Anleihenkurse unter Druck

Fed nur ein Grund: Warum die Renditen von Staatsanleihen so stark steigen

04.10.18 22:05 Uhr

Fed nur ein Grund: Warum die Renditen von Staatsanleihen so stark steigen | finanzen.net

Die Renditen für Staatsanleihen sind in den vergangenen zwei Tagen kräftig gestiegen. Nicht nur US-Bonds sind auf neue Höchststände seit 2011 geklettert, auch am deutschen und europäischen Anleihenmarkt ging es zuletzt deutlich bergauf.

Die Kapitalmarktzinsen in Europa haben sich am Donnerstag kräftig erhöht. Dies machte sich auch am deutschen Anleihenmarkt bemerkbar, wo zehnjährige Bundesanleihen zuletzt bei 0,54 Prozent rentierten. Das sind die Gründe.

US-Staatsanleihen preschen vor

Dabei ist es vor allem das starke Zinsniveau in den USA, das die Kapitalmarktzinsen in Europa nach oben treibt. Am Vortag war es am US-amerikanischen Anleihenmarkt zu starken Kursverlusten gekommen: Die Anleihenexperten der Commerzbank sprachen am Donnerstag von einem "brutalen Abverkauf".

Die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen erreichten am Mittwoch mit 3,161% ihren höchsten Stand seit 2011: Ein Anstieg um 10,3 Basispunkte. Bei 30-Jährigen lag die Rendite mit 3,320 Prozent so hoch wie seit 2014 nicht mehr.

Dies wirkte sich auch auf den Aktienmarkt aus, wo die Indizes zwar teils neue Rekordstände erzielten, sich aber von ihren Höchstständen im Handelsverlauf weit entfernten.

Robuste US-Wirtschaft

Schuld am Rückgang der Anleihenkurse und dem damit verbundenen Anstieg der Renditen dürften insbesondere robuste Konjunkturdaten sein, die die US-Wirtschaft in starker Verfassung zeigen.

Dazu trug auch ein unerwarteter Anstieg bei der Geschäftsaktivität im Dienstleistungssektor im September bei: Der vom Institute for Supply Management ermittelte ISM-Index stieg von 58,5 auf 61,6 Punkte, während Volkswirte einen Rückgang auf 58,0 prognostiziert hatten. Die Dienstleister machen rund 80 Prozent der US-Wirtschaft aus, der ISM-Index gilt daher als zuverlässiger Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA.

Dazu kamen deutlich positive Signale vom US-Arbeitmarkt: Die US-Unternehmen haben ihren Personalbestand im September stärker als erwartet aufgestockt. Wie der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing Inc (ADP) berichtete, entstanden 230.000 zusätzliche Stellen. Analysten hatten ein Plus von 185.000 Jobs vorausgesagt.

Fed-Aussagen drücken Anleihenkurse

Öl ins Feuer hatte am Vortag zudem der Präsident der US-Notenbank, Jerome Powell, gegossen. Der Fed-Chef hatte sich deutlich optimistisch für die Wirtschaftsentwicklung in den Vereinigten Staaten gezeigt und erklärt, dass die Währungshüter ihren Leitzins auch über das neutrale Niveau hinaus anheben könnten. Aktuell sieht die US-Notenbank dieses Niveau bei etwa drei Prozent.

Die Angst vor schnelleren US-Zinserhöhungen verstärkte den Druck auf die Anleihenkurse in den USA zusätzlich und wirkte sich ebenfalls belastend auf die Bond-Kurse in Europa und Deutschland aus.

Warum die Aktienkurse sinken

Sinkende Anleihenkurse - und damit gleichzeitige gestiegene Renditen - schmälern die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren. Die Drei-Prozent-Marke bei den US-Anleiherenditen gilt unter Anlegern gemeinhin als Warnsignal. Stärkere und schnellere Leitzinsanhebungen durch die US-Notenbank Federal Reserve bedeuten im Umkehrschluss, dass es für Unternehmen teurer wird an Kredite zu kommen. Dies wiederum lässt Konzernen weniger Spielraum, Kapital an ihre Anteilseigner weiterzugeben - die Attraktivität von Aktien sinkt und damit auch deren Kurse.

Redaktion finanzen.net

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