Bei Corporates brummt der Markt für Neuemissionen
Der Primärmarkt für Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) lässt sich die Stimmung nicht vermiesen.
Trotz der Sorgen um den möglichen Staatsbankrott Griechenlands, trotz der EU-Hilfen und trotz des Betrugsvorwurfs gegen die erfolgreichste amerikanische Investmentbank, Goldman Sachs, bleiben die Bedingungen am Primärmarkt für Unternehmensanleihen unverändert gut – nicht zuletzt auf Grund der guten Quartalszahlen in der momentanen Berichtssaison. So drängen immer mehr Unternehmen mit schlechten Ratings bzw. mit überhaupt keiner Bonitätseinstufung auf den Kapitalmarkt. Grund hierfür sind zum einen die guten Bedingungen am Primärmarkt und zum anderen die weiterhin erschwerten Umstände, direkt Kredite von den Banken zu erhalten.
Der Emissionsboom bei Corporate Bonds beläuft sich 1. Quartal 2010 auf ein Volumen von rund 46,9 Mrd. Euro. Dieser Wert liegt zwar deutlich unter den 115,2 Mrd. Euro des Vergleichsquartals des Vorjahrs. Betrachtet man aber die Anfangsquartale der Jahre zuvor (Q1 2008: 23 Mrd. Euro; Q 2 2007: 38 Mrd. Euro), erkennt man das hohe Niveau der derzeitigen Emissionswelle. Dies wird auch dadurch klar, dass im Moment viele Bonds ohne Bonitätsprüfung vom Markt gut aufgenommen werden. Betrug der Anteil dieser Emissionen ohne Rating am Euro-Kapitalmarkt laut LBBW noch vor der Krise um die ein Prozent (2007), so liegt er nach Angaben der Unicredit derzeit bei rund zehn Prozent. Dies widerspiegelt eindeutig die erhöhte Risikoneigung der Investoren und bedeutet einen neuen Trend. Außerdem gelingt es zahlreichen Unternehmen aus der zweiten oder dritten Reihe ihre Titel erfolgreich zu platzieren. Dasselbe gilt für hochverzinsliche Emissionen mit schlechter Bonität (Non-Investment Grade) und attraktiver Verzinsung (High Yield Bonds).
Vor dem Hintergrund der geöffneten Schleusen am Kapitalmarkt begab die Celesio AG, der zweitgrößte Pharmahändler in Deutschland, eine 500-Mio.-Euro-Anleihe mit Laufzeit April 2017. Das Unternehmen, welches mit keiner Bonitätsnote ausgestattet ist, zahlt seinen Anlegern einen Kupon von 4,5%. Ebenso wenig geratet wie Celesio ist die französische Kaufhauskette Galeries Lafayette, die eine Anleihe über 300 Mio. Euro emittierte und diese mit 4,5% verzinst. Die Laufzeit ist auf April 2017 datiert.
Der Tourismuskonzern Thomas Cook sammelte 400 Mio. Euro frisches Kapital zu einem Zinssatz von 6,75% ein. Aufgrund des relativ hohen Kupons ist das Unternehmen dem High-Yield-Bereich zuzuordnen.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.