Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Covered Bonds versperren Corporates den Weg zu den Fleischtöpfen des Kapitalmarkts

20.01.11 16:20 Uhr

Covered Bonds versperren Corporates den Weg zu den Fleischtöpfen des Kapitalmarkts | finanzen.net

Covered Bonds versperren Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) den Weg zu den Fleischtöpfen des Kapitalmarkts.

Während Emittenten von Covered Bonds in den ersten Wochen des Jahres mit einer großen Menge an Neuemissionen den Kapitalmarkt abgegrast haben, kommt der Primärmarkt für Corporate Bonds nicht in die Gänge. Euro-Länder und europäische Geschäftsbanken haben im bisherigen Jahresverlauf Covered Bonds über gut 80 Mrd. Euro platziert, während das Emissionsvolumen europäischer Unternehmen bei gerade mal gut 5 Mrd. liegt. Zwar spielt Bundesbankvorstand Joachim Nagel die Gefahr eines Abgrasens des Kapitalmarkts durch Covered Bonds, also Deutsche Pfandbriefe oder andere internationale mit Hypotheken und Staatskrediten unterlegte Anleihen, in der FTD herunter. Zu reichlich sei schließlich Liquidität am Markt vorhanden. Dennoch drängt sich der Eindruck auf, dass sich Corporate Bonds derzeit hinten anstellen müssen, um auf eine Emissionspause der Covered Bonds zu warten. Dies kann aber bedeuten, dass vor dem Hintergrund der für 2011 erwarteten Emissionsflut in allen Bereichen des Anleihenmarkts die Unternehmen für ihre Bonds höhere Zinsen zahlen müssen - sofern sie mal an die Fleischtöpfe heran kommen.

Primärmarkt für Corporate Bonds bleibt mau

Auch wenn sich das eine oder andere Unternehmen mit einer Neuemission aus der Deckung gewagt hat, blieb der Primärmarkt für Corporates weiter mau.

Nachdem das staatliche dänische Energieunternehmen Dong Energy Ende November 2010 seine Pläne einer nachrangigen Bondemission aufgrund der damaligen schlechten Marktsituation verschoben hat, holten sie diese jetzt erfolgreich nach. Im Gegenzug will das Unternehmen seine noch ausstehende nachrangige Anleihe vorzeitig kündigen und hat den Bondholdern ein entsprechendes Angebot gemacht.

Die neue Anleihe war „priced to sell“, das heißt, sie kam im Vergleich zu der noch ausstehenden Schuldverschreibung sehr günstig an den Markt. Dementsprechend griffen die Investoren beherzt zu und die neue Anleihe verteuerte sich in kürzester Zeit um 4,5 Punkte.Insgesamt emittierte das Unternehmen 700 Mio. Euro mit einem Kupon von 7,75%. Die Anleihe wird mit Baa3/BB+ benotet.

Ebenso günstig kam die neue Anleihe des italienischen Telekommunikationsunternehmens Telecom Italia an den Markt. Das Unternehmen sammelte 1 Mrd. Euro frisches Kapital ein und zahlt einen Zins von 5,125%. Aufgrund der Quellensteuer werden jedoch keine italienischen Bonds an einer deutschen Börse gehandelt.

Der EZB bleiben bei ihrem Kerngeschäft der Inflationsbekämpfung die Hände gebunden

Während die gefühlte Preissteigerung nach den Berechnungen des Schweizer Forschungszentrums für Wirtschaftsstatistik Fribourg dreimal so hoch ist wie die offiziell ermittelte, hat nun auch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet davon gesprochen, dass ein kurzfristiger Inflationsanstieg möglich sei. Die von den Energiepreisen getriebene Entwicklung würde auch in Euro-Land zu einem Zinsschritt führen, hätten wir normale Zeiten. Und selbst wenn die EZB den Inflationsgefahren mit einer logischen Zinserhöhung Einhalt gebieten wollte, so gibt es da immer noch die USA, die die Märkte weiter mit billigem Geld fluten und somit die EZB in ihrer Entscheidungsfreiheit deutlich einschränken werden.

Dies ist auch der Grund, warum die Hoffnung trügt, die EZB könne sich behutsam aber bald wieder ihrem Kerngeschäft der Inflationsbekämpfung zuwenden. Die Unterstützer dieser These argumentieren damit, dass der Euro-Rettungsfonds EFSF (European Financial Stability Facility) den Ankauf von Staatsanleihen und damit sozusagen die Drecksarbeit übernehme, während sich die EZB mit ihrer Geldpolitik dann wieder den fundamentalen Wirtschaftsdaten zuwenden könne. Sicher, zu normalen Zeiten, wäre dies der Fall. Aber dass wir keine normalen Zeiten haben, zeigt schon die Existenz des EFSF. Und daher dürfte es in der Euro-Zone auch in diesem Jahr zu keiner Zinsanhebung kommen.

Im Sandkasten wird der GAU einer Länderpleite gedanklich durchgespielt

Ungeachtet so manch leiser Hoffnung, früher als gedacht aus der Finanz- und Schuldenkrise herauszukommen, bereitet sich mancher auf den GAU vor. Das Gerücht, dass sich das Bundesfinanzministerium auf eine Griechenland-Pleite einstellt, wurde zwar umgehend dementiert. Aber nachdem Fitch-Rating Griechenland von BBB- auf BB+ herunterstufte, besitzen die Hellas-Bonds nur noch den Status von „Länder-Ramschanleihen“. In den Zeiten der Vogelgrippe mussten alle Unternehmen vorkehrende Maßnahmen ergreifen, um ihre Mitarbeiter wirksam gegen die Gefahren zu schützen. Im Falle der Euroland-Krise kann man nicht einfach weiterleben wie bisher, sondern muss ungeliebte Szenarien durchspielen. Auch beim Treffen der Staats- und Regierungschefs im März müssen verschiedene Wege aufgezeigt werden. Die Erweiterung des Rettungsschirms wird bereits seit vielen Tagen diskutiert und auch eine Insolvenzordnung für Euro-Staaten wird wieder auf der Tagesordnung stehen. Es ist aber auch klar, dass man Griechenland nicht losgelöst von Portugal und den anderen Defizitsündern betrachten darf. Man kann nicht griechische Anleihen restrukturieren und nichts für Irland tun.

Die Problematik wird bei näherer Betrachtungsweise aber immer größer, denn inzwischen ist auch das politisch handlungsunfähige Belgien nicht mehr den Kernländern des Euro-Raums zuzurechnen. Mit einer Gesamtverschuldung von 98,1% des BIP nähert man sich der symbolträchtigen Marke von 100%. Der dritte Platz hinter Griechenland und Italien ist somit den Belgiern sicher.

Angesichts so vieler Horrormeldungen ist es nicht verwunderlich, dass sich die Staatengemeinschaft bei ihren Standkastenspielen Gedanken zum weiteren Verlauf macht. Denn verschiedene Banker sind davon überzeugt, dass ein Land pleite gehen wird. Es könnte als abschreckendes Beispiel dienen müssen.

Wie die Weltbank von Peking

Es wird immer deutlicher, dass sich die geopolitischen Kräfte in der Weltgemeinschaft verschoben haben. Inzwischen ist Fakt, dass China den Schwellen- und Entwicklungsländern mehr Geld geliehen hat als die Weltbank. Dies ist bei den riesigen Devisenreserven von China auch nicht weiter verwunderlich. China ist somit in der Lage 110 Milliarden US-Dollar zu verleihen und sich zugleich im hart umkämpften Rohstoffmarkt ein Großmaß an Einfluss zu sichern. Viele dieser Staaten verfügen über seltene und somit kostbare Rohstoffe.

China stößt mit dieser Vorgehensweise in eine Lücke, die aus der Schuldenpolitik der vergangenen Jahre herrührt. Den westlichen Industriestaaten ist es auf Grund der angespannten haushaltspolitischen Lage nicht möglich, sich mittels finanzieller Gegenleistungen die wichtigen Rohstoffe für eigene Interessen zu sichern. Somit muss man den liquideren Chinesen das Feld überlassen und sich mit dem Rest begnügen. Sollte die Finanzkrise also noch lange andauern, so wird dies wirtschaftliche Konsequenzen haben.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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