Neues Leben am Markt für Neuemissionen
Der Primärmarkt für Anleihen hat in den vergangenen Tagen eine deutliche Belebung erfahren.
Nicht nur bei Covered Bonds, die mit Hypotheken oder mit öffentlicher Deckung abgesichert sind, sondern auch bei Unternehmensanleihen trauen sich die Emittenten wieder verstärkt an den Markt. Die gute Nachfrage nach den neuen Covered Bonds ist mit dem etwas zurück gegangenen Bund Future zu begründen. Nachdem das Barometer am Anleihenmarkt von seinem Hoch Ende August bei gut 135 Punkten auf nunmehr rund 130 gefallen ist, nutzen viele Anleger die neue Situation wieder für den Einstieg bei etwas höheren Renditen. Sehr fest präsentiert sich auch der Markt für Corporate Bonds, wo gute Offerten Mangelware bleiben. So sorgt die Jagd nach Extrarenditen für einen Boom im Segment für High-Yield-Papiere, also Anleihen ohne Investment Grade mit einer überdurchschnittlichen Verzinsung. Hier sind Corporate Bonds zwar stark gesucht, aber schwer zu bekommen.
Planspiele für eine gemeinsame Euro-Anleihe reifen Immer wieder wird von verschiedenen Politikern der Ruf nach einer gemeinsamen Euroanleihe laut. Zuletzt hat sich auch wieder der EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso angetan von dieser Idee gezeigt, schließlich könnte damit Geld für gemeinsame Projekte schneller und einfacher eingesammelt werden. Bisher lehnen Deutschland und Luxemburg ein solches Ansinnen aber noch ab. Vielen Staaten würde somit mit einem weiteren Schattenhaushalt die Möglichkeit der gefühlten Haushaltskonsolidierung gelingen. Aber dies wäre ein falsches Signal auch für die Bürger der EU.
Firmen aus defensiven Sektoren trauen sich an den Markt Vor allem defensive Sektoren aus dem Telekommunikations- und Energiebereich nutzten die derzeit sehr niedrigen Zinsen, um sich langfristig am Kapitalmarkt zu refinanzieren. So emittierten der französische Nuklear-Konzern Areva (BBB+), der ebenso in Frankreich beheimatete Mineralölkonzern Total (Aa1, AA) und Singapore Telecommunications (Aa3, A+) langfristige Bonds mit einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren. Alle Unternehmen zeichnen ein hoher Cash-Flow und solide Bonitätsnoten aus. Dafür mussten die Unternehmen gerade einmal 3,50% bzw. 3,125% und 3,50% an jährlichen Zinsen bieten, um die Anleihen erfolgreich am Kapitalmarkt platzieren zu können.
Interessant zu beobachten ist, dass vor allem Energieunternehmen das Hybridkapital wieder für dich entdeckt haben. Scottish Southern Energy und Suez Environnement begaben jeweils einen bis 2049 laufenden Hybridbond, der im Jahr 2015 kündbar ist. Hybridkapital sind nachrangige Anleihen die teilweise Eigenkapitalcharakter besitzen. Ebenso ist eine nachrangige Anleihe des Stromriesen RWE in der Pipeline, die in der kommenden Woche emittiert werden soll.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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