Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Damoklesschwert der Schuldenkrise schwebt auch im Jahr 2014 über den Märkten

10.01.14 12:54 Uhr

Damoklesschwert der Schuldenkrise schwebt auch im Jahr 2014 über den Märkten | finanzen.net

Die guten Nachrichten aus Euroland häufen sich. Irland ist erstmals wieder alleine am Kapitalmarkt unterwegs, Portugal wird bald folgen.

Und selbst Griechenland will demnächst ohne neue internationale Hilfe aus der Krise kommen. Man mag sich ja fast von der verbreiteten positiven Euro-Stimmung anstecken lassen. Doch Euphorie ist fehl am Platz. Die Eurozone hat ihre Staatsschuldenkrise noch längst nicht überwunden.

Das einst hilfsbedürftige Irland hat, erstmals seit es im Dezember den Euro-Rettungsschirm verlassen hat, am Dienstag problemlos 3,75 Mrd. € am Kapitalmarkt eingesammelt. Portugal will es den Iren bald gleich tun und internationale Anleger investieren in spanische Staatspapiere so viel wie seit 2011 nicht mehr. Zum Jahresanfang sanken die Renditen zehnjähriger Schuldtitel aus Spanien und aus Italien auf unter 4%. Die beiden Peripherie-Länder der Euro-Zone profitierten von dem erfolgreichen Gang Dublins an den Kapitalmarkt. Und sogar Griechenland will sich nun selbst aus dem Krisensumpf ziehen. Das Land will ein drittes Hilfspaket, das mit neuen Sparauflagen verbunden wäre, partout vermeiden.

Die frohen Botschaften hört man wohl, allein es fehlt der Glaube an eine wirkliche Trendwende. Denn diese echten oder nur vermeintlich positiven Signale können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Grundproblem der Euro-Krise nicht gelöst ist: Die staatliche Überschuldung. So weisen alle Sorgenländer für 2013 steigende Schuldenquoten in Prozent des BIP auf. Griechenland führt mit rund 176% die Liste an, gefolgt von Italien (133%) und Portugal (124%). Damit bleibt das Damoklesschwert der Staatsschuldenkrise 2014 erhalten und wird auch nicht so schnell verschwinden. Vielmehr dürfte es bis zur Bewältigung der Euro-Schuldenkrise noch zwischen 10 und 15 Jahren dauern.

Wie diese allerdings vonstatten gehen wird, bleibt die große Frage für 2014 und darüber hinaus. Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase hat eine schleichende Enteignung der Anleger ja bereits eingesetzt. Die Zwangsabgaben der zypriotischen Bankkunden (Bail-Ins) sowie die Gedankenspiele des IWF über die Einführung einer zehnprozentigen "Schuldensteuer" haben im vergangenen Jahr bereits Ahnungen hervor gerufen, nach denen aus der schleichenden eine offene, legale Enteignung werden könnte. Vor diesem Hintergrund wird der Bondmarkt im neuen Jahr zu einer Herausforderung für die Anleger werden. Es ist zu erwarten, dass die Niedrigzinsphase anhalten wird, auch wenn das Zinstief durchschritten ist. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen dürfte im Jahresverlauf von derzeit rund 1,88% auf eine Größenordnung von ca. 2,3% steigen. Aufgrund der schuldenbedingten Unsicherheiten am Markt werden diese Anlagen erster Bonität auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Dasselbe gilt für Corporate Bonds solider Schuldner, die vielen Investoren als wichtigste Anlage-Alternative gelten, mit denen ein Renditeplus zu überschaubaren Risiken erzielt werden kann.

Anlegertrends: Wiederanlage bei Corporate Bonds solider Emittenten

Nachfrage nach Bundesanleihen spiegelt Sicherheitsbedürfnis am Markt wider.

Um nicht allzu sehr die Laufzeitenkurve hinauf oder die Bonitätskurve hinunter wandern zu müssen, decken sich Anleger zum Jahresbeginn, wenn viel frei gewordenes Kapital nach Wiederanlagen sucht, mit Corporate Bonds von soliden Emittenten ein. Dazu zählte in dieser Woche eine Medium Term Note von Daimler (WKN: A1R069) mit Laufzeit 3/2023 und einer Rendite von ca. 2,44% oder eine Anleihe von ThyssenKrupp (A1R08U), die bei einer Laufzeit bis 8/2018 mit ca. 2,65% rentiert. Ebenso gesucht war ein Corporate Bond von Saint-Gobain (A1G5VU), der 6/2021 fällig wird und eine Rendite von ca. 2,65% aufweist.

Parallel dazu steht die Nachfrage nach einer bis 2/2023 laufenden Bundesanleihe (110230), die mit ca. 1,82% rentiert, für das anhaltende Sicherheitsbedürfnis am Markt.

Weiterhin ist zu beobachten, dass Anleger verstärkt nach türkischen Staatsanleihen Ausschau halten, die in US-Dollar notieren. So waren in dieser Woche unter anderem zwei Anleihen aus Ankara (A0GYKF und A1GWJH) mit Laufzeiten 9/2016 bzw. 3/2022 und Renditen von ca. 3,00% bzw. ca. 5,53% gesucht. Dahinter steckt eine doppelte Spekulation. Zum einen hoffen die Anleger auf eine Beruhigung der politischen Verhältnisse in der Türkei sowie eine Annäherung an Europa. Und zum anderen setzen die Investoren auf eine Stärkung des US-Dollars.

Aufgeblähte Bilanz der Fed

Bilanzsumme der EZB dagegen schrumpft.

Auf satte 4,044 Bill. US-Dollar ist die Bilanzsumme der US-Notenbank Fed mittlerweile angewachsen. Vor der Finanzkrise waren es noch rund 900 Mrd. US-Dollar. Die dicksten Brocken machen dabei Staatsanleihen mit 2,2 Mrd. und Hypothekenpapiere mit 1,5 Mrd. US-Dollar aus. Ursache der aufgeblähten Bilanzsumme sind die drei Runden von Wertpapierkäufen, die die Zentralbank seit 2008 getätigt hat. Mit ihrer Entscheidung, die monatlichen Ankäufe von 85 auf 75 Mrd. US-Dollar zu reduzieren, hatte die Fed Ende 2013 zaghaft den Einstieg in den Ausstieg der expansiven Geldpolitik angekündigt. Ob uns in Europa eine ähnliche Aufblähung der Bilanzsumme der EZB bevor steht, wird das laufende Jahr zeigen. Derzeit jedenfalls schrumpft die Bilanzsumme der EZB, weil Banken des Euroraums freiwillig Kredite zurückzahlen. Da auch die Bank of Japan ihre Bilanz aufbläht, steht der Euro ständig unter Aufwertungsdruck, was der exportorientierten Industrie in Euroland überhaupt nicht schmeckt.

Corporate Bonds: VW und BMW zapfen Kapitalmarkt an

Die Emissionstätigkeit im neuen Jahr kommt nur langsam in Gang. Unter den ersten Emittenten des Jahres sind zwei deutsche Autobauer. So brachte die VW Leasing GmbH eine 1,25 Mrd. € schwere Anleihe, die 1/2024 fällig wird und einen Kupon von 2,625% aufweist (A0JCCZ). Gepreist wurde die Anleihe bei +63,0 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis von 98,92% entsprach.

BMW emittierte eine 5,5-jährige und eine 10-jährige Benchmark-Anleihe mit einem Volumen von jeweils 750 Mio €. Erstere ist mit einem Kupon von 1,625% ausgestattet und läuft bis 7/2019 (XS1015212811). Die Anleihe wurde bei +45,0 bps über Mid Swap gepreist. Die neue 10-Jährige trägt einen Kupon von 2,625% und läuft bis 1/2024 (XS1015217703). Gepreist wurde die Anleihe bei + 57,0 bps über Mid Swap.

Valeo, ein börsennotiertes französisches Unternehmen der Automobilzulieferindustrie mit Sitz in Paris, emittierte eine 10-jährige, 500 Mio. € schwere Benchmark-Anleihe (FR0011689033). Der Kupon liegt bei 3,25 %. Gepreist wurde der Bond mit +120 bps über Mid Swap.

Euro-Bund-Future: Re-Investitionen machen den Trend

Im Laufe des Jahres: seitwärts mit leicht steigendem Zins

Viele Marktteilnehmer fühlten sich beim Anblick des Kursverlaufs des Euro-Bund-Future seit Jahresbeginn an den morgendlichen Wiegeprozess über die Weihnachtsfeiertage erinnert. Die Tendenz ist steigend. Allerdings sind die Gründe für die Gewichtszunahme meist einleuchtend. Beim Rentenbarometer wurde das nicht von allen Investoren so erwartet und somit wurde Ursachenforschung betrieben. An neuen Problemen in der Eurozone konnte es nicht liegen und auch eine Folge des Taperingbeschlusses der amerikanischen Notenbank war sehr unwahrscheinlich. Lediglich Endfälligkeit von Investitionen oder auch Zinszahlungen sind als Kurstreiber auszumachen. Die Frage, die sich allerdings in diesem Zusammenhang stellt: Was passiert anschließend? Wahrscheinlich nicht viel! Eine Seitwärtsbewegung mit einer leichten (!) Zinssteigerung wird von den meisten Marktbeobachtern erwartet.

Übersetzt heißt das: Tradingrange zwischen 138,68% (Tief vom 2.1.2014) und 140,60% (diverse Hochs und Tiefs vom Oktober/November 2013).

Neuemissionen: Irland und Spanien eröffnen den Reigen

In den vergangenen Monaten wurde stets die Rückkehr des Inselstaats Irland an die internationalen Kapitalmärkte in Aussicht gestellt. Nun endlich war es soweit! In Ermangelung von Alternativen und im Vorfeld der sicherlich bald erfolgenden Höherstufung Irlands durch die Rating-Agentur Moody’s wäre sogar die Aufnahme des Vierfachen zur Refinanzierung anstehenden Betrages möglich gewesen. Somit kann das Comeback Irlands (ca. 3,4% für zehn Jahre) als Erfolg gewertet werden. Aber auch Spanien wird heute den Investoren neben einer Aufstockung einer Altemission mit der Endfälligkeit 2028 (A1HNMJ) eine neue Anleihe mit einer Laufzeit von fünf Jahren offerieren. Von einer erfolgreichen Refinanzierung der insgesamt angestrebten 3,5 bis 4,5 Mrd. € wird ausgegangen.

Da zu Jahresbeginn oftmals eine Vielzahl von Anleihen endfällig wird, stellen viele Emittenten den Investoren neues Material zur Verfügung. So stockten Frankreich und Österreich bereits notierte Altemissionen auf. Die Deutsche Finanzagentur hingegen wird sich erst in der kommenden Woche mit einer Neubegebung von fünfjährigen Bundesobligationen am Kapitalmarkt zurückmelden.

Währungsanleihen: Gibt es einen Währungskrieg II?

Die Leiden der türkischen Lira gehen weiter

Wir schreiben nun das Jahr 2014 und sind gespannt, was die Kapitalmärkte in diesem Jahr an Überraschungen parat haben. Obwohl die europäische Gemeinschaftswährung zum Jahresausklang noch ein neues 2-Jahres-Hoch bei 1,3894 USD erklimmen konnte, kommt der Euro bislang noch nicht so richtig auf Touren. Im Gegenteil, er musste gegenüber dem US-Dollar sogar Federn lassen und fiel bis auf 1,3555 USD zurück. Diesem Trend sollte man allerdings nicht zuviel Gewicht beimessen, denn die Devisenhändler stehen noch in den Startlöchern. Zuerst gilt es, die Ergebnisse der ersten Notenbanksitzungen zu analysieren. Bereits gestern wurde das Sitzungsprotokoll der Fed-Sitzung vom Dezember des vergangenen Jahres veröffentlicht und heute tagen die Europäische Notenbank (EZB) und die Bank of England (BoE). Dennoch lässt sich bereits heute prognostizieren, dass es bei dieser Zurückhaltung nicht das ganze Jahr über bleiben wird. Ob es aber wieder zu einer Neuauflage eines "Währungskrieges" kommen wird, bleibt abzuwarten. Im Vorfeld der Ratssitzung handelt die Einheitswährung knapp unter der Marke von 1,36 USD.

Andere Länder, andere Probleme! So gehen die Leiden der türkischen Lira auch im neuen Jahr weiter. Die politische Unsicherheit im Land macht der Währung nach wie vor zu schaffen. Gelang es dem Euro zum Ende des vergangenen Jahres erstmal die Marke von 3,00 TRY zu überwinden und mit 3,0155 TRY ein neues Allzeithoch zu erreichen, so notiert er aktuell bei 2,98 TRY.

In der Folge waren Währungsanleihen auf türkische Lira sehr gefragt. Die Schwäche der Bosporus-Währung sahen viele Anleger als eine gute Kaufgelegenheit an. Darüber hinaus standen Fremdwährungsanleihen auf australische Dollar, US-Dollar sowie brasilianische Real im Fokus der Anleger.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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