Die Hängepartie geht weiter
Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich
Es war der 13. Brexit-Sondergipfel, auf dem gestern die 27 restlichen Mitgliedsstaaten der EU Theresa May eine weitere Frist gewährten, um nach einer Lösung aus dem Brexit-Dilemma zu suchen.
Bis 31. Oktober hat die Premierministerin nun Zeit, geordnet aus der EU auszutreten. Allerdings wird zum 30. Juni 2019 Zwischenbilanz gezogen und überprüft, ob schon ein früherer Austritt zur Jahresmitte möglich ist. Für eine erneute Verschiebung zu diesem Zeitpunkt hatte May bereits vor dem Gipfel bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron geworben, was manche Beobachter als Betteltour bezeichneten. Damit setzt sich die Serie der virtuellen Austrittstermine fort und es ist zu befürchten, dass noch weitere folgen werden. Vorerst scheint die britische Premierministerin jedoch ihren Willen durchgesetzt zu haben.
EU knüpft neue Fristverlängerung an Bedingungen
Doch umsonst wollte man London den Aufschub nicht zugestehen. Um überhaupt eine erneute Verschiebung des Austrittstermins zu erreichen, musste May den Europäern klare Zugeständnisse machen, worauf insbesondere Macron gedrängt hatte. Daher werden die Briten im Mai an der Europawahl teilnehmen müssen, ob sie wollen oder nicht. Es sei denn, man hat den vorliegenden Deal doch noch bis zum 22. Mai akzeptiert. Damit soll sichergestellt werden, dass es keine rechtlichen Schwierigkeiten gibt, wenn Großbritannien im Sommer noch EU-Mitglied sein sollte, aber keine Abgeordneten gewählt hat. Außerdem hat sich Großbritannien bereiterklärt, bis zum endgültigen Austritt "konstruktiv und verantwortungsvoll" zu handeln und auf eine Blockadepolitik zu verzichten. Was damit gemeint ist? Nun, London soll alles unterlassen, was die von der EU gesetzten Ziele in Gefahr bringen könnte. Außerdem muss sich die britische Regierung bei EU-Entscheidungen raushalten, etwa bei der Ernennung des nächsten EU-Kommissionspräsidenten oder den Verhandlungen über den EU-Finanzrahmen für 2021 bis Ende 2027.
Macron spielte den "bad cop"
Wieviel insbesondere der Produktionsstandort Deutschland durch einen Brexit verlieren kann, wurde in den vergangenen Monaten vielfach dargestellt. Kein Wunder also, dass sich Kanzlerin Merkel gegenüber May bereits am Dienstag entgegenkommend zeigte, indem sie sagte, sie halte eine Verschiebung des Austrittstermins bis Ende 2019 oder Anfang 2020 für möglich. Den strengen "bad cop" spielte indessen Macron, der sich eher widerwillig gegenüber einem erneuten Aufschub zeigte. Zumindest bei der Taktik "good cop - bad cop" scheint die Achse Berlin-Paris funktioniert zu haben.
Achterbahnfahrt des britischen Pfunds
An den Kapitalmärkten schlug sich das anhaltende Hickhack um die Frage "with or without UK" in einer Achterbahnfahrt am Devisenmarkt nieder. So gab das britische Pfund am Dienstag um einen knappen halben Euro-Cent auf 1,1556 € nach, bevor es am Tag des EU-Sondergipfels wieder auf 1,1638 € anzog. Die Renditen der zehnjährigen britischen Staatsanleihen hingegen vollzogen in diesem Zeitraum eher eine Seitwärtsbewegung (aktuell ca. 1,094%) und weisen immer noch einen Aufschlag von ca. 112,2 BP auf.
Weidmann ist wieder im Spiel
Eigentlich galt Jens Weidmann für die Nachfolge von EZB-Präsident Mario Draghi als abgeschrieben. Nicht nur, dass sich die EU-Südländer für den Kritiker expansiver Geldpolitik nicht begeistern konnten, auch die Pläne der Bundesregierung in Berlin liefen in eine andere Richtung. Kanzlerin Angela Merkel war es wichtiger, einen Deutschen auf den Posten des EU-Kommissionspräsidenten zu hieven, anstatt einen Kandidaten für die EZB-Spitze ins Spiel zu bringen. Mit Manfred Weber (CSU) hatte sie dafür einen respektablen Kandidaten auserkoren, dessen Partei der Europäischen Volkspartei (EVP) angehört, die als größte Gruppierung in Brüssel üblicherweise den Kommissionspräsidenten ernennt. Doch dabei hat Merkel offenbar nicht mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron gerechnet, der mit einer Ernennung des Franzosen Michel Barnier liebäugelt.
Auch Weidmann kann nicht zaubern
Wenn aber Frankreich den Nachfolger von Jean-Claude Juncker stellen sollte, sofern das Parlament ihn wählt, würden die Chancen von Weidmann, Draghi beerben zu können, deutlich steigen. Sicher ist, dass die Bestellung des jetzigen Bundesbank-Chefs für die Spitze der EZB ein deutliches geldpolitisches Signal für den Kapitalmarkt wäre. Die damit verbundenen Hoffnungen auf ein zügiges Ansteigen der Zinsen aber sollten nicht allzu hoch gehängt werden - weder von Sparern noch von der Finanzindustrie. Denn auch Weidmann könnte als EZB-Präsident nicht zaubern und die expansive Geldpolitik, die Draghi initiiert hat, von heute auf morgen zurückdrehen.
Doppelpass mit dem französischen Kollegen de Galhau
Dass Weidmann aber eine Vision hat, machte er jüngst zusammen mit seinem Pariser Kollegen François Villeroy de Galhau mit einem Gastbeitrag in der "FAZ" deutlich. So gilt es nach deren Auffassung, die europäische Wirtschafts- und Währungsunion durch die Vollendung einer echten Kapitalmarktunion zu stärken. Damit wären vor allem zwei Dinge erreichbar: Erstens könnten integrierte Kapitalmärkte wirtschaftliche Schocks abfedern, die nur einen Teil eines Währungsraums treffen. Und zweitens würde eine echte Kapitalmarktunion dazu beitragen, die beträchtlichen Ersparnisse im Euroraum besser konkreten Investitionszwecken zuführen zu können wie der Energiewende, digitalen Innovationen oder der Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen.
Vision für Europa
Weidmann und de Galhau machen klar, dass durch ein Zusammenwachsen der Kapitalmärkte die Vorteile des gemeinsamen Marktes besser ausgeschöpft und eine doppelte Dividende aus stärkerem Wachstum und höherer Widerstandsfähigkeit der Kapitalmärkte erzielt werden könnten. Damit wird deutlich, dass eine echte Kapitalmarktunion Teil einer gesellschaftspolitischen Vision für Europa sein kann. Und wenn sich über dieses Ziel heute schon die Notenbankchefs in Berlin und Paris einig sind, könnte mit einem Jens Weidmann an der EZB-Spitze die Entwicklung einer echten Kapitalmarktunion an Fahrt aufnehmen.
EU zeigt China die Stirn
Dass es diese Woche beim Gipfelgespräch in Brüssel zu einer mühsam erarbeiteten gemeinsamen Erklärung der EU und China kam, war dann doch überraschend. Darin sagte Chinas Ministerpräsident Li Keqiang nach zähem Ringen zu, seine Märkte stärker zu öffnen und einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. China und Europa hätten ein großes wirtschaftliches Interesse an einem freien, regelbasierten Handel, heißt es in dem Kommuniqué. Auch die erzwungenen Wissenstransfers von europäischen Firmen in China sollten endlich ein Ende finden - was EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker als "einen großen Schritt in die richtige Richtung" bezeichnete.
Brüssel nutzt die Gunst der Stunde
Was aber hat China zu einem derartigen Einlenken bewegt? Zum einen hat die EU zugesagt, in China mehr zu investieren und Handel zu betreiben - sofern es Regeln geben wird, die das erlauben, so Juncker. Li Keqiang wurde zugesagt, dass sich die EU beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes offen für chinesische Technologie zeigen wird - was einem "Lex Huawei" gleichkommt. Und zum anderen ist Peking durch die protektionistische Politik von D. T., dem Unberechenbaren, stark unter Druck geraten. Daher will man im Reich der Mitte die Konfrontation mit Europa beendet wissen. Denn in Brüssel hatte man nun härtere Töne insbesondere mit Blick auf die Ungleichbehandlung europäischer Unternehmen in China angeschlagen. Die EU hat damit nicht nur die Gunst der Stunde, die ausgerechnet der Handelsstreit zwischen den USA und China geboten hat, genutzt. Nein, sie hat auch demonstriert, dass sie sich zu wehren weiß. Dies hat sie schon mit dem Gesetz zum Investmentscreening bewiesen, das die Überwachung ausländischer, subventionierter Investoren ermöglicht.
Klar sollte auch jedem Europa-Kritiker sein, dass ein solches, abgestimmtes Vorgehen nur gemeinsam in einer Staatengemeinschaft funktioniert. Ein einzelner Nationalstaat wäre nicht in der Lage, China die Stirn zu bieten.
EZB vertröstet auf später
Von der gestrigen Sitzung der Europäischen Notenbank (EZB) haben sich nur die wenigsten Marktbeobachter konkrete Aussagen erwartet. Doch nach der unspektakulären Pressekonferenz des im Oktober des Jahres scheidenden Präsidenten bleibt viel Platz für Interpretationen. Es war einfach noch zu früh, um Details zu den sieben Langfristtendern, welche ab September zum Einsatz kommen, bekanntzugeben. Auch äußerte er sich in keinster Weise zu den Überlegungen der Notenbanker bezüglich einer möglichen Freibetragsregelung für Guthaben der Kreditinstitute, wie sie bereits in Japan und der Schweiz praktiziert wird. Schon im Vorfeld hat man aus informierten Kreisen vernommen, dass man sich mit der Prüfung der Negativzinsen noch Zeit lassen wird.
Wir müssen uns also zumindest bis zum 6. Juni oder eventuell sogar bis zum 25. Juli gedulden, bevor Super Mario die Katze aus dem Sack lässt. Vielleicht entscheidet er sich aber auch für ein Splitten der beiden geldpolitischen Maßnahmen, um die Spannung hoch zu halten. So wäre der 6. Juni beispielsweise der ideale Zeitpunkt, um die Konditionen der beschlossenen TLTROs zu veröffentlichen. Denn zu dieser Sitzung werden auch die neuen EZB-Stabsprojektionen als Entscheidungsgrundlage vorliegen und könnten in die Überlegungen mit einfließen. Auf der Sitzung am 25. Juli hingegen könnte man sich ganz auf Maßnahmen zur Entlastung der Banken konzentrieren und damit den Wettbewerbsnachteil mildern. Zumal in absehbarer Zeit keine Änderung der Geldpolitik zu erwarten ist und man mittels der Negativzinsen auch zukünftig eine höhere Kreditvergabe erzeugen möchte.
Dennoch hat Mario Draghi bei der gestrigen Pressekonferenz mit seinen Aussagen erneut die Märkte bewegt. So hat er immer wieder auf die Wachstumsrisiken in der Eurozone hingewiesen und damit die Erwartung einer auf lange Sicht reaktiven Geldpolitik geschürt, was zu einer weiteren Verflachung der Zinskurve führt. Interessant war in diesem Zusammenhang auch seine Aussage, dass man die Inflationsrate nicht bei 2% begrenzen würde. Wir werden also noch einige Monate mit dieser Niedrigzinspolitik leben müssen und sind nach der gestrigen Veranstaltung nicht unbedingt viel schlauer als vorher. Denn am generellen Zinsausblick hat sich nichts geändert, aber dennoch zeigten sich die Investoren in Kauflaune, da "lower for longer" insbesondere die Aufmerksamkeit auf Anleihen der Peripheriestaaten lenkte.
IWF: Hausgemachte Wirtschaftsflaute
Die Warnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wollen die Industrie- und Schwellenländer eine neue Weltwirtschaftskrise abwenden, müssen sie künftig auf Streit, Chaos und billigen Populismus verzichten - und stattdessen an einem Strang ziehen. Haben die Adressaten allerdings den IWF-Appell gehört und verstanden? Wenn man nach Washington, Peking, Brüssel, London oder Rom schaut, hat man jedenfalls so seine Zweifel. Gita Gopinath, die Chefvolkswirtin des IWFs, spricht daher von einem "heiklen Moment" für die Weltwirtschaft und warnt vor Turbulenzen an den Finanzmärkten.
Wachstumsprognosen erneut nach unten korrigiert
In seinem halbjährlichen Konjunkturbericht hat der IWF zum dritten Mal hintereinander seine Wachstumsprognosen für zahlreiche Länder teilweise deutlich gesenkt. Weltweit rechnen die Experten nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 3,3% in 2019 nach 3,6% in 2018. Während etwa für Deutschland die Konjunkturprognosen im Sommer 2018 noch von einem BIP-Zuwachs von 2,1% ausgingen, erwartet der IWF heute nur noch ein Plus von 0,8%. Für das kommende Jahr werden jedoch wieder plus 1,4% prognostiziert.
Italiens Wirtschaft stagniert
Frankreich, Großbritannien und Japan liegen bei Zuwächsen von 1,0% oder knapp darüber, die USA bei knapp 3%. Richtig düster sieht es für Italien aus, das mit einem prognostizierten Plus von 0,1% praktisch stagniert. Vor diesem Hintergrund kann Rom auch seine mit der EU-Kommission vereinbarte Schuldengrenze über 2,04% des BIP nicht halten, sondern rechnet nun selbst mit einem Haushaltsdefizit von 2,5%. Obwohl das Land unter einem Schuldenberg von mehr als 130% des BIPs ächzt, lehnt die Regierung aus rechter Lega und der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung eine Erhöhung der Mehrwertsteuer vehement ab.
Handelsstreit ist eine der Ursachen
Als Ursachen für die Entwicklung nennt der IWF hausgemachte Gründe wie den anhaltenden Handelsstreit der USA mit China und Europa, die Probleme der deutschen Autoindustrie mit den neuen Abgasnormen, den Notstand in den USA oder die politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen in Argentinien und der Türkei.
Coca-Cola nimmt 500 Mio. € auf
Auch in dieser Berichtswoche ließ die Emissionstätigkeit der Unternehmen nicht nach. So konnten unter anderem Coca-Cola, Glencore und Orano je einen Bond erfolgreich am Kapitalmarkt platzierten.
Der Getränkehersteller Coca-Cola sammelte insgesamt 500 Mio. € am Kapitalmarkt ein. Dabei zahlt das Unternehmen den Investoren bis zur Fälligkeit am 12.04.2029 einen jährlichen Kupon in Höhe von 1,125%. Begeben wurde der Bond (XS1981054221) zu 99,008%, was einem Emissionsspread von +72 BP über Mid Swap gleichkam. Abgerundet wird das Angebot durch eine Make Whole Option sowie einen optionalen Kündigungstermin ab dem 12.01.2029 (jederzeit zu 100%), welche sich der Konzern aus den USA in die Anleihebedingungen schrieben ließ. Coca-Cola, Glencore sowie Orano legten bei allen drei Anleihen die besonders für institutionelle Investoren interessante Mindeststückelung von 100.000 € fest.
Die weltweit größte im Rohstoffhandel tätige Unternehmensgruppe Glencore nahm mittels ihrer Finanzierungsgesellschaft Glencore Finance frisches Geld am Kapitalmarkt auf. Mit dem 500 Mio. € schweren Bond (A2R0NK) refinanziert sich das Unternehmen, welches weltweit rund 62.000 Mitarbeiter beschäftigt, bis zum 15.10.2026 zu einem Zins von jährlich 1,50%. Der Spread von +130 BP über Mid Swap bedeutete einen Ausgabepreis von 99,462%. Glencore nahm ein optionales Kündigungsdatum drei Monate vor Endfälligkeit ab dem 15.07.2026 jederzeit zu 100% sowie eine Make Whole Option in die Emissionsbedingungen auf.
Als letzter im Bunde begab der französische, staatliche Industrie-Konzern Orano eine Anleihe mit einem Volumen von 750 Mio. €. Der Bond (A2R0WN) zahlt den Gläubigern bis zur Fälligkeit am 23.04.2026 einen festen jährlichen Zins in Höhe von 3,375%. Der Emissionspreis lag bei 99,236%, was einem Spread von +327,5 BP über Mid Swap entsprach. Das aus der börsennotierten Areva-Gruppe hervorgegangene Unternehmen mit Sitz in Paris nahm ebenfalls neben einer Make Whole Option einen zusätzlichen Kündigungstermin in die Anleihebedingungen auf. So ist der Bond ab dem 23.01.2026 jederzeit zu pari kündbar.
Draghi schickt Renditen gen Süden
Hatte man seit Wochenstart den Eindruck gewinnen können, dass der Euro-Bund-Future mit der Nullrendite-Line in inniger Freundschaft verharren möchte, so haben die Kommentare des EZB-Präsidenten Mario Draghi auf der gestrigen Pressekonferenz die Renditen der Staatsanleihen abschmelzen lassen. Die von ihm angeführten Wachstumsrisiken in der Eurozone und die nochmalige Betonung, die Leitzinsen in 2019 nicht verändern zu wollen, waren für die Marktteilnehmer Grund genug, Staatsanleihen der Euroländer aufzukaufen. Insbesondere die Anleihen Spaniens und Portugals erfreuten sich verstärkter Nachfrage, da diese Länder von einem "lower for longer" voraussichtlich besonders profitieren werden.
Somit hat man am gestrigen Nachmittag exakt das Niveau wieder erreicht, auf dem man vor einer Woche startete. Dieser "Rebound" ist charttechnisch als positives Signal zu deuten und könnte der Auftakt zu einem neuerlichen Test der psychologisch wichtigen 166er-Marke sein. Jedoch ist auch bei entsprechender Nachrichtenlage ein Anstieg des Sorgenbarometers der Eurozone bis auf 166,75% nicht auszuschließen. Sollte sich allerdings nochmals der Bereich bei 166% als unüberwindbar herausstellen, so ist ein Abtauchen des Euro-Bund-Future bis auf ca. 165,07% bzw. 164,74% möglich.
Zu Handelsbeginn präsentiert sich das Rentenbarometer in einer guten Verfassung und profitiert auch weiterhin als durch den Brexit-Faktor geschützter "Safe-Haven". Zurzeit notiert der Juni-Kontrakt des Euro-Bund-Future bei ca. 165,75%, was einer Rendite der 10-jährigen deutschen Benchmark-Anleihen von -0,02% entspricht.
USA hat ein Herz für Investoren
Sicherlich spielt auch die angespannte US-Haushaltssituation bei dem in dieser Woche aufgelegten Refinanzierungsprogramm eine Rolle. Dadurch konnten die interessierten Investoren bei den T-Bills zwischen den üblichen Laufzeiten (4 und 8 Wochen sowie 3 und 6 Monaten) für insgesamt 163 Mrd. USD und T-Notes mit Endfälligkeiten in 2022 sowie 2029 für nochmals 62 Mrd. USD wählen, aber auch T-Notes mit einer Laufzeit von 30 Jahren wurden für 16 Mrd. USD offeriert.
In der Eurozone waren in diesem Zeitraum insgesamt fünf Staaten am Kapitalmarkt aktiv. So eröffnete Österreich am Dienstag zusammen mit Deutschland den Reigen. Die Alpenrepublik stockte zwei Altemissionen (A188ES / 2023 ; A2RXDK / 2029) auf und Deutschland erhöhte das Emissionsvolumen der inflationsindexierten Anleihe (103055) um 750 Mio. € auf 13,3 Mrd. €. Hierbei wurden allerdings lediglich Bietungen für 742 Mio. € eingereicht und die Zuteilung von 562 Mio. € erfolgte bei einer realen Durchschnittsrendite von -1,12%. Die restlichen 188 Mio. € wurden in den Eigenbestand des Bundes umgebucht. Zur Wochenmitte stockte die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland dann noch die aktuelle, fünfjährige Bundesobligation Serie 179 (114179) um weitere 3 Mrd.€ auf nunmehr 15 Mrd. € auf. Bei einer ca. 1,5-fachen Überzeichnung wurden rund 2,48 Mrd. € mit einer Durchschnittsrendite von -0,41% platziert und gleichzeitig erhöhte sich der Bestand zur Marktpflege um 520,2 Mio. €.
Aber mit Portugal (A2RWF6 / 2029 ; A0GP0C / 2037), Finnland (A18YM5 / 2026 ; A19DB5 / 2047) und Spanien (A2RYQD / 2035) stellten drei weitere Staaten Material bei Altemissionen und Spanien sogar zusätzlich mit einer Neuemission (ES0000012E85 / 2024) zur Verfügung.
Saudi Aramco mit bemerkenswertem Debüt
Diese Woche ist eine besondere Woche und der gestrige Mittwoch wurde seiner Bezeichnung "Super-Mittwoch" in vielerlei Hinsicht gerecht. So tagten ausnahmsweise die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) an einem Mittwoch und nicht wie sonst üblich an einem Donnerstag. Aber auch wegen der am Abend anstehenden Veröffentlichung des Fed-Protokolls waren geldpolitische Themen omnipräsent und ein Handelstag ohne Brexit ist inzwischen nicht mehr vorstellbar.
Nach den nächtlichen Beschlüssen in Brüssel und dem damit verbundenen Verschieben des Austrittstermins bis zum 31.10.2019 notiert das Pfund Sterling heute Morgen bei 0,8615 GBP und somit fast auf dem gleichen Niveau wie vor dem EU-Sondergipfel. Dies ist allerdings auch nicht verwunderlich, denn die dort getroffenen Vereinbarungen entsprachen größtenteils den Erwartungen der Marktteilnehmer.
Aber auch die aus Frankfurt und Washington zu vernehmenden geldpolitischen Einschätzungen waren vorerst nicht geeignet, um das Währungspaar Euro/US-Dollar von der Frühjahrsmüdigkeit zu befreien. So notierte die Einheitswährung bereits seit Wochenbeginn in einer relativ engen Handelsspanne zwischen 1,1214 USD und 1,1290USD, um heute Morgen bei ca. 1,1280 USD in den Tag zu starten.
Bemerkenswert hingegen war in dieser Woche das Debüt des saudi-arabischen Öl- und Gasriesen, Saudi Aramco, am Anleihemarkt. Das größte Ölunternehmen der Welt sammelte mittels fünf unterschiedlicher Tranchen spielend 12 Mrd. USD ein. Denn das Interesse der Investoren war so groß, dass Kauforders über insgesamt mehr als 100 Mrd. USD vorlagen. Man kann also das Bondmarktdebüt des Staatsunternehmens getrost als einen vollen Erfolg bezeichnen und als Ergebnis ist auch zu konstatieren, dass sich Rendite über moralische Bedenken hinwegsetzt.
Ein so riesiges Interesse war allerdings bei den anderen Währungsanleihen nicht zu registrieren. Trotzdem waren Bonds lautend auf US-Dollar, russische Rubel, türkische Lira sowie norwegische Kronen und südafrikanische Rand im Fokus der Privatanleger.
Disclaimer
Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich. Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.