Inflationserwartungen lösen Verkäufe am kurzen Ende aus
Steigende Inflationserwartungen rücken zunehmend in den Blickpunkt der Bondanleger.
Dabei spielen die Investoren an den Märkten derzeit ein ganz besonderes Szenario.
Denn die Schlussfolgerungen, die aus den Inflationssorgen zu ziehen sind, müssen vor dem Hintergrund der aktuellen Schuldenmisere gesehen werden, die die Notenbanken in eine Zwickmühle gebracht haben. Während die Währungshüter normalerweise eine drohende Inflation durch Zinserhöhungen in die Schranken verweisen können, sind ihnen in Zeiten immenser Staatsverschuldung die Hände gebunden. Würden die Notenbanken die geldpolitischen Zügel straffen, würden die Staatsschulden noch weniger finanzierbar werden, als sie eh schon sind. Also werden die Notenbanker peinlichst darauf achten, den Deckel auf den Zinsen zu halten, indem sie etwa weiterhin Staatsanleihen aufkaufen.
Diese Annahmen sorgen nun derzeit für Verkäufe „am kurzen Ende“ und bei mittleren Laufzeiten zwischen drei und fünf Jahren. Diesem Szenario liegt die Erwartung zu Grunde, dass es am kurzen Ende vorübergehend höhere Zinsen geben wird. Gesucht sind dagegen Bonds mit langen Laufzeiten, weil die Investoren davon ausgehen, dass die Staaten eine am langen Ende steigende Zinskurve zu verhindern wissen.
Dass der Inflationsdruck zunimmt, zeigen Signale aus China, dessen Zentralbank am Dienstag den Leitzins innerhalb eines Monats bereits zum zweiten Mal erhöht hat. Weitere Indikationen kann auf ihrer heutigen Sitzung die Bank of England liefern, schließlich sind die Inflationserwartungen auf der Insel noch höher als in der Eurozone.
Eurobond 2.0
Nachdem die deutsche Bundesregierung stets die Begebung von Eurobonds zur Finanzierung der Schuldensünder ablehnte, werden verschiedene Politiker nicht müde, eine neue Variante, den Eurobond 2.0, wieder ins Spiel zu bringen. Konkret wird dies an den hoch verschuldeten Krisenländern Griechenland, Irland und Portugal verdeutlicht. Die anderen Euroländer würden zusammen einen Eurobond begeben und den Investoren der Altanleihen einen Umtausch mit entsprechendem Abschlag anbieten. Jean-Claude Trichet lehnt es zwar weiterhin ab, über Haircuts auf Anleihen von in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Ländern zu diskutieren. Aber mittels dieser freiwilligen Variante könnten Notenbanker und Politiker ihr Gesicht wahren. Not macht also doch erfinderisch.
Der letzte Schrei der Refinanzierung
Die Schuldenkrise in den USA beschäftigt immer mehr die Finanzmärkte und ruft alle sogenannten Experten auf den Plan. Gefragt oder auch nicht gefragt, geben sie ihre Meinung zum Besten. Nachdem auch der US-Notenbankchef Ben Bernanke vor der Schuldenkrise warnt und sich der Tag X nun wegen Mehreinnahmen bei den Steuern leicht nach hinten verschoben hat, werden die Vorschläge immer abstruser. Um die Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen wird laut darüber nachgedacht, sich Geld für 40, 50 oder auch 100 Jahre zu beschaffen. Bereits im letzten Jahr hat sich Mexiko mit dieser Idee für 100 Jahre eine Milliarde US-Dollar am Kapitalmarkt beschaffen können. Nun soll sich auch das große Amerika dieses Mittels bedienen. Solche Vorschläge sind eindeutige Zeichen purer Verzweiflung. Die Aufnahme solcher Marathonanleihen verschiebt das Problem auf die überüberübernächste Generation. Wer sich mit solchen Gedanken trägt, der sollte sich mal um 100 Jahre zurückversetzen und bei der Analyse des Jahres 1911 wird dann sehr schnell deutlich, was sich in 100 Jahren so ereignen kann.
Ich hoffe, dass solche Hirngespinste ganz schnell wieder verschwinden und sich die Politiker und Notenbanker an die Arbeit machen, die Probleme an der Wurzel zu bekämpfen. Heute Geld zu leihen und den UrUrUrUrenkel die Bezahlung zu überlassen ist keine Lösung, sondern Augenwischerei.
Nur zwei Anleihen sorgen für Stimmung am Primärmarkt für Corporates
In der laufenden Woche sorgten lediglich zwei Neuemissionen für Stimmung am Markt für Unternehmens- und Hochzinsanleihen. Die Baumarktkette Praktiker begab eine 250 Mio. Euro schwere Anleihe mit Laufzeit 2016, die zweifach überzeichnet war. Aufgrund der Mindeststückelung von 1.000,- Euro ist der Deal vor allem auch an Privatkunden gerichtet. Das Unternehmen zahlt einen jährlichen Kupon von 5,875%. Praktiker wird von keinen der großen Ratingagenturen bewertet und besitzt somit kein Rating. Marktteilnehmer sind sich jedoch einig, dass Praktiker mit „BB“ bewertet würde.
Mit Red Electrica besorgte sich ein weiterer spanischer Versorger Geld über den Kapitalmarkt. Der Stromnetzbetreiber konnte 600 Mio. Euro frisches Kapital zu einem Kupon von 4,75% einsammeln. Die Anleihe wird 2018 zurückbezahlt. Die so genannten High-Beta Bonds von der iberischen Halbinsel (u. a. auch Gasnat, Elepor, Iberdrola) sind die vergangenen Wochen sehr gut gelaufen. So verwundert es nicht, dass sich der neue Bond von Red Electrica um mehr als 20 Basispunkte verteuert hat. Mit AA-/A2 besitzt das Unternehmen nur ein um wenige Noches schlechteres Rating als spanische Staatsanleihen.
Im Handelsfokus stand in der vergangenen Woche eine Anleihe von BMW (WKN: 748052) mit einer aktuellen Rendite von 2,34% und einer Laufzeit bis Februar 2013. Weiterhin im Blickfeld des Handel ist die Anleihe des niederländischen Elektrizitätskonzerns EDP (WKN: A1GLWD).
Auf Grund der anhaltenden Unsicherheit an den Märkten favorisieren viele Marktteilnehmer derzeit antizyklische Titel. Weiterhin nimmt der Sektor für Covered Bonds und Anleihen aus dem Finanzbereich die Hauptrolle im Rentenhandel ein.
Disclaimer
Die hier wiedergegebenen Publikationen, Kommentare oder sonstigen Beiträge wurden von den im Namen der Baader Bank AG Stellung nehmenden Autoren oder Kommentatoren sorgfältig zusammengestellt und beruhen zum Teil auf allgemein zugänglichen Quellen und Daten Dritter, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir keine Gewähr übernehmen können. Sie stellen eine Übersicht und Zusammenfassung ausgewählter Meldungen und Zahlen dar. Die Informationen stellen keine Anlageberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt. Sie stellen keine Finanzanalyse i.S. des § 34b WpHG dar und genügen deshalb nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen und unterliegen nicht dem Verbot des Handelns vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen. Es wird keine Gewähr für die Geeignetheit und Angemessenheit der dargestellten Finanzinstrumente sowie für die wirtschaftlichen und steuerlichen Konsequenzen einer Anlage in den dargestellten Finanzinstrumenten und für deren zukünftige Wertentwicklung übernommen. Die in der Vergangenheit erzielte Performance ist kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Bitte beachten Sie, dass Aussagen über zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen grundsätzlich auf Annahmen und Einschätzungen basieren, die sich im Zeitablauf als nicht zutreffend erweisen können. Es wird daher dringend geraten, unabhängigen Rat von Anlage- und Steuerberatern einzuholen. Durch das Zurverfügungstellen dieser Informationen wird der Empfänger weder zum Kunden der Baader Bank AG, noch entstehen der Baader Bank AG dadurch irgendwelche Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten dem Empfänger gegenüber, insbesondere kommt kein Auskunftsvertrag zwischen der Baader Bank AG und dem Empfänger dieser Informationen zustande. Es wird darauf hingewiesen, dass die Baader Bank an fünf deutschen Börsen als Skontroführer tätig ist und es möglich ist, dass das Institut in den beschriebenen Anlageinstrumenten eigene Positionen hält. Dieser Aspekt kann Einfluss auf die Informationen haben. Bitte beachten Sie auch die Ausführungen in dem Dokument "Umgang mit Interessenkonflikten bei der Baader Bank Aktiengesellschaft" das Sie unter www.baaderbank.de abrufen können. Der Versand oder die Vervielfältigung dieses Dokuments ist ohne die vorherige schriftliche Zustimmung der Baader Bank AG nicht gestattet. Dieses Dokument enthält möglicherweise Links oder Hinweise auf die Webseiten von Dritten, welche von der Baader Bank AG nicht kontrolliert werden können und daher kann die Baader Bank AG keine Verantwortung für den Inhalt von solchen Webseiten Dritter oder darin enthaltenen weiteren Links übernehmen. Copyright © 2011: Veröffentlicht von Baader Bank AG, Weihenstephaner Straße 4, 85716 Unterschleißheim, Deutschland. Baader Bank AG ist eine Aktiengesellschaft nach dem Recht der Bundesrepublik Deutschland mit Hauptgeschäftssitz in München. Baader Bank AG ist beim Amtsgericht in München unter der Nummer HRB 121537 eingetragen und wird beaufsichtigt von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Lurgiallee 12, 60439 Frankfurt am Main und Graurheindorfer Straße 108, 53117 Bonn. Die Umsatzsteueridentifikationsnummer von Baader Bank AG ist DE 114123893. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Dr. Horst Schiessl. Die Mitglieder des Vorstands sind Uto Baader (Vorsitzender), Nico Baader, Dieter Brichmann und Dieter Silmen.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.