Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

EZB = Europäische Zentrale Badbank?

17.02.12 07:58 Uhr

EZB = Europäische Zentrale Badbank? | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank (EZB) verkommt immer mehr zur Bad Bank.

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Deutlich wird dies an den gesenkten Sicherheitsstandards. Sieben von 17 nationalen Zentralbanken akzeptieren künftig bei Refinanzierungsgeschäften Kredite mit geringeren Anforderungen als hinterlegte Sicherheiten wie beispielsweise Bankkredite. Dazu gehören die Notenbanken von Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, Portugal, Irland und Zypern. Damit soll wohl auch einigen kleineren Banken der Zugang zu Zentralbankliquidität erleichtert werden. Der zweite und mehrere hundert Milliarden Euro schwere Dreijahrestender der EZB steht für den 28. Februar auf dem Plan. Die Bundesbank zeigt sich -Gott sei Dank- als Fels in der Brandung und will den Weg zur Akzeptanz von "Minderqualität" noch nicht frei machen. Durch die breiter als bisher gefasste Akzeptanz von Krediten als hinterlegte Sicherheit können in der gesamten Eurozone zu den bisherigen Forderungen von ca. 800 Mrd. Euro noch mehr als 200 Mrd. Euro hinzukommen. Bei diesen Bankkrediten erhöht sich nach Meinung der Experten die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls von 0,4% auf 1%. Dadurch nimmt die Europäische Zentralbank mehr neue Risiken in Kauf als ihr lieb sein sollte. Nach Angaben von EZB-Chef Mario Draghi hat die EZB aber die Risiken im Griff! Hoffen wir, dass er Recht hat.

Merke(l) Griechenland! Wer zahlt schafft an!

Griechenland bleibt in aller Munde und wird zur „never ending story“. Der Wochenbeginn war noch verheißungsvoll, denn in der Nacht zum Montag hat das Parlament in Athen das Sparprogramm verabschiedet. Die Zustimmung ist allerdings nur eine von drei Voraussetzungen, die definitiv erfüllt sein müssen. Da es noch offene Punkte gibt, ist es nicht verwunderlich, dass die Freigabe für das 130 Mrd. Euro umfassende Hilfspaket noch fehlt und die Euro-Finanzminister in ihrer gestrigen Telefonkonferenz offen über eine Verschiebung des Hilfspakets diskutierten. „Wer zahlt schafft an“, dieses Motto gilt meines Erachtens auch für Griechenland. Man kann den Bürgern in Euroland nicht erklären, dass zwar Geld überwiesen wird, man sich aber nicht in die Verwendung der Mittel einmischt. Dadurch wackelt das ganze Konstrukt nun wieder bedenklich und kann doch noch in eine Insolvenz münden. Aber nicht jede Insolvenz ist etwas Schlechtes, denn darin liegt auch eine Chance. Was wäre also, wenn sich die Griechen und die europäischen Regierungschefs auf ein Insolvenzverfahren Griechenlands einigen würden, wie wir sie in den USA vom Chapter 11 kennen? Dieses Insolvenzrecht zielt auf die Sanierung in Eigenverwaltung ab. Dabei steht das US-Verfahren unter Aufsicht eines Insolvenzgerichts. Ein Insolvenzverwalter wird nur in Ausnahmefällen hinzugezogen. Damit könnten vielleicht der politische Widerstand gebrochen und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen eingeleitet werden.

China hat gelernt

Der mehr als 300 Milliarden Euro schwere Staatsfonds China Investment Corporation (CIC) will keine europäischen Staatsanleihen mehr anfassen. Denn wer sich einmal die Finger verbrannt hat, weiß warum er heiße Sachen meidet. Der CIC-Chef Lou Jiwei hält somit europäische Staatsanleihen für ungeeignet, um langfristige Investments zu tätigen. Im gleichen Atemzug verweist er mit einem Seitenhieb auf die Möglichkeiten der Notenbanken. Noch vor Wochenfrist hat der CIC auf eine Gleichbehandlung gegenüber den Notenbanken beharrt und wurde bitter enttäuscht. Für diese Verweigerungshaltung ist aber insbesondere die Politik verantwortlich. Die hat zuerst einen Rettungsschirm auslobte und alle eingeladen, darunter Platz zu nehmen, um ihn dann im strömenden Regen nicht zu verwenden. Dass der Fonds-Chef mit seiner Entscheidung richtig liegt, zeigte sich bereits einen Tag später. Nach den Ratingagenturen Fitch und S&P senkte auch Moody’s den Daumen über Italien, Spanien, Slowenien, der Slowakei, Portugal und Malta. Bei Spanien wurde die Kreditwürdigkeit gleich um zwei Stufen gesenkt. Aber auch S&P meldete sich nochmals zu Wort und stufte nun noch sieben Banken herunter, um aus ihrer Sicht ein stimmiges Bild zu erhalten. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und somit auch für Privatanleger angesagt, denn niemand weiß was, wann und wie die Anleihen der Wackelkandidaten zurückgezahlt werden.

Sicherheit kostet Rendite

Das bemerken Anleger bei Investitionen in Bundeswertpapiere auf dem eigenen Konto. Magerkost ist angesagt bei einer Verzinsung von 0,05% für einjährige Finanzierungsschätze und 0,3% für zweijährige Bundestitel. Unter den „Minizinsen“ leidet daher auch die Finanzagentur. Einerseits freut man sich über die günstige Refinanzierung, andererseits ist der Absatz im Privatkundengeschäft deutlich zurückgegangen. Noch 2006 lag der Anteil der Privatanleger bei den Bundesanleihen, Bundesschätzen und Bundesobligationen bei 1,6%. Fünf Jahre später ist der Anteil auf lediglich 1% geschrumpft. Die niedrige Verzinsung verleitet immer mehr Anleger, ihr Kapital in Tages- oder Festgeld mit einjähriger Fälligkeit umzuschichten, das je nach Bank bis zu 3% jährlich abwerfen kann. Um den schwindenden Absatzzahlen entgegenzuwirken plant die Bundesagentur einen inflationsindizierten Bundesschatzbrief, das sogenannte Schatzdepot des Bundes, das auch sparplanfähig sein soll. Ob das den Aderlass aufhalten wird ist fraglich. Letztlich helfen nur höhere Zinsen, um Bundeswertpapiere wieder attraktiver zu machen. Ein Mittelmaß muss her, denn auch die Versicherungen haben mit der Zinsentwicklung ihre Probleme. Die Garantieverzinsung ist damit nicht zu erreichen und lässt die in Aktien oft unterinvestierten Versicherer über eine Umschichtung nachdenken. Ob allerdings jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um im großen Stile Aktien zu erwerben, darf bezweifelt werden. Somit kommen auch andere Assets auf den Prüfstand, wie z.B. die Bereitstellung von Eigenkapital für mittelständische Unternehmen. Sicher ist also generell lediglich, dass es Rendite nur noch mit Risiko gibt.

Nachfrage ungebrochen bei Corporates

Auch in dieser Handelswoche konnten Neuemissionen problemlos platziert werden. Zwar hat die Emissionstätigkeit etwas nachgelassen, aber dennoch war die Nachfrage nach neuen Bonds ungebrochen.

So hat zum Beispiel das Britische Energieunternehmen BP zwei Tranchen zu je 1,25 Mrd. € -mit Endfälligkeiten in den Jahren 2016 und 2019- emittiert. Aufgrund des sehr guten A2/A1 Ratings fällt allerdings die feste jährliche Verzinsung mit 2,177% bzw. 2,994% relativ mager aus.

Besonders gut wurde auch eine neue Anleihe von Daimler am Markt aufgenommen. Mit einem Volumen von 1 Mrd. € und einer für Privatanleger freundlichen Mindeststückelung von € 1.000,-- konnte die am 21. Mai 2015 endfällige Anleihe –trotz des Kupons von 1,75%- sogar ein leichtes Kursplus verzeichnen. Daimler ist mit A3/A1 geratet.

Verschnaufpause in den USA

In dieser Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen eines siebentägigen Refinanzierungsgeschäfts dem Geldmarkt 219,5 Mrd. € (Vw.: 219 Mrd. €) entzogen. Dieser Betrag entspricht der Summe der -im Rahmen des Ankaufprogramms- bis zum 10. Februar abgewickelten Transaktionen. Somit wurden im Laufe der Handelswoche lediglich nominal 59 Mio. € an Staatsanleihen neu angekauft. Insgesamt erhielt die EZB Gebote von 97 Instituten (Vw.: 97) über 351,861 Mrd. € (Vw.: 344,328 Mrd. €). Der gewogene Durchschnittssatz betrug 0,27% (Vw.: 0,27%).

In dieser Handelswoche wurden in den USA den Investoren lediglich Geldmarktpapiere zum Kauf angeboten. Dabei handelte es sich um 40 Mrd. US-Dollar als 4-Wochen-, 33 Mrd. US-Dollar als 3-Monat- und 31 Mrd. US-Dollar als 6-Monat-T-Bills. In der nächsten Woche stehen zusätzlich wieder Bonds mit Laufzeiten von zwei, fünf und sieben Jahren auf dem Plan. Abgerundet wird dies noch mit einer 30-jährigen inflationsindexierten Anleihe.

In Euroland wurden auch in dieser Handelswoche wieder diverse Altemissionen aufgestockt. Dabei handelt es sich um Anleihen Spaniens (A1GXLB / 2022), Belgiens (A0GSPZ / 2022 , A0BCKS / 2035), Italiens (A1GXZ0 / 2014 , A1A3MT / 2015 , A0G4LJ / 2017), Frankreichs (A1AJC6 / 2014 , A1ASMY / 2015) und den Niederlanden (A1GSZE / 2017).

Närrische Zeiten am Devisenmarkt

Das Hin und Her im Falle Griechenlands lässt den Euro nicht zur Ruhe kommen. Gegenüber den stabilen Währungen verliert der Euro immer mehr an Wert und lediglich gegenüber dem Yen kann er sich nach der Entscheidung der japanischen Notenbank bezüglich einer Aufstockung des Rückkaufprogramms erholen. Hat der Euro noch vor Wochenfrist die 1,33 in Angriff genommen, so ist jetzt die psychologisch wichtige Marke von 1,30 wieder in greifbarer Nähe.

Privatanleger, die auf Diversifikation setzen, haben weiterhin Fremdwährungsanleihen im Blick. Hierbei werden hauptsächlich Anleihen auf norwegische Kronen, australische Dollar, brasilianische Real und polnische Zloty nachgefragt. Investoren, die mit ihren bisherigen Engagements deutliche Währungsgewinne erzielen konnten, sind in der aktuellen Situation allerdings auch bereit, Gewinne zu realisieren.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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