Die Tücken des billigen Geldes
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Für die Staatsregierungen ist die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) seit vielen Jahren ein Segen. Und auch nach einem möglichen Ende der Anleihekaufprogramme ist mit einem Explodieren der Refinanzierungskosten noch nicht zu rechnen.
Denn die Masse der bisher angekauften Wertpapiere und die Wiederanlage infolge von Fälligkeiten werden die Renditen in den betreffenden Segmenten weiterhin auf niedrigem Niveau verharren lassen. Das wird vielen Regierungschefs die notwendige Luft zum Atmen verschaffen, die jedoch in der Vergangenheit oftmals nicht oder zu wenig genutzt wurde.
Das ist die eine Seite der Medaille und insbesondere Unternehmen, die sich nicht über Steuern selbst refinanzieren können, laufen Gefahr unter einer anderen Nebenwirkung der verabreichten Medizin zu leiden. So werden mittels billiger Kredite die auch in der Wirtschaft geltenden Gesetze des Darwinismus ausgehebelt. Damit ist gemeint, dass Gesellschaften, die aufgrund Unrentabilität des eigenen Geschäftsmodells schon längst insolvent sein müssten, im Umfeld einer soliden Konjunktur immer noch Bestandteil des Systems sein können. Denn niedrige Zinsen und eine gute Wirtschaftslage führen automatisch zu einer geringen Anzahl von Unternehmenspleiten, was jedoch beim Drehen der Rahmenbedingungen für jede Volkswirtschaft sehr schnell zum Problem werden kann.
Die Gefahr lauert hierbei aber nicht nur in Form von gestiegenen Refinanzierungskosten am Kapitalmarkt, sondern auch ein Einbrechen der Konjunktur kann jedes noch so solide aufgestellte Unternehmen zum Wanken bringen. Das beste Beispiel dafür wie schnell so etwas gehen kann, liefert zurzeit D. T., der Unberechenbare, mit seiner "America First"-Politik. Hierbei kann man den Wirtschaftsbossen noch nicht einmal den Vorwurf machen, sie hätten die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt. Sondern die gegenseitig ausgesprochenen Strafzölle können zum einen ein wirtschaftliches Gefüge aus dem Gleichgewicht bringen und zum anderen auch einzelne Unternehmen in die Insolvenz treiben. Die daraus resultierende Kettenreaktion stellt nicht zuletzt für die Finanzindustrie eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. So kann beispielsweise eine Pleitewelle in einem Land auf andere EU-Staaten ausstrahlen und Banken in eine Schieflage bringen. Denn bereits jetzt wird bei europäischen Banken jeder zehnte Firmenkundenkredit nur unzureichend bedient. Jedoch gibt es regionale Unterschiede. So können beispielsweise Banken in Deutschland und Frankreich auf einen geringen Anteil nicht bedienter Firmenschulden von unter 6% verweisen. In Griechenland liegt die Quote bei satten 52%, in Portugal bei 30,5% - und in Italien möchte man über die Zahl sicherlich gerne den Mantel des Schweigens ausbreiten. Noch gravierender kann in diesem Zusammenhang werden, dass Europas Unternehmen - infolge der Niedrigzinspolitik -ihre Vorliebe für kurzfristige Überbrückungskredite entdeckt haben. Im Euroraum sollen solche Verbindlichkeiten inzwischen sogar rund ein Drittel aller Bankkredite der Unternehmen ausmachen.
Für die von der EZB verordneten Medikamente gibt es zwar keinen Beipackzettel, in dem die Nebenwirkungen aufgelistet sind. Aber mit gesundem Menschenverstand kann man Eins und Eins zusammenzählen und sollte sich zumindest mit dieser Gefahr gedanklich vorab beschäftigen. Ich weiß nicht, was der EZB-Notenbanker in einem solchen Marktumfeld empfiehlt, aber ich empfehle Wachsamkeit!
Italien bleibt im Krisenmodus
Einen Tag bevor Giuseppe Conte die Vertrauensabstimmung am Mittwoch im Senat gewann, hatte Italiens neuer Ministerpräsident davon gesprochen, dass er einer "Regierung des Wandels" vorsitzen wolle. Und was er sonst noch sagte, klang zum Teil ganz anders als das, was die beiden Regierungsparteien der 5-Sterne-Bewegung und der rechtsgerichteten Lega in der jüngsten Vergangenheit von sich gegeben hatten. "Das Geschäft mit der Einwanderung" müsse beendet werden, forderte Conte ebenso wie eine fairere Verteilung der Flüchtlinge. Die Schulden des Landes seien vollkommen untragbar, weshalb sie durch Wirtschaftswachstum verringert werden müssten, konstatierte er. Und Wachstum müsse über Haushaltspolitik und öffentliche Ausgaben sichergestellt werden. Ach ja, und Italien verortete er weiter im Herzen Europas, das die Regierung stärken und gerechter machen wolle. "Europa ist unser Zuhause", betonte Conte, der am Euro festhalten will, was im Gegensatz zu den Thesen des rechtsgerichteten Lega-Führers Matteo Salvini steht. Auch ein Austritt aus dem Euro, mit dem Salvini immer wieder kokettiert hatte, ist für den Ministerpräsidenten kein Thema. Allerdings will er die europäischen Fiskalregeln neu verhandeln.
Was dies alles in der Praxis zu bedeuten hat, ist nicht ganz klar, weshalb während seiner Rede wohl auch die Börse in Mailand ins Minus gerutscht ist. Denn einerseits bekennt sich Conte zum Schuldenabbau eines Landes, das eine Staatsverschuldung von 132% seines BIPs aufweist. Aber andererseits wendet er sich von "Maßnahmen energischer Sparpolitik" ab und will Schuldenabbau "mit dem Wachstum unseres Reichtums" erreichen. Was soll das heißen? Schließlich propagieren die beiden Regierungsparteien, die ihn tragen, die Einführung teurer öffentlicher Programme, die ein Grundeinkommen für arme Italiener und einen "würdigen" Mindestlohn vorsehen.
Sicher bietet der Neue in Rom Ansatzpunkte für eine Zusammenarbeit mit Berlin und Brüssel. Aber aufgrund der Unberechenbarkeit der ihn stützenden Parteien dürfte die italienische Politik zunächst ein Unsicherheitsfaktor innerhalb der EU bleiben. Dennoch, wenn der politische Novize radikale Veränderungen, insbesondere in der Schulden- und Asylpolitik, ankündigt, sollten die Bundesrepublik und die EU-Kommission diesen Faden konstruktiv aufgreifen. Inwieweit dann die Koalition in Rom hinter dem Juristen Conte stehen wird, muss man sehen.
Genau beobachtet wird die italienische Regierung auch von den Ratingagenturen, wie man am Beispiel Moody’s sieht. So prüft diese nach Bekanntgabe der Ausgaben- und Steuerkürzungspläne der Regierung eine mögliche Herabstufung der Bonität des Landes. Wie Moody's mitteilte, sehe man ein "beträchtliches Risiko" einer deutlichen Verschlechterung der Finanzlage Italiens. Derzeit wird das Land mit einer befriedigenden Bonität von "Baa2" bewertet.
Angesichts der Sorgen um die italienische Volkswirtschaft war der Euro am Dienstag um einen halben Cent auf 1,1660 US-Dollar gedrückt worden. Inzwischen hat sich die Gemeinschaftswährung aber wieder auf über 1,18 US-Dollar erholt, was allerdings mit der Spekulation auf eine Straffung der Geldpolitik durch die EZB zurückging. Die Renditedifferenz zehnjähriger italienischer Staatsanleihen ist gegenüber Bundesanleihen mit gleicher Laufzeit im Zuge der politischen Situation in Rom seit vergangener Woche von rund 1,2 Prozentpunkten (PP) auf über 2,9 PP gestiegen. Und dieser Wert, der das Schuldenmachen für Rom noch teurer macht, beläuft sich aktuell auf ca. 2,3PP und ist immer noch einer der verlässlichsten Krisenindikatoren an den Finanzmärkten. Conte ist zwar unter dem Jubel vieler Senatoren in Rom gewählt worden. Sein Land aber bleibt im Krisenmodus.
Endlich ein Ende in Sicht?
Wenn sich in der kommenden Woche die Mitglieder des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) zu ihrer turnusmäßigen Sitzung in Riga treffen, könnte das Ende des laufenden Ankaufprogramms für Anleihen eingeläutet werden. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, wird gemunkelt, dass für den 14. Juni eine entscheidende Diskussion im EZB-Rat unter Führung von Mario Draghi über das Thema ansteht. Dabei kann man davon ausgehen, dass es nach wie vor ein zähes Ringen um den finalen Ausstiegstermin und die Modalitäten gibt.
Natürlich spielen die aktuellen wirtschaftspolitischen Risiken, die aus dem von den USA angezettelten Wirtschaftskrieg oder den Unsicherheiten in der Eurozone hervorgehen, bei der Diskussion eine wesentliche Rolle. Vor diesem Hintergrund mag so manches Ratsmitglied der EZB, die dieser Tage ihr 20-jähriges Bestehen feiert, lieber auf Zeit spielen wollen, anstatt möglicherweise vorschnell eine Entscheidung zu treffen.
Immerhin, nachdem es Draghi noch im April vermieden hat, überhaupt über das Vorgehen der EZB zu diskutieren, kann es durchaus als Fortschritt gewertet werden, auch wenn eventuell noch keine Entscheidung getroffen wird, die Debatte über das Ende des QE-Programms aber formell eröffnet wird.
Seit Jahren scheiden sich die Geister an der Frage, wann und wie das Programm der quantitativen Lockerung (oder QE von englisch quantitative easing) endlich beendet wird. Der jetzige Umfang von monatlich 30 Mrd. € ist noch bis September beschlossen und was anschließend passiert, wird uns in Kürze mitgeteilt werden.
Eine neue Krisenfeuerwehr für die Eurozone
Na, wenn er das sagt… Ausgerechnet Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der an den Märkten großes Vertrauen genießt, schließt eine erweiterte Gemeinschaftshaftung in der Währungsunion nicht grundsätzlich aus. Die in Deutschland sehr skeptisch gesehene gemeinsame europäische Einlagensicherung könne einen Beitrag zu einem stabileren Finanzsystem leisten, da dann das Risiko einer Panik sinken würde. "Und auch hier liefert die gemeinsame Verantwortung für die Aufsicht gute Argumente für eine gemeinsame Haftung", so der Bundesbankchef. Aber Weidmann wäre nicht Weidmann, würde er diesen erstmals von ihm lancierten Vorstoß nicht an Bedingungen knüpfen.
Vor der Einrichtung einer gemeinsamen Einlagensicherung müssten die Risiken abgebaut werden, die in nationaler Verantwortung entstanden seien, forderte er. Außerdem müsse der Einfluss der nationalen Politik auf die Bankbilanzen zurückgedrängt werden. Zu den Altrisiken zählt Weidmann dabei nicht nur die immer noch hohen Bestände an faulen Krediten, sondern auch den hohen Anteil an Staatsanleihen in den Bankbilanzen. Weidmann kritisierte, dass Letztere regulatorisch immer noch in ungerechtfertigtem Ausmaß privilegiert würden. Vor der Schaffung einer Einlagensicherung müssten die daraus resultierenden staatlichen Ausfallrisiken in den Bankbilanzen ebenso verringert werden wie die notleidenden Kredite.
Setzt Weidmann damit solch hohe Hürden, dass sie manche Länder wie Italien kaum werden überspringen können? Ist damit sein Plädoyer für eine Gemeinschaftshaftung unter bestimmten Bedingungen eine Chimäre? Nein, er macht nur die Verantwortlichkeiten klar, welche die Verursacher von Schulden und Wackelkrediten übernehmen müssen, um ihnen gleichzeitig ein Angebot für eine erstrebenswerte Zusammenarbeit zu machen, die eben nur nach bestimmten Regeln funktionieren kann. Damit sekundiert Weidmann auch indirekt Angela Merkel in ihrem zögerlichen Bemühen, Emmanuel Macron endlich auf seine europapolitischen Vorschläge zu antworten. Ohnehin hat der Bundesbankpräsident die Regierungen in Paris und Berlin zum Schulterschluss auf dem Weg zu Reformen der Euro-Zone aufgefordert.
Inzwischen plädiert die Kanzlerin unter anderem für die Schaffung eines Europäischen Währungsfonds (EWF), der über ähnliche Instrumente wie der Internationale Währungsfonds (IWF) verfügen soll. So ist zu erwarten, dass sich die europäischen Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfel Ende Juni im Kern auf einen EWF verständigen werden. Der Eurorettungsfonds ESM, der in der Schuldenkrise gegründet wurde, soll in diesem Zuge zum Währungsfonds ausgebaut werden.
Nach dem Vorbild des 1945 gegründeten Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington wollen die Eurostaaten eine eigene Krisenfeuerwehr schaffen - eine Idee, die übrigens vom früheren Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble stammt. Der EWF könnte mit Kreditlinien und Garantien Euro-Staaten in der Not helfen. Der Bundestag soll sein Mitspracherecht behalten, falls der Euro-Rettungsfonds ESM zu einem Europäischen Währungsfonds umgebaut wird. Denkbar wäre demnach beispielsweise, dass der EWF im Fall eines harten Brexits Irland mit einer Finanzspritze unterstützt.
Aber steht mit der Idee eines EWF nicht wieder das Geld der Steuerzahler im Feuer? Wenn aus dem Rettungsfonds ESM künftig der Europäische Währungsfonds wird, geht es um viel Geld. Der ESM hatte bei seiner Gründung ein Ausleihvolumen von 500 Mrd. € zur Verfügung, wovon aktuell 380 Mrd. € ungenutzt sind. Die Euroländer haften beim ESM nicht nur mit Garantien, sondern stellten ihm auch Bargeld zur Verfügung - im Fall von Deutschland waren das 22 Mrd. €. Ob mit der Schaffung des EWF neues Geld aufgebracht werden muss, hängt davon ab, wie strikt die Regeln des künftigen Währungsfonds sind. Und wie streng sie eingehalten werden.
Neues aus anderen Euroländern
In Zeiten wie diesen, in denen Italien sich zum größten Sorgenkind für die Europäische Union entwickelt hat, wagen wir einen Blick auf andere Länder, die etwas in den Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten sind. Da ist etwa Spanien, wo die zersplitterte Parteienlandschaft und Misstrauensvoten nicht gerade für Stabilität sprechen. Doch die Entmachtung von Regierungschef Mariano Rajoy hat nicht, wie vielfach befürchtet, zu Neuwahlen geführt. Vielmehr gelang es seinem Nachfolger Pedro Sánchez von den Sozialdemokraten ein konstruktives Programm auszuhandeln. Freilich dürfte der Vielparteienkompromiss noch so manche Bewährungsprobe bestehen müssen. Doch haben die Spanier gezeigt, dass es auch andere Wege gibt, als sich in Neuwahlen zu flüchten.
Gute Nachrichten kommen auch aus Griechenland, wo das BIP im ersten Quartal 2018 um 0,8% zulegen konnte. Dies ist zweimal so viel wie der Durchschnitt der Eurozone. Und die Wirtschaft von Hellas wächst nun bereits seit fünf Quartalen - insbesondere getrieben vom Export und mit steigender Tendenz. Klar, mit einer Staatsverschuldung von 180% des BIPs hat Hellas einen weiten Weg vor sich. Aber die ersten Schritte sind gemacht. Natürlich geht es für Athen auch darum, im August wieder auf eigenen Beinen am Kapitalmarkt stehen zu können. Dann läuft das europäische Rettungsprogramm aus, und das Land muss sich wieder Geld aus eigener Kraft besorgen.
Auch die Nachrichten zu den Vorbereitungen auf den Brexit sind etwas in den Hintergrund geraten. Aber etwas Bewegung gibt es dennoch. Offenbar muss auch die britische Regierung sich eingestehen, dass die Situation für Nordirland nicht ganz einfach ist. So erwägt Brexit-Minister David Davis laut "The Sun" für das Land einen Doppelstatus, wodurch Nordirland sowohl zur EU als auch weiter zum Vereinigten Königreich gehören soll. Außerdem soll eine 16 Kilometer breite Pufferzone an der 500 Kilometer langen Grenze zwischen Nordirland und der zur EU gehörenden Republik Irland Kontrollposten überflüssig machen. Diesen Vorschlag kann man durchaus kreativ nennen in den seit März kaum vorangekommenen Verhandlungen über den Brexit, der für März kommenden Jahres ansteht. Ob die Umsetzung der Idee dazu führen wird, dass viele Firmen ihren Sitz nach Nordirland verlagern, ist nicht ausgeschlossen.
VW-Tochter mit Dreierpack
Verbindet man normalerweise mit dem Begriff "3er" in der Autobranche immer die Marke BMW, so hat sich in dieser Woche allerdings die Volkswagen-Finanzsparte einen "3er" auf die Fahne geschrieben. Jedoch bedeutet das in diesem Fall, dass man drei Anleihen auflegte, um insgesamt 2 Mrd. € zu refinanzieren. Alle drei Tranchen wurden mit einer Mindeststückelung von 100.000 € aufgelegt und die Nachfrage der zumeist institutionellen Investoren überstieg das Angebot um das 2,5-fache.
Die erste Tranche (A1X3P4) über 600 Mio. € wurde zu pari begeben, ist am 08.12.2021 endfällig und wird als Floater mit 3-Monats-Euribor +70 verzinst. Wer als Investor an vorher fest definierten Zinszahlungen interessiert ist, hat sich für ein Engagement bei der zweiten Tranche (A1X3P3) entschieden. Bei gleichem Volumen und ähnlicher Fälligkeit (08.09.2021) wurde hierbei ein jährlicher Kupon von 0,625% festgeschrieben. Bei einem Emissionspreis von 99,904% entsprach das einem Aufschlag von +60 bps über Mid Swap. Die dritte Anleihe (A1X3P5) im Volumen von 800 Mio. € ist erst am 10.06.2024 fällig und mit einem jährlichen Kupon von 1,25% ausgestattet. Der Emissionsspread belief sich hierbei auf +90 bps über Mid Swap, was einem Pricing bei 99,233% entsprach.
Doch nicht nur die Volkswagen Bank GmbH war im Primärmarkt für Corporate Bonds aktiv geworden, sondern auch die französische Supermarktkette Carrefour sammelte mittels einer fünfjährigen Anleihe (A191Y3) 500 Mio. € ein. Die mit einer Make Whole Option ausgestattete Anleihe verfügt über einen festen, jährlichen Kupon von 0,875% und wurde bei 99,33% begeben (+70 bps über Mid Swap).
Rentenhändler fühlen sich wie Astro-Alex
Schon wieder sind drei Monate vergangen und die rechnerischen Veränderungen bei dem Kontraktwechsel von Juni auf September könnten nicht unterschiedlicher sein. So wird sich mancher Marktteilnehmer verwundert die Augen reiben, wenn er zum ersten Mal den neuen Buxl-Kontrakt wahrnimmt. Der Aufschlag von ca. 6,10 Prozentpunkten (PP) ist dem zugrundeliegenden Kupon und der neu zu beliefernden Anleihe (110243) geschuldet. Bei dem Euro-Bund-Future fällt die Anpassung Neu gegenüber Alt mit ca. -0,06 PP fast nicht ins Gewicht, beim Bobl-Future beläuft sie sich auf ca. -0,51 PP und der neue Euro-Schatz-Future wird ca. 0,075 PP tiefer gehandelt.
Hatte in der vergangenen Woche die Flucht in den sicheren Hafen die Notierungen der Bundesanleihen in die Höhe schnellen lassen, so macht sich jetzt trotz der weiterhin unklaren europäischen Lage die Angst vor dem Ende der Anleihekaufprogramme in der Eurozone und die eigentlich nicht mehr zu vermeidende US-Zinsanhebung bemerkbar. Übertreibungsphasen haben wie politische Krisen immer nur eine begrenzte Lebensdauer, aber die Dynamik der jetzigen Entwicklung beim Sorgenbarometer seit dem 15. Mai - fast 7 Punkte hoch innerhalb von 10 Börsentagen und anschließend wieder über 5 Punkte innerhalb von 7 Tagen runter - übersteigt schon das normale Bewegungsmuster an den Rentenmärkten. Es ist also kein Wunder, dass Rentenhändler unter Drehschwindel leiden und sich wie Alexander Gerst im Weltraum fühlen.
Dennoch lohnt sich insbesondere in den Phasen des Roll-Overs immer wieder ein Blick auf die der Charttechnik zugrundeliegenden Unterstützungs- und Widerstandslinien. Eine erste Unterstützung ist im Bereich von ca. 159,40% zu erwarten und sollte diese Linie nachhaltig unterschritten werden, so ist eine Korrektur bis auf 157,53% (Tief vom 17.05.) nicht auszuschließen. Ob ein Wiederaufflammen der verschiedenen europäischen Krisenherde die Kapitalströme nochmals in Bundesanleihen lenken kann, darf zumindest nach dem Strohfeuer der vergangenen Woche bezweifelt werden. Auch scheint sich bei den Marktteilnehmern immer mehr die Meinung herauszubilden, dass Deutschland alleine nicht alle Rechnungen in Europa begleichen kann und somit irgendwann auch an seine Grenzen stoßen wird. Sollte sich dieser Eindruck verfestigen, so wird Deutschland massiv unter Tauschoperationen "Raus aus Bunds und rein in US-Notes" leiden. Dennoch ist nach dem Absturz der vergangenen Tage eine technische Erholung bis in die Nähe der psychologischen Marke bei 161% nicht auszuschließen.
Gestartet ist der Euro-Bund-Future am Donnerstagmorgen bei 160,00% und notiert aktuell bei 159,62%, was einer Rendite für 10-jährige Bundesanleihen von 0,498% entspricht.
Bund tritt dreimal in Erscheinung
In dieser Handelswoche konnte die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland anscheinend nicht genug bekommen. Gleich in drei Altemissionen stellte sie interessierten Anlegern Material zur Verfügung. Jedoch handelte es sich bei den Aufstockungen der beiden inflationsindexierten Anleihen nur um "Peanuts". So wurde der Linker mit Fälligkeit 2030 (103055) um 500 Mio. € auf insgesamt 11 Mrd. € und der mit 2046 (103057) um lediglich 250 Mio. € auf nunmehr 7,5 Mrd. € aufgestockt. Die Zuteilung erfolgte bei einer realen Durchschnittsrendite von -0,91% (103055) und -0,61% (103057). In beiden Gattungen überstieg die Nachfrage das zur Verfügung gestellte Material. Zusätzlich wurde am gestrigen Mittwoch noch das Emissionsvolumen der aktuellen fünfjährigen Bundesobligation Serie 177 (114177) um 2 Mrd. € auf 16 Mrd. € erhöht. Hierbei wurden ca. 1,6 Mrd. € bei einer Durchschnittsrendite von -0,19% zugeteilt und die restlichen ca. 400 Mio. € zur Marktpflege umgebucht. In der Eurozone waren aber auch Österreich mit zwei Anleihen (A188ES / 2023 ; A19VB0 / 2028), Spanien mit drei alten Gattungen (A19JJJ / 2021 ; A1908W / 2023 ; A19VKR / 2028) und einem neuen Linker sowie Frankreich mit vier Altemissionen (FR0013341682 / 2028 ; 230567 / 2029 ; A1Z7JJ / 2031 ; A18Z4K / 2036) aktiv.
In den USA wurden zum Wochenstart lediglich Geldmarkttitel im Volumen von 125 Mrd. USD zum Kauf angeboten und erst in der kommenden Woche werden zusätzlich noch Bonds mit einer Laufzeit von drei, zehn und 30 Jahren offeriert.
Euro kann Talfahrt vorerst stoppen
Vorfreude ist die schönste Freude. In genau einer Woche beginnt die Fußball-WM in Russland und lässt schon jetzt die Herzen aller Freunde des runden Leders höher schlagen. Jedoch stehen in der kommenden Woche auch einige wichtige Termine rund um das Thema Notenbankpolitik auf der Agenda.
So werfen schon jetzt die Notenbanksitzungen der Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Schatten voraus und unter anderem konnte die Gemeinschaftswährung in diesem Zusammenhang von Spekulationen rund um das QE-Programm profitieren. Zur Wochenmitte stieg somit der Euro bis auf 1,1796 USD und konnte seine seit Wochen anhaltende Talfahrt vorerst stoppen. In der Vorwoche notierte die Einheitswährung noch mit 1,1510 USD auf einem 11-Monats-Tief. Die kommenden Tage stehen daher ganz im Zeichen der Notenbanken und des "G6+1"-Treffens in Kanada. Im Vorfeld dieser Top-Ereignisse für das Börsengeschehen handelt die gemeinsame Währung heute Morgen sogar bei 1,1830 USD und hat somit die nächste Hürde genommen.
Der mexikanische Peso befindet sich aufgrund der aktuellen schwierigen NAFTA-Verhandlungen unter Druck. So fiel die Währung Mexikos im Vergleich zum US-Dollar auf ein 15-Monats-Tief. Der Dollar handelte damit zeitweise bei 20,4872 MXN. Der Euro kann die Schwäche der mexikanischen Landeswährung ebenfalls für sich nutzen und stieg sogar auf ein neues Allzeithoch bei 24,0906 MXN.
In dieser Berichtswoche waren vornehmlich Bonds lautend auf US-Dollar, norwegische Kronen und mexikanische Peso nachgefragt worden. Darüber hinaus standen auch Währungsanleihen auf südafrikanische Rand, türkische Lira und brasilianische Real in Fokus der Privatanleger.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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