Frankreichs Bestnote wackelt – und die Anleger suchen Alternativen
Die drohende Herabstufung der Bonität Frankreichs...
... sorgt bei französischen Staatsanleihen für deutliche Kursrückgänge. So notiert eine fünfjährige Staatsanleihe (WKN 608893) des Nachbarlandes bei nur mehr 112,50% nach rund 114% zum Monatsanfang. Auch zehnjährige Titel befinden sich auf Talfahrt. Ein mit 3,25% verzinster Bond (WKN A1GR5V) fiel auf nahezu pari, nachdem er Anfang Oktober noch bei 106% gelegen hatte.
Frankreich läuft Gefahr, angesichts drohender weiterer staatlicher Stützungsmaßnahmen und möglicher neuer Hilfen für heimische Banken, seine Bestnote AAA zu verlieren. Die Risikoaufschläge für zehnjährige französische Staatsanleihen waren nach entsprechenden Andeutungen von Ratingagenturen auf ein 16-Jahreshoch geklettert. Sollte die Bastion der zweitgrößten europäischen Volkswirtschaft fallen, könnte auch Deutschlands Bestnote in Gefahr geraten. Bei einem Downgrade von Deutschland blieben dann vier letzte Mohikaner in Euroland übrig, die sich mit einem AAA schmücken könnten. Dies wären die Niederlande, Finnland, Österreich und Luxemburg – allesamt Länder, deren Volkswirtschaften und Kapitalmärkte zu klein sind, um den Euro stabil zu halten. Allein diese Vorstellung macht deutlich, dass es extrem wichtig ist, die Bestnote Deutschlands, aber im Grunde auch die von Frankreich, zu halten.
Umso mehr sehen sich Anleger nach Möglichkeiten außerhalb des Euro-Raums um. Wie begehrt dabei die Alternativwährung der norwegischen Krone ist, zeigt sich derzeit erneut an der Nachfrage eines neuen Corporate Bonds von Volkswagen (WKN A1GWCR), der in norwegischen Kronen notiert, bis 10/2015 läuft und mit einem Kupon von 4,00% eine Rendite von ca. 3,20% abwirft. Ebenfalls gesucht ist eine Emission des norwegischen Staates (WKN 858524), die bei einer Laufzeit bis 5/2013 und einem Kupon von 6,50% mit knapp 2% rentiert.
Nahezu ausverkauft ist eine Anleihe des solide wirtschaftenden Eurolandes Finnland, die in norwegischen Kronen begeben wurde (WKN A1AUA8). Das Papier, das bis 9/2015 läuft, ist mit einem Kupon von 3,375% ausgestattet. Die Rendite liegt bei ca. 2,50%. Ebenso gefragt ist derzeit eine schwedische Staatsanleihe (WKN A0DZCD), die in australischen Dollar notiert. Das Papier läuft bis 3/2015 und rentiert bei einem Kupon von 5,75% mit knapp 4,10%.
Wie bereits in den Vorwochen zu beobachten, gehen die Anleger am Bondmarkt weiter selektiv vor. Um zumindest eine höhere Rendite als mit Bundesanleihen zu erzielen, aber dennoch die Risiken in Grenzen zu halten, sind Anleihen von soliden Schuldnern aus der Industrie gesucht. Zu Anlegers Lieblingen zählten daher in dieser Woche ein Bond von Fresenius Medical Care (WKN A1GVFF) mit Endfälligkeit 9/2018 und einem Kupon über 6,50%, ein Kurzläufer (bis 12/2013) von Evonik (WKN 818050) mit einer Verzinsung von 5,125% sowie ein Bond von Peugeot (WKN A1AJ7Z), der bis 7/2014 läuft und mit 8,375% verzinst wird.
Welche Signale sendet der EU-Gipfel?
Am Wochenende wissen wir, ob der EU-Gipfel Signale senden und die Schuldenkrise in den Griff bekommen kann. Bereits im Vorfeld versucht man, die Erwartungen zu dämpfen, obwohl es an der Zeit wäre, klare Entscheidungen zu treffen. Zur Stabilisierung der Finanzbranche gilt eine Anhebung der Eigenkapitalquote systemrelevanter Banken auf 9% als ausgemachte Sache. Ob wirklich ein Mitspracherecht beim Haushalt von Defizitstaaten beschlossen wird, bleibt abzuwarten.
Die große Frage wird aber insbesondere sein, über welche Möglichkeiten der Euro-Rettungsfonds EFSF verfügen kann, um bei der Refinanzierung schuldengeplagter Eurostaaten zu helfen. Die Hebelung der Mittel wird dazu immer wieder ins Feld geführt. Allerdings drängt sich die Frage auf, welcher Investor in Anleihen investieren soll, deren Verlustrisiko lediglich zu 20 bis 30% mittels einer Garantie des Fonds abgesichert ist. Warum sollten sich Anleger auf eine solche Konstruktion einlassen? Es sei denn, man hilft den Banken bei der Aufstockung ihrer Eigenkapitalquoten und erkauft sich damit Zweierlei: Das Zugeständnis für einen größeren Schuldenschnitt bei griechischen Anleihen sowie einen Anreiz, auch in künftige Hellas-Bonds zu investieren.
Es bleibt zu hoffen, dass der EU-Gipfel wieder ein bisschen mehr Ordnung in die Kapitalmärkte bringen wird. Denn die Notenbanken stoßen inzwischen immer mehr an ihre Grenzen und verspielen ihre Glaubwürdigkeit.
Bei HRE und Bundesbank ticken weitere Zeitbomben
Bereits nach einem Jahr hat die Hypo Real Estate (HRE) Bad Bank die Planungsziele fast erreicht. Dies ist allerdings kein Grund zum Jubeln, sondern eher zum Weinen. Durch die Auslagerung des einst 175 Mrd. Euro schweren Portfolios toxischer Wertpapiere in Deutschlands größte Bad Bank FMS Wertmanagement wollte man die Risiken bündeln. Zur Bereinigung der Positionen binnen 10 Jahren war man ursprünglich von einem Verlust von bis zu 3,8 Milliarden Euro ausgegangen. Nun kann man aber bereits nach 9 Monaten konstatieren, dass der Betrag fast erreicht ist. Somit droht weiter Ungemach für den deutschen Steuerzahler.
Dies ist aber nicht die einzige Zeitbombe, die nahezu unerkannt tickt. Bei der Deutschen Bundesbank entwickeln sich die Target-Kredite in einem atemberaubendem Tempo nach oben. Waren es zum Jahresbeginn 2011 bereits 339 Mrd. Euro, so sind zum 30. September bereits 462 Mrd. Euro als deutsche Staatskredite an Krisenländer geflossen. Diese zusätzlichen Milliarden werden bei der Gesamtrechnung zur Schuldenkrise nicht mit berücksichtigt. Dies könnte fatale Folgen für Deutschland haben.
Von einer Yacht aus lässt sich der Generalstreik bequem im TV beobachten
Morgen begeht Griechenland den zweiten Jahrestag der Offenbarung. Dies ist allerdings kein Anlass zu feiern, vielmehr macht ganz Griechenland mit einem Generalstreik mobil. Die zweitägige Arbeitsverweigerung soll in der Woche der Entscheidung auf die Nöte der griechischen Bevölkerung aufmerksam machen. Denn politisch will man im Parlament mit neuen Sparbeschlüssen auf dem anstehenden EU-Gipfel eine bessere Verhandlungsposition erreichen. Das Verhalten der Bürger ist teilweise nachvollziehbar, denn es trifft wie so oft die Falschen.
In den letzten Monaten wurden viele Milliarden außer Landes gebracht. Die besondere Sorte Griechen, die rund 200 Mrd. Euro in der Schweiz gebunkert hat, sitzt auf ihren Yachten in der Ägäis und schaut sich die Berichterstattung mit großer innerer Distanz im Fernsehen an. Das ist eine ganz besondere Art von Streikposten. Am Ende müssen die im Land Verbliebenen die Zeche bezahlen. Solidarität in Europa setzt aber Solidarität in Griechenland voraus! Und an dieser Gleichbehandlung muss gearbeitet werden. Vielleicht wird ja bald eine CD mit entsprechenden Daten der EU-Kommission angeboten.
Basel III wird Primärmarkt für Corporates in Schwung halten
Auch wenn das Reformpaket Basel III mit seinen verschärften Eigenkapitalrichtlinien erst ab 2013 stufenweise eingeführt werden soll, bekommen die deutschen Unternehmen die Auswirkungen schon jetzt zu spüren. Bereits heute schauen die Banken immer genauer hin, wer ihre Schuldner sind und halten sich deshalb mit der Vergabe von neuen Krediten zurück. So zeigt eine Studie des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, dass Bankkredite an Klein- und Mittelbetriebe aufgrund von Basel III knapper und teurer werden. Sprich: Es droht eine neue Kreditklemme.
Denn der Kapitalbedarf deutscher Unternehmen ist nach wie vor hoch, weshalb sie ihre Refinanzierung mehr und mehr auf den Kapitalmarkt verlagern dürften. Das bedeutet für den Primärmarkt genügend Nachschub an frischen Unternehmensanleihen. Auch wenn 2011 die Neuemissionen mit einem prognostizierten Jahresvolumen von ca. 150 Mrd. Euro hinter dem Niveau des Vorjahres (ca. 165 Mrd. Euro) zurückbleiben wird, bewegt sich das Volumen doch auf einem sehr hohen Niveau.
Ein Trio belebt die Emissionswoche
Weil die Kapitalmärkte weiterhin ein Spielball der Politik sind, zeigten sie sich auch in dieser Woche sehr volatil. Trotzdem präsentierten sich die Credit-Märkte freundlich und konnten eine positive Performance aufweisen.
Drei Unternehmen sorgten für eine ordentliche Emissionswoche am Primärmarkt. Der spanische Stromkonzern Iberdrola SA konnte sich mit 600 Mio. Euro am Kapitalmarkt refinanzieren. Das Unternehmen bietet den Anlegern einen Kupon von 4,75% und zahlt die Anleihe 2016 zurück. Mit A3 ist das Unternehmen sehr solide benotet.
Das international tätige Einzelhandelsunternehmen Carrefour SA konnte ebenso seine Investoren überzeugen und sich bis 2018 frisches Fremdkapital beschaffen. Das Unternehmen zahlt dafür einen jährlichen Kupon von 5,25%. Das Rating beträgt BBB+.
Eines der größten global agierenden Telekommunikationsunternehmen, Telefonica SA, wurde ebenfalls am Kapitalmarkt aktiv. Das Volumen der neuen Anleihe beträgt 1 Mrd. Euro und läuft bis 2016. Wird der Bond bis zur Endfälligkeit gehalten, beschert er dem Anleger eine Rendite von ca. 4,7%. Das Rating beträgt Baa1/BBB+.
Disclaimer
Die hier wiedergegebenen Publikationen, Kommentare oder sonstigen Beiträge wurden von den im Namen der Baader Bank AG Stellung nehmenden Autoren oder Kommentatoren sorgfältig zusammengestellt und beruhen zum Teil auf allgemein zugänglichen Quellen und Daten Dritter, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir keine Gewähr übernehmen können. Sie stellen eine Übersicht und Zusammenfassung ausgewählter Meldungen und Zahlen dar. Die Informationen stellen keine Anlageberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar.
Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt. Sie stellen keine Finanzanalyse i.S. des § 34b WpHG dar und genügen deshalb nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen und unterliegen nicht dem Verbot des Handelns vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen.
Es wird keine Gewähr für die Geeignetheit und Angemessenheit der dargestellten Finanzinstrumente sowie für die wirtschaftlichen und steuerlichen Konsequenzen einer Anlage in den dargestellten Finanzinstrumenten und für deren zukünftige Wertentwicklung übernommen. Die in der Vergangenheit erzielte Performance ist kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Bitte beachten Sie, dass Aussagen über zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen grundsätzlich auf Annahmen und Einschätzungen basieren, die sich im Zeitablauf als nicht zutreffend erweisen können. Es wird daher dringend geraten, unabhängigen Rat von Anlage- und Steuerberatern einzuholen.
Durch das Zurverfügungstellen dieser Informationen wird der Empfänger weder zum Kunden der Baader Bank AG, noch entstehen der Baader Bank AG dadurch irgendwelche Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten dem Empfänger gegenüber, insbesondere kommt kein Auskunftsvertrag zwischen der Baader Bank AG und dem Empfänger dieser Informationen zustande.
Es wird darauf hingewiesen, dass die Baader Bank an fünf deutschen Börsen als Skontroführer tätig ist und es möglich ist, dass das Institut in den beschriebenen Anlageinstrumenten eigene Positionen hält. Dieser Aspekt kann Einfluss auf die Informationen haben. Bitte beachten Sie auch die Ausführungen in dem Dokument "Umgang mit Interessenkonflikten bei der Baader Bank Aktiengesellschaft" das Sie unter www.baaderbank.de abrufen können.
Der Versand oder die Vervielfältigung dieses Dokuments ist ohne die vorherige schriftliche Zustimmung der Baader Bank AG nicht gestattet. Dieses Dokument enthält möglicherweise Links oder Hinweise auf die Webseiten von Dritten, welche von der Baader Bank AG nicht kontrolliert werden können und daher kann die Baader Bank AG keine Verantwortung für den Inhalt von solchen Webseiten Dritter oder darin enthaltenen weiteren Links übernehmen.
Copyright © 2011: Veröffentlicht von Baader Bank AG, Weihenstephaner Straße 4, 85716 Unterschleißheim, Deutschland.
Baader Bank AG ist eine Aktiengesellschaft nach dem Recht der Bundesrepublik Deutschland mit Hauptgeschäftssitz in München. Baader Bank AG ist beim Amtsgericht in München unter der Nummer HRB 121537 eingetragen und wird beaufsichtigt von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Lurgiallee 12, 60439 Frankfurt am Main und Graurheindorfer Straße 108, 53117 Bonn. Die Umsatzsteueridentifikationsnummer von Baader Bank AG ist DE 114123893.
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Dr. Horst Schiessl. Die Mitglieder des Vorstands sind Uto Baader (Vorsitzender), Nico Baader, Dieter Brichmann und Dieter Silmen.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.