Griechenland vor der Nagelprobe
Athen und die privaten Gläubiger sind uneins über die Behandlung von Investoren.
Der angepeilte Schuldenschnitt von 50% wird nicht von allen Privatgläubigern akzeptiert. Teile von diesen Investoren weigern sich, die alten Wertpapiere in neue Wertpapiere umzutauschen. Andere Großinvestoren (z.B. chinesische Fonds) legen Wert darauf wie ein staatlicher Gläubiger behandelt zu werden. Dies wirft Probleme auf und bringt das gesamte Konstrukt in Gefahr. Hintergrund dieser ganzen Aktion ist, dass sich die griechische Regierung eine Einsparung von ca. 5,1 Milliarden Euro an Zinszahlungen erhofft. Mit jedem Privatgläubiger, der sich dieser Aktion verweigert, wird der positive Haushaltseffekt geringer. Auf welch wackeligen Füßen diese Absprache steht, wird insbesondere daran deutlich, dass niemand zuverlässig beantworten kann, was mit der im nächsten Jahr endfälligen 4,30%-igen Griechenlandanleihe passieren wird. Wir beobachten verstärkt Käufe in dieser Anleihe (A0T6US) unter spekulativen Gesichtspunkten. In welcher Form die Anleihe am 20.3.2012 zurückerstattet wird, ist völlig offen. Die Offerten belaufen sich momentan bei ca. 47,35% und dies entspricht einem zusätzlichen Abschlag gegenüber den 50% Haircut. Es passt also vieles nicht zusammen und Engagements in solchen Titeln sind hochspekulativ. Meines Erachtens muss zuerst die große Lösung für private Gläubiger stehen und dann wird man sich mit den vielen Kleinanlegern beschäftigen. Die Zeit läuft und Griechenland wird als Paradebeispiel für zukünftige Problemstaaten herhalten müssen.
Wer wirft den ersten Stein?
Leider haben die Beschlüsse des EU-Gipfels nicht zu der gewünschten Beruhigung der Märkte geführt. Die in der Vergangenheit als neutrale Gutachter fungierenden Ratingagenturen haben bereits schon wieder warnend den Finger gehoben. Zu wenig überzeugend waren die Beschlüsse und die sich abzeichnende Unstimmigkeit zwischen Euro- und Nicht-Euroländern führt dazu, dass die Ratingagenturen dieser Welt skeptisch bleiben. Zusammen mit den nicht bestandenen Banken-Stresstests und den daraus erwachsenden neuen Belastungen für die nationalen Haushalte steigt die Finanznot der Staaten, aber auch der Banken. Dies lässt nichts Gutes erwarten. Es fehlen die kurzfristigen Maßnahmen und niemand kann aktuell mit Bestimmtheit sagen, dass die langfristigen Maßnahmen überhaupt umgesetzt werden. Denn die Regierungen treffen auf einen erheblichen Widerstand in der Bevölkerung. Die Position für den kleinen Mann auf der Straße wird immer mehr von den Gewerkschaften vertreten. Generalstreiks sind die logische Konsequenz und dies schwächt zusätzlich die Wirtschaftskraft. Eine Spirale setzt sich in Gang und alle Politiker müssen darauf achten, das Sparen ausgewogen zu gestalten und damit soziale Unruhen zu vermeiden.
Es ist logisch, dass in solchen Zeiten die Zeugnisnoten für die Staaten und Banken nicht besonders gut ausfallen. Bereits in der Nacht wurden die ersten europäischen Banken abgestraft und in den nächsten Tagen werden weitere Herabstufungen folgen. Sollten die vermeintlichen Säulen Europas beschädigt werden, so wird das Geschrei wieder groß sein. Standard & Poor's und die anderen Bonitätsprüfer hatten angekündigt, zeitnah zu den Beschlüssen, Anpassungen bei den Ratings der Staaten vorzunehmen. Nun stellt sich nur noch die Frage: "Wer wirft den ersten Stein?"
Beachte: Solche Herabstufungen können Krisen sogar verschlimmern!
Kreditklemme II.
Die Notenbanken der führenden Industriestaaten haben sich auf ihre Fahnen geschrieben, die Leitzinsen über einen möglichst langen Zeitraum niedrig zu halten. Man verzichtet zwar auf zusätzliche Konjunkturprogramme, aber mittels der Billigpreise bei der Geldbeschaffung hofft man, die Wirtschaft zu stimulieren. Momentan wird der private Konsum aber in erster Linie von Ängsten vor Wertverlust befeuert. Viele Menschen geben ihr Geld lieber aus, als es zu horten. Dies ist die private Sicht der Dinge. Über den Konsum erhalten die Unternehmen zwar Geld, aber für notwendige Investitionen benötigen sie auch Kredite. Und hier entsteht nun immer mehr ein Problem. Die Banken werden immer risikoscheuer, haben Probleme beim Beschaffen der Kernkapitalquote und versorgen die heimische Wirtschaft nicht mehr ausreichend mit Krediten. Das führt dazu, dass sich die Unternehmen an den Kapitalmärkten Liquidität beschaffen müssen. Eine Materialknappheit bei Unternehmensanleihen ist also auch im neuen Jahr nicht zu befürchten.
Die Notenbanken versuchen, mittels Geldpolitik ihren Teil dazu beizutragen, aber da auch die Probleme bei der Staatsfinanzierung ungelöst sind, führt nur der Weg über vertrauensbildende Maßnahmen zurück zur Normalität. Die Notenbanken können nicht die Fehler der Politiker ausmerzen, sondern lediglich flankierend unterstützen beim Lösen der Probleme.
Französische Emittenten dominieren den Primärmarkt
Wie bereits in den vergangenen Wochen haben auch in dieser Woche die französischen Emittenten den Neuemissionsmarkt fast für sich alleine beansprucht.
So sammelte der französische Baukonzern Vinci 750 Millionen Euro frisches Kapital zu einem Kupon i.H.v 4,125% ein. Der Konzern zahlt seine Anleihe in 2017 zurück und wird mit Baa1/BBB+ bewertet.
Aber auch das Stahlunternehmen Vallourec S.A. begab nach langer Abwesenheit am Kapitalmarkt eine neue Schuldverschreibung über 650 Millionen Euro. Bei einem aktuellen Rating von BBB+ muss das Unternehmen bis 2017 einen jährlichen Kupon von 4,25% bezahlen.
Zusätzlich konnte der weltweit drittgrößte Satellitenbetreiber Eutelsat, der nach Einschätzung der Ratingagenturen als solider Schuldner (Baa2/BBB) gilt, 800 Millionen Euro refinanzieren. Die 2019 fällige Anleihe wird mit 5,00% p.a. verzinst.
Darüber hinaus konnte auch das holländische Chemieunternehmen Akzo Nobel 800 Millionen Euro erfolgreich am Kapitalmarkt platzieren. Der Bond wird in 2018 zurückbezahlt. Die laufende Verzinsung beträgt 4,00%.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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