Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Öffnet sich in Washington das Türchen zum Freihandel?

26.07.18 10:57 Uhr

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"Tariffs are the greatest" - Zölle sind das Größte, hat D. T., der Unberechenbare, seinem Treffen mit der Europäischen Kommission in dieser Woche vorausgeschickt, per Twitter natürlich.

Dass EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Vorfeld signalisierte, er suche den Dialog mit Washington, um über die angedrohten Zölle auf Autos zu verhandeln, schien somit wenig erfolgversprechend. Denn es war nicht zu erwarten, dass US-Präsident Donald Trump von einem jovial gestimmten Juncker davon abgebracht werden konnte, seine Drohungen vorerst zurückzunehmen. Doch wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her!

Somit war es angebracht, Trumps Vorschlag, auf alle Zölle zu verzichten, aktiv aufzugreifen. Der US-Präsident hatte per Twitter der Europäischen Union einen bilateralen Verzicht auf alle Zölle, Handelsbarrieren und Subventionen vorgeschlagen. Warum also nicht diese Gelegenheit beim Schopfe packen und Trump beim Wort nehmen, Herr Juncker? Schließlich hat der US-Präsident auch an anderer Stelle die Tür in Richtung Freihandel wieder geöffnet, und zwar gegenüber Mexiko, just dem Land, das er in der Vergangenheit mehrfach verächtlich gemacht hatte. So hat Trump den Wunsch geäußert, mit dem südlichen Nachbarland eine Neuauflage des Freihandelsabkommens Nafta auszuhandeln. Ein rasches Ergebnis würde beiden Ländern mehr Arbeitsplätze bringen, hatte er dem neuen mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador in einem Brief mitgeteilt.

Keine Frage, es ist ein einmaliger Vorgang, dass ein US-Präsident Güter des täglichen Bedarfs mit Strafzöllen überzieht und dies mit Maßnahmen für die nationale Sicherheit begründet. Willkür bleibt immer noch Willkür, deren Folgen für die US-Verbraucher mit einer gewissen Zeitverzögerung spürbar werden. Daher ist es wichtig, dass die Europäer alles unternehmen, um eine weitere Eskalation zu verhindern und dazu wurde gestern Abend die Basis geschaffen.

Klar, musste die EU über ihren Schatten springen und eigene liebgewonnene Schutzzölle etwa für Autos oder landwirtschaftliche Produkte überdenken. Aber mit einer gemeinsamen Antwort, die Zollsenkungen beinhaltet, kommt Brüssel wieder aus der Defensive heraus. Denn solange das System von Strafzöllen und Gegenmaßnahmen weiter existieren würde, müssen Anleger mit einer hohen Volatilität an den Finanzmärkten rechnen - einer Volatilität, die im Prinzip die Sprunghaftigkeit des US-Präsidenten widerspiegelt.

Für Trump hat sich indessen ein anderer Schatten über die Märkte gelegt. So hat sich Russland inzwischen fast vollständig als Gläubiger der USA verabschiedet. Der russische Bestand an US-Treasuries ist in den Monaten April und Mai von mehr als 96 Mrd. USD auf ca. 15 Mrd. USD geschrumpft - ein Vorgang, der tendenziell den Rubel stärkt. Es zeigt aber auch, wie anfällig die USA unter Trump sind, der etwa seine Steuerreform auf Pump finanziert. Höhere Zinsen sind dabei das Letzte, was Trump nun gebrauchen kann. Der Zinstrend aber zeigt seit April für zehnjährige Titel nach oben, wie das Beispiel einer US-Anleihe (175162) mit Laufzeit 8/2028 zeigt, wo die Rendite von ca. 2,70 auf 2,96% gestiegen ist. Dabei ist Russland nur ein vergleichsweise kleiner Gläubiger der USA. Anders sieht es bei China aus, das US-Staatsanleihen von mehr als 1,1 Bill. USD hält. Ein teilweiser Abverkauf hätte dann ganz andere Folgen.

Sind wir hinterher schlauer als wir es vorher waren?

Bereits im Juni hatte Mario Draghi auf der Pressekonferenz der EZB im Groben die weitere geldpolitische Vorgehensweise erläutert. Obwohl die damals gemachten Ankündigungen schon mehr waren, als viele Marktteilnehmer erwartet hatten, ist es nun an der Zeit, die vielen kleinen Bausteine etwas näher zu erläutern. Man könnte es auch durchaus als eine notwendige Feinadjustierung bezeichnen.

So wären Erläuterungen zu den weiterhin geplanten Reinvestitionen der endfälligen Anleihen und der Zinszahlungen hilfreich. Denn nicht zuletzt der zeitliche Horizont der Wiederanlage lässt Rückschlüsse auf die Zinserwartung der obersten europäischen Währungshüter zu. Ob allerdings ein so tiefer Einblick gewährt wird, darf zumindest bezweifelt werden. Und so werden die Analysten auch weiterhin damit beschäftigt sein, die Kommentare der Notenbanker auf Hinweise zu untersuchen, ob ein kurzfristiges Zwischenparken der Gelder oder die von der amerikanischen Notenbank verwendete "Operation Twist" bevorzugt wird.

Jedoch beschäftigt die Finanzmärkte auch noch eine andere Frage. So besteht nach dem für August geplanten Ende des dritten Hilfspakets für Griechenland zumindest theoretisch die Möglichkeit, griechische Staatsanleihen wieder in den Fundus der für die EZB ankaufbaren Anleihen aufzunehmen. Eine solche in die Zukunft gerichtete Ankündigung wäre also durchaus denkbar, auch wenn es jetzt noch als zu früh erscheint. Wahrscheinlich wird man zuerst das Urteil der Investoren bei einer zu erwartenden Neuemission abwarten, um anschließend dosiert den Markt damit zu konfrontieren.

Es kann heute aber auch durchaus nur zu einer Wiederholung des Statements vom Juni kommen, was allerdings die Marktteilnehmer enttäuschen würde. Es kommt also bei der heutigen Pressekonferenz von "Super-Mario" wieder auf jedes einzelne Wort an. Und es ist zu befürchten, dass wir hinterher nicht viel schlauer sein werden, als wir es vorher schon waren.

Pekings Gratwanderung auf dem Schuldenberg

Die Wirtschaftsmacht China ist seit Monaten insbesondere wegen des Handelskriegs mit den USA in den Schlagzeilen. Wenn es schlecht läuft, kann der Zollstreit die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft im Reich der Mitte durchaus bremsen. Es wurde daher bereits gemutmaßt, Peking könne den Handelskrieg zu einem Währungskrieg ausdehnen, wofür der sinkende Wert des Yuan ein Indiz wäre. Die Verbilligung der chinesischen Währung könnte aber auch andere, fundamentale Ursachen haben.

Die Rede ist von dem gigantischen Schuldenberg, mit dessen Hilfe China seine führende Rolle in der Weltwirtschaft finanziert. Ein erstes offensichtliches Zeichen, wie riskant die Gratwanderung auf dem Schuldenberg ist, hat nun die Pleite des Großkonzern Wintime Energy gezeigt. So ist das Kohleunternehmen in der nördlichen Provinz Shanzim unter einer Schuldenlast von 11 Mrd. USD zusammengebrochen.

Nachdem Pekings Notenbank jahrelang die Konjunktur mit Niedrigzinsen befeuert hat, treten nun immer mehr die Risiken eines auf Schulden basierten Wirtschaftswachstums zutage. Mit mehr als 29 Bill. USD ist der chinesische Schuldenberg der zweithöchste der Welt. Gleichzeitig ist die Schuldenquote mit rund 300% des BIPs für einen Emerging Market außerordentlich hoch. Aufgrund der hohen Verschuldungsrate steigen natürlich auch die Gefahren von Kreditausfällen.

Die Frage ist nun, ob es Peking rechtzeitig gelingt, auf die Kreditbremse zu treten. Tatsächlich hat Präsident Xi Jinping bereits Schattenfinanzierungen eingedämmt, die Zinsen erhöht und Vermögensverwalter stärker reguliert. Neben einer Wachstumsdelle hatte dies allerdings auch Kreditengpässe bei Unternehmen zur Folge - siehe Wintime, das plötzlich eine Anleihe nicht mehr bedienen konnte. Man muss befürchten, dass in diesem Jahr weitere Pleiten folgen werden. Kein Wunder also, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) immer wieder vor der Überschuldung Chinas warnte.

Dass in einer solchen Situation der Handelskrieg mit den USA die Lage noch verschärft, dürfte klar sein. Strafzölle treffen Peking zur Unzeit, in der die Notenbank ohnehin nur eingeschränkt reagieren kann. Der Protektionismus von D. T., dem Unberechenbaren in Washington, scheint China zu zwingen, eher wieder mehr Geld als geboten wäre, in die Wirtschaft zu pumpen - was das Risiko eines Kollapses weiter erhöht.

Ein No-Deal aus Versehen?

Die Verhandlungen sind festgefahren. Seit Monaten kommen die Unterhändler aus Brüssel und London bei ihren Gesprächen über den Brexit nicht voran. Damit steigt die Gefahr eines Austritts Großbritanniens aus der EU ohne Vereinbarung (No-Deal) weiter an. Was dann passieren würde, weiß niemand so genau. Aber irgendeine Art von Chaos wäre es wohl schon, wenn das Regelwerk für den Luftverkehr oder der Status von EU-Ausländern in Großbritannien und Briten in der EU offen bleiben würde. Nun hat sich der Online-Händler Amazon zu Wort gemeldet, weil er innerhalb von zwei Wochen Unruhen und Aufstände in der Bevölkerung aufgrund von Lieferengpässen befürchtet, sollte Großbritannien ohne vertragliche Vereinbarung aus der EU ausscheiden, wie die "Times" schreibt. Auch Logistiker warnen seit Monaten, dass Zoll- und andere Sicherheitskontrollen zu erheblichen Rückstaus an Nadelöhren wie den Kanalhäfen und der Zufahrt zum Tunnel führen dürften.

Dass die Gefahr eines No-Deals gestiegen ist, darauf wies auch der neue britische Außenminister Jeremy Hunt hin, als er dieser Tage seinen bundesdeutschen Kollegen Heiko Maas in Berlin besucht hat. Es bestehe derzeit ein sehr echtes Risiko, dass es "aus Versehen" zu einem Brexit ohne Abkommen komme, warnte Hunt. Ist das nun eine reale Gefahr oder baut hier London nur indirekt Druck auf? Immerhin fordert Hunt von der EU eine konstruktivere Rolle mit einem "wirklich neuen Ansatz", whatever that means. Und wenn er dann darauf hinweist, dass es hochgradig schädlich für "diese großartige Partnerschaft" wäre, wenn bei einem No-Deal die Einstellung einer ganzen Generation Briten zu Europa negativ beeinflusst würde, dann sagt er nichts anderes als Ressentiments gegenüber der EU voraus. Damit bringt die britische Regierung indirekt den Gedanken ins Spiel, dass die EU in Großbritannien schnell zum Sündenbock werden könnte, sollte es tatsächlich zu den oben genannten Lieferengpässen kommen. Klar, die Regierung in 10 Downing Street wird immer Brüssel den Schwarzen Peter zuschieben, wenn etwas schiefläuft.

80% der Fragen zwischen Brüssel und London gelten zwar als ausverhandelt. Aber Knackpunkte wie die irische Grenzfrage sind weiter offen. London möchte nach dem Brexit eine Freihandelszone für Waren und Agrarprodukte, aber nicht für Dienstleistungen. Das nennt die EU Rosinenpickerei. Scheidet Großbritannien ungeregelt aus der EU aus, könnten schon im März 2019 Grenzkontrollen eingeführt werden.

Die Frage wäre nun, ob sich die Verhandlungspartner nicht tief in die Augen schauen sollten, um über eine Fristverlängerung für die Austrittsverhandlungen nachzudenken. Dies ist laut EU-Verträgen immerhin möglich - wenn auch mit Zustimmung aller Mitgliedsländer. Inzwischen hat May ihren frisch ernannten Brexit-Minister Dominic Raab kaltgestellt. Von nun an will die Premierministerin die Gespräche mit der EU selbst leiten. Der Brexit wird also ab sofort Chefsache sein!

Italien mit Ambitionen bei EZB-Bankenaufsicht

Wenn es darum geht, Chefposten in der Eurozone neu zu besetzen, spielt es immer eine Rolle, welches Land wann und wo in der Vergangenheit oder aktuell gerade dran sein könnte. Nicht anders ist es auch bei der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für die Französin Daniele Nouy, die Ende des Jahres nach fünf Jahren aus der Position der obersten Bankenkontrolleurin für die Euro-Zone ausscheidet.

Noch hat niemand den Hut für eine Bewerbung, die bis 24. August läuft, in den Ring geworfen. Aber immer wieder hört man, dass Italien stark daran interessiert sei, die Spitze der EZB-Bankenaufsicht neu zu besetzen. Man kann natürlich sagen, dass das gut passen würde. Schleppen doch italienische Banken einen großen Teil der faulen Kredite von 721 Mrd. € mit sich herum, welche die europäischen Banken immer noch als Spätfolge der Finanzkrise in ihren Büchern stehen haben. Man kann natürlich auch der Meinung sein, dass just ein Italiener als oberster Bankenkontrolleur zu nachsichtig mit den Instituten seines Heimatlandes sein könnte.

Für die Nachfolge von Nouy wird ein Interesse des Chefs der EU-Bankenaufsicht, Andrea Enria, und des EZB-Bankenwächters Ignazio Angeloni kolportiert. Auch die Vize-Notenbankchefin von Irland, Sharon Donnery, und der ehemalige Bankenaufseher bei der niederländischen Zentralbank, Jan Sijbrand, wurden ins Spiel gebracht.

Sollte die Wahl auf Enria oder Angeloni fallen, würden tatsächlich zwei Italiener gleichzeitig bis Oktober 2019 Spitzenpositionen in Finanzinstitutionen der Eurozone besetzen. Denn bis dahin bekleidet Mario Draghi noch den Chefposten der EZB. Diesen will ja bekanntlich Bundesbank-Chef Jens Weidmann beerben, weshalb die Bewerbung eines deutschen Kandidaten für die EZB-Bankenaufsicht als ausgeschlossen gilt. Aber weil im 25-köpfigen EZB-Rat 23 Männer sitzen, könnte bei der Besetzung der EZB-Spitze auch noch der Wunsch des EU-Parlaments nach einer höheren Frauen-Quote eine Rolle spielen.

Blitz F18-674 trotzt der Sommerflaute

Am Primärmarkt für Corporate Bonds herrscht Sommerflaute, aber das hat sicherlich mehrere Ursachen. So sind bei manchen Emittenten neben den ganzen wirtschaftlichen und politischen Imponderabilien auch andere Überlegungen verantwortlich für die Zurückhaltung bei der Begebung neuer Anleihen. Das wird beispielsweise bei der Daimler AG deutlich, die sich eine neue Kreditlinie über 11 Mrd. € hat einräumen lassen. Die Finanzierung soll eine Laufzeit von fünf Jahren (plus Option der Verlängerung) haben und eine bisherige Kreditlinie von 9 Mrd. € ablösen. Hierzu wurden weltweit 40 Banken mit ins Boot genommen und seitens der Unternehmensführung erhofft man sich mehr Flexibilität bei der bedarfsgerechten Nutzung des Kreditrahmens.

Dennoch gibt es auch in dieser Woche einen Emittenten, der am Kapitalmarkt mittels einer 8-jährigen Anleihe 465 Mio. € aufgenommen hat. Hierbei handelt es sich um einen Bond, der auf den Namen einer Zwischengesellschaft der neuen Techem-Eigentümer begeben wurde. Ausgestattet ist der Bond der Blitz F18-674 GmbH (A2NBFD) mit einem jährlichen Kupon von 6%, der halbjährlich zur Auszahlung gebracht wird. Die Rückzahlung ist auf den 30.07.2026 terminiert, wobei allerdings eine Make Whole Option bis zum 30.07.2021 festgeschrieben wurde. Ab dem 30.07.2021 ist jederzeit eine Kündigung zu 103%, ab dem 30.07.2022 zu 101,50% und ab dem 30.07.2023 zu pari möglich. Die kleinste handelbare Einheit beläuft sich hierbei auf nominal 100.000 €. Emittiert wurde zum Preis von 100%, was einem Emissionsspread von +591 BP über Bunds entsprach.

Ausbruch nach oben vorerst abgewehrt

Am Freitag vergangener Woche war es dann endlich soweit. Das Rentenbarometer versuchte aus seiner seit Wochen angestammten Tradingrange auszubrechen. Auslöser hierzu war ein Test der oberen Trendkanallinie, die zwar kurzzeitig mit 163,39% überschritten werden konnte, allerdings konnte dieses Niveau nicht verteidigt werden. Und so kam es, wie es kommen musste. Gewinnmitnahmen und sichtlich entspannte Aktienmärkte ließen die Kurse am Rentenmarkt purzeln und die Renditen vorübergehend ansteigen. Das Unterschreiten der psychologisch wichtigen Marke bei 162% war hierbei jedoch nur kurzzeitig zu registrieren und inzwischen versuchen die "Bullen", dieses Terrain wieder zurück zu erobern. Ob dies allerdings gelingen kann, hängt nicht zuletzt von der Konkretisierung der gestrigen Lösungsansätze bei den angezettelten Handelskriegen ab. Denn zuerst muss sich noch zeigen, dass der gestern Abend ausgehandelte "Waffenstillstand" auch hält, was er verspricht. Zumal einer der Verhandlungspartner D.T., der Unberechenbare, ist.

Obwohl man erwarten müsste, dass des einen Freud des anderen Leid und umgekehrt sein müsste, haben zumindest die Akteure an den internationalen Finanzmärkten schon lange erkannt, dass es in Handelskonflikten eigentlich keinen Sieger, sondern nur Verlierer geben wird. Deshalb sind die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks bei den geringsten Annäherungsversuchen zwischen den zerstrittenen Parteien ins Plus gelaufen und umgekehrt kam es bei negativen Meldungen und Drohgebärden zur Flucht aus Aktien. Die enge wirtschaftliche Verbindung zwischen der EU - insbesondere Deutschlands - und den USA ist dafür mitverantwortlich. In einem gewissen Ausmaß kam es in der Folge zu spiegelbildlichen Verhaltensmustern an den Bondmärkten, allerdings konnten die Marktteilnehmer auch die mahnenden Worte seitens des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu den Folgen eines weltweiten Handelskrieges nicht ausblenden. Denn niemand vermag zu prognostizieren, wie lange die gegenseitigen Provokationen ausbleiben bzw. wann sie wieder einsetzen werden. In den USA ist zumindest bis zu den "Mid terms 2018" damit zu rechnen, dass sich Donald Trump als starker Präsident aufspielen wird, um seinen Wählern zu imponieren. Also keine einfachen Zeiten für Börsianer, trotz der zuletzt positiven Signale.

In solchen Marktsituationen wird oftmals die Charttechnik zu Rate gezogen. Die nächste Unterstützungslinie verläuft beim Euro-Bund-Future aktuell bei ca. 161,20% und als Widerstand hat sich der Bereich um 162,80% herausgebildet. Aktuell notiert das Rentenbarometer bei 162,02%, was einer Rendite für die 10-jährige Benchmark-Anleihe von 0,41% entspricht.

Vergleiche Bund und ESM!

Zum Wochenauftakt hat bereits Belgien bei vier Altemissionen (A19C7W / 2024 ; A19U5T/ / 2028 ; A19H8V / 2037 ; A180Z6 / 2066) das Emissionsvolumen erhöht und so etwa 3,6 Mrd. € refinanziert. Bevor am heutigen Donnerstag noch Italien mit diversen Aufstockungen in Erscheinung tritt, hat bereits gestern die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland eine neue 5-jährige Bundesobligation (114178) im Tenderverfahren offeriert. Insgesamt sollten 4 Mrd. € platziert werden, jedoch wurden lediglich Kaufaufträge für ca. 3,6 Mrd. € eingereicht. Die somit als technisch unterzeichnete Gattung wurde als Nullprozenter zu einem gewogenen Durchschnittskurs von 100,97% zugeteilt, was einer Durchschnittsrendite von -0,18% entsprach. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass bereits am Dienstag eine 5-jährige Anleihe des ESM aufgelegt wurde. Diese Gattung (A1Z99E) ist allerdings mit einem jährlichen Kupon von 0,1% ausgestattet, was bei einem Emissionskurs von 99,94% eine Rendite von ca. 0,11% ergab. Diese beiden Gattungen sind zwar nicht direkt vergleichbar, geben aber dennoch einen Hinweis auf die Renditeunterschiede infolge teilweise unterschiedlicher Schuldner.

In den USA gibt man sich bei den Emissionsvolumen mit solchen "Peanuts" nicht ab und so konnten Investoren zwischen Geldmarkttiteln im Volumen von 151 Mrd. USD und T-Notes für insgesamt 119 Mrd. USD wählen. Mit Laufzeiten von vier Wochen, drei und sechs Monaten, sowie zwei, fünf und sieben Jahren war sicherlich für fast jeden Interessierten bei den 270 Mrd. USD etwas dabei.

Die türkische Notenbank wurde einverleibt

In dieser Woche wurde auf dem Börsenparkett nicht nur über den Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gesprochen, sondern auch über die jüngste Entscheidung der türkischen Notenbank. Bereits vor wenigen Tagen hatte der Staatspräsident Tayyip Erdogan angekündigt, mehr Einfluss auf die Notenbank nehmen zu wollen. Das schürte Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank und so wurde am Dienstag mit Spannung der Zinsentscheid erwartet.

Bei einer Teuerungsrate von annähernd 15% und einem Leitzins von 17,75% waren die meisten Beobachter von einer Anhebung um 1,25 PP ausgegangen. Jedoch kam es - wie so oft im Leben - ganz anders. Die Notenbanker der türkischen Zentralbank sprachen sich für eine Beibehaltung des aktuellen Leitzinses aus. Die Reaktionen auf diese Entscheidung ließen allerdings nicht lange auf sich warten. Massiver Rückgang der Aktiennotierungen, aber auch ein erneuter Schwächeanfall der türkischen Lira. Zwischenzeitlich notierte der Euro sogar auf einem historischen Höchstkurs bei 5,7823 TRY und wird aktuell wieder bei ca. 5,66 TRY gehandelt.

Das andere den Devisenmarkt dominierende Thema war der Wechselkurs EUR/USD. Lange Zeit bewegte sich die Gemeinschaftswährung zwischen 1,1650 und 1,1710 USD, um infolge der möglichen Annäherung im Handelsstreit zwischen der EU und den USA wieder bei ca. 1,1730 USD zu notieren.

Handelsaktivitäten waren insbesondere in Fremdwährungsanleihen lautend auf US-Dollar, türkische Lira und russische Rubel zu verzeichnen.

Disclaimer
Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich. Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:
Baader Bank AG
Weihenstephaner Str. 4
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Deutschland
www.baaderbank.de

Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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