche Debatte ja im Parlament statt, wenn die Abgeordneten über ein künftiges Brexit-Abkommen abstimmen sollen. Ob dann noch die Sachargumente zum Tragen kommen, darf allerdings bezweifelt werden!

Tsipras gibt den Weihnachtsmann

Alexis Tsipras gibt den Weihnachtsmann. Rechtzeitig zum Christfest will der griechische Ministerpräsident die Bedürftigen seines Landes mit einem Sozialpaket in Höhe von 1,4 Mrd. € bedenken. Dessen Finanzierung wird möglich, weil der Überschuss im Staatshaushalt über den 1,75% liegt, welchen die internationalen Gläubiger von Griechenland gefordert hatten.

Damit zahlt Athen zum zweiten Mal in Folge ärmeren Rentnern und Familien sowie Arbeitslosen im November und Dezember eine zusätzliche Unterstützung aus. Insgesamt sollen die Gelder etwa 3,4 Millionen Menschen zu Gute kommen. Je besser die Finanzlage des Landes werde, desto mehr Unterstützung erhielten diejenigen, die es am nötigsten haben, so Tsipras. Jetzt mag man nicht daran zweifeln, dass in Griechenland viele Menschen durchaus bedürftig sind. Dennoch kann man sich des Verdachts nicht erwehren, dass die Zahlungen eine Reaktion auf Tsipras schlechte Umfragewerte sein könnten und somit haftet dem Ganzen ein "Gschmäckle" an.

Gleichzeitig müht sich das Land, das immer noch eine Schuldenquote von 179% des Bruttosozialprodukts aufweist, um eine routinemäßige Rückkehr an die Kapitalmärkte. Bereits im Juli hat Athen eine fünfjährige Anleihe erfolgreich begeben. Die seit Wochen immer wieder ins Spiel gebrachte Umstrukturierung von 20 Anleihen über insgesamt knapp 30 Mrd. € auf vier bis fünf Tranchen wurde am gestrigen Mittwoch endlich Gewissheit. Die neuen Bonds sollen eine Laufzeit von 5 bis 25 Jahren haben und die Zinssätze variieren je nach Laufzeit zwischen 3,5% und 4,2%. Damit sollen griechische Staatsanleihen wieder handelbarer gemacht werden.

Darüber hinaus soll es bis August 2018 zwei oder drei weitere Emissionen über 6 Mrd. € geben, um mit deren Erlös zusammen mit dem Rettungsfonds ESM einen Finanzpuffer von 15 Mrd. € aufzubauen. Dies alles soll der Beruhigung der Finanzmärkte und der künftigen Normalisierung der Kapitalbeschaffung dienen.

Eine Voraussetzung dafür ist aber auch ein gutes Abschneiden der griechischen Banken bei dem im Februar anstehenden Stresstest. Mit einer durchschnittlichen Kernkapitalquote von 17% gelten die Institute zwar als gut kapitalisiert, aber kritisch zu sehen ist die Höhe fauler Kredite - mit rund der Hälfte aller ausgereichten Darlehen ist dies eine enorme Quote!

Der Aufschwung in Euroland gewinnt an Breite

Überraschend stark präsentierte sich die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal 2017. Steigende Exporte und höhere Investitionen haben das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Juli bis September um 0,8% wachsen lassen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal gab es einen Wachstumsschub von 2,3%. Dabei profitiert Europas größte Volkswirtschaft von einer verbesserten Weltkonjunktur und dem Aufschwung in der Euro-Zone. Kein Zweifel, die deutsche Wirtschaft befindet sich im Höhenflug - und zwar seit 13 Quartalen in Folge. Und wenn es nach den meisten Experten geht, wird der Boom auch 2018 anhalten.

Dafür sorgen günstige Rahmenbedingungen wie niedrige Zinsen, eine geringe Teuerungsrate und eine entsprechend hohe Kaufkraft der Verbraucher. Mit 1,6% im Oktober blieb die Inflation unter dem Zielwert der EZB von knapp 2%.

Der Aufschwung hat nun auch auf das restliche Europa übergegriffen. So kletterte das BIP in den 19 Euroländern im 3. Quartal um 0,6%. Besonders erfreulich ist dabei die Entwicklung in den bisher schwächelnden Volkswirtschaften. So schaffte auch Spanien ein Wachstum von 0,8%, während Frankreich und Italien um jeweils 0,5% zulegen konnten. Spanien ist damit wieder auf dem Niveau von vor der Finanzmarktkrise angekommen, während Italien immer noch hinterherhinkt. Allerdings ist ein Wachstum von 0,5% für Italien ein gutes Ergebnis, da das Land zu normalen Zeiten eine solche Quote meist nur im ganzen Jahr geschafft hat. Aber natürlich darf man nicht vergessen, von welch niedrigem Niveau man kommt.

Der Aufschwung in Euroland hat also nun an Breite gewonnen und selbst Nachzügler auf Trab gebracht. Das steilste Wachstum innerhalb der Euro-Zone legte übrigens Lettland mit 1,5% hin, während für Griechenland, das immer noch am Finanztropf seiner Europartner hängt, zunächst noch keine Daten von Eurostat vorlagen.

Deutsche Banken bleiben bei europaweiter Einlagensicherung hart Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) wird nicht müde, vor der Einführung einer europäischen Einlagensicherung zu warnen. Denn noch immer bergen die Pläne der EU-Kommission die große Gefahr, dass deutsche Sparer für marode europäische Institute haften müssen, die in ihrem Kern als unsolide gelten. Aus diesem Grund ist es angesagt, die Risiken in den einzelnen Bankensektoren zunächst zu reduzieren. In einem ersten Schritt müssen erst einmal die nationalen Einlagensicherungssysteme und das Schutzniveau vollständig harmonisiert werden. Erst dann kann der nächste Schritt erfolgen. Geschieht dies nicht, läuft man nach Überzeugung des Verbandes Gefahr, das Vertrauen der Bankkunden in Deutschland aufs Spiel zu setzen. Und Vertrauen ist ja bekanntlich das höchste Gut in einer Bank-Kunden-Beziehung.

Aber auch die zunehmende Regulierung und die damit einhergehende ausufernde Bürokratie macht den Geldhäusern zu schaffen. Dazu trägt aktuell die neue Finanzmarkt-Richtlinie der Europäischen Union (EU), MiFID II, bei. Diese regelt viele sinnvolle Dinge, aber das Prinzip der Verhältnismäßigkeit werde teilweise mit Füßen getreten, machte BdB-Präsident Walter Peters unlängst klar.

Um die weitere Belastung durch die Niedrigzinsphase etwas zu reduzieren, hat der Verband nun vorgeschlagen, einen Freibetrag für die Überschussliquidität der Banken bei der EZB und eine Halbierung des negativen Einlagenzinses in Höhe von bislang 0,4% einzuführen. Noch besser wäre es, die EZB würde ihren für 2018 angedeuteten Kurswechsel entschlossener durchführen. Die anziehende Konjunktur in Euroland sowie die sich aufbauenden Risiken würden dies allemal rechtfertigen.

Weihnachten steht vor der Tür

In etwas mehr als fünf Wochen ist Weihnachten und die Kinder überlegen bereits fleißig, was sie alles auf den Wunschzettel schreiben können. Die Spannung steigt somit zunehmend. Auch am Markt für Corporate Bonds ist in diesen Wochen besonders viel los und einige Unternehmen starten bereits jetzt ihre Weihnachtsoffensive. So refinanzierten sich mit British Telecommunications, Toyota Motor Credit, PostNL und Ferrari gleich vier in der Branche bekannte Unternehmen am Kapitalmarkt.

Den Auftakt machte British Telecommunications mit einem 1,1 Mrd. € schweren Bond (A19SLK), der am 21.11.2024 fällig wird. Die Anleihe ist mit einem jährlichen Zins von 1% ausgestattet und wurde zu 99,263% begeben, was einem Emissionsspread von +62 bps über Mid Swap gleichkam. Der britische Telekommunikationsdienstleister ließ sich eine Make Whole Option sowie ein Kündigungsrecht am 21.08.2024 zu 100% in die Emissionsbedingungen aufnehmen. Die Mindeststückelung wurde auf 100.000 € festgelegt.

Toyota Motor Credit erfreute dabei die Investoren mit zwei Anleihen und einer Mindeststückelung von je 100.000 €. Insgesamt platzierte der Automobilhersteller aus den USA 1,2 Mrd. €. Der 4-jährige Bond (A19SLA) ist am 21.07.2021 fällig und wurde als Zerobond begeben. Emittiert wurde zu 99,81%, was einem Spread von +3 bps über Mid Swap gleichkam. Die zweite Tranche (A19SLB) mit Fälligkeit am 21.11.2024 zahlt dem Investor jährlich 0,625% Zinsen. Der Reoffer lag bei 99,727% (+17 bps über Mid Swap).

Als dritter im Bunde legte der niederländische Postdienstleister PostNL einen 7-jährigen Bond (A19SFZ) mit einem Emissionsvolumen von 400 Mio. € auf. Fällig ist das Papier am 21.11.2024. Der Dienstleister mit Hauptsitz in Den Haag zahlt für die Aufnahme des Kredits am Bondmarkt 1% Zinsen p.a. an die Investoren. Der Emissionspreis belief sich auf 99,987%, was einem Spread von +50 bps über Mid Swap entsprach. PostNL ließ sich eine Make Whole Option in die Anleihebedingungen aufnehmen und legte die Mindeststückelung auf 100.000 € fest. Des Weiteren ist der Bond seitens des Emittenten am 21.08.2024 zu 100% kündbar.

Zu guter Letzt reihte sich der Arbeitgeber des deutschen Formel 1 Fahrers Sebastian Vettel - Ferrari - ein und begab eine Anleihe (A19SDD) mit einem Volumen von 700 Mio. €. Der italienische Automobilhersteller aus Maranello stattete den Bond mit einem Zins von 0,25% aus, welcher bis zur Fälligkeit am 16.01.2021 jährlich gezahlt wird. Emittiert wurde zu 99,557% (+45 bps über Mid Swap). Die Anleihe ist ebenfalls mit einer Make Whole Option und einer Mindeststückelung von 100.000 € ausgestattet.

"Central Bank Communications" vertreibt die Sorgen

Die in dieser Woche abgehaltene Konferenz "Central Bank Communications" der führenden Notenbanker konnte anscheinend die Gemüter der besorgten Rentenhändler wieder etwas beruhigen. So wurde von den Chefs der Zentralbanken der wichtigsten Industriestaaten immer wieder betont, dass die Transparenz in geldpolitischen Fragen in Zukunft sogar noch ausgebaut werden soll. Somit ist nach Ansicht der Marktteilnehmer ein hinreichendes Frühwarnsystem installiert, was Investoren auf dem ermäßigten Niveau wieder zugreifen ließ.

Noch in der vergangenen Woche wurde mit 163,63% ein neues Hoch im Dezember-Kontrakt erreicht und Gewinnmitnahmen sowie Absicherungsmaßnahmen ließen das Sorgenbarometer am Dienstag sogar bis auf 161,91% abstürzen. Jedoch konnte die psychologische Marke von 162% nicht nachhaltig unterschritten werden, was zu einer 66%-igen Gegenreaktion (163,06%) führte, die fast punktgenau erreicht wurde.

Dennoch darf auch in den kommenden Tagen ein Test der Unterstützungslinie bei 162,43% nicht ausgeschlossen werden. Mit dem Durchbrechen dieser "Leitplanke" wäre sogar ein erneuter Test des Bereichs um 162% und ein Rücksetzer bis auf ca. 161,77% möglich. Nach oben blickend verlaufen die Widerstandslinien in der Nähe von 163,06% und 163,40%. Aktuell notiert der Euro-Bund-Future bei 162,65%.

Bund verdient weiterhin Geld bei der kurzen Refinanzierung

In dieser Handelswoche wurden in den USA lediglich die üblichen T-Bills mit einer Laufzeit von 4 Wochen sowie 3 und 6 Monaten im Gesamtvolumen von 128 Mrd. USD aufgelegt und die 10-jährigen TIPS um 11 Mrd. USD aufgestockt.

In der Eurozone hat Italien am Tag vor dem Scheitern ihrer Fußball-Nationalmannschaft noch die Investoren mit der Aufstockung diverser Altemissionen erfreut, bevor am Dienstag die Niederlande (A19C29 / 2027) aktiv wurde. Taggleich und zur Wochenmitte stellte Deutschland mit zwei Emissionen Material zur Verfügung. Zum einen wurden eine neue 2-jährige Bundeschatzanweisung (110470) im Volumen von 5 Mrd. € und zum anderen weitere 3 Mrd. € in der aktuellen 10-jährige Benchmark-Anleihe (110242) im Tenderverfahren angeboten.

Hierbei wurden für die kurzen Titel insgesamt Käufe von ca. 6,1 Mrd. € aufgegeben und die Zuteilung erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von -0,71%. Zur Marktpflege wurde allerdings fast 1 Mrd. € zurückbehalten. Die Anleihe mit Fälligkeit in 2027 hingegen war technisch unterzeichnet, da lediglich Kaufinteresse für nominal 2,97 Mrd. € bekundet wurde. In diesem Fall wurden 525 Mio. € zur Marktpflege umgebucht und die zugeteilte Durchschnittsrendite belief sich auf 0,36%.

Den Schlusspunkt unter eine Woche ohne Rückzahlung, aber mit Neuemissionen für ca. 26 Mrd. €, setzen heute Spanien (A19JJJ / 2021 ; A19P6R / 2022 ; A19KVL / 2027 ; A181RK / 2066) und Frankreich mit 3 Straight Bonds (A1AS9F / 2020 ; A19PMK / 2023 ; A1ZVTR / 2025) sowie 3 Linkern (A18Y73 / 2021 ; A1HGEZ / 2024 ; A18675 / 2047).

Eurostärke auf breiter Front

In der vergangenen Woche hatte der Euro eindeutig das Nachsehen zu seinem Pendant aus den USA. Diese Woche sieht es wiederum ganz anders aus. Wie so oft gilt die Devise, die Börse ist keine Einbahnstraße.

Die Verluste der jüngeren Vergangenheit konnte der Euro in den vergangenen Handelstagen gänzlich wettmachen und stieg auf ein neues Monatshoch bei 1,1861 USD. In der Vorwoche handelte er zeitweise noch bei 1,1554 USD und damit so schwach wie vor gut drei Monaten. Starke BIP-Zahlen für Deutschland und auch für Italien beflügelten die europäische Gemeinschaftswährung. Die Hängepartie um die geplante US-Steuerreform wirkt sich ebenfalls belastend auf den US-Dollar aus. Somit präsentiert sich die Einheitswährung derzeit allgemein stark und notiert heute Morgen weiterhin gut behauptet bei ca. 1,1790 USD.

Eine wahre Berg- und Talfahrt ist beim Pfund-Sterling zu beobachten. Die Brexit-Verhandlungen sowie die aktuelle politische Situation bringen die Währung immer wieder aufs Neue unter Abgabedruck. Konnte das Pfund Anfang November noch bei Kursen von 0,8733 GBP kurz durchatmen, geht der Währung Großbritanniens jetzt wieder die Luft aus. Zur Stunde handelt der Euro knapp unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 0,90 GBP.

Enttäuschende Daten zur Lohnentwicklung und damit sinkende Aussichten auf steigende Zinsen haben den australischen Dollar ebenfalls auf Talfahrt geschickt. Davon konnte der Euro profitieren und stieg kurzzeitig über die Marke von 1,56 AUD und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2016.

Zu den favorisierten Währungsanleihen zählten in der vergangenen Berichtswoche Bonds lautend auf US-Dollar, australische Dollar, türkische Lira und vereinzelt auch auf südafrikanische Rand sowie russische Rubel.

Disclaimer

Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich.

Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:
Baader Bank AG
Weihenstephaner Str. 4
85716 Unterschleißheim
Deutschland
www.baaderbank.de

Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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