Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Wer liegt richtig?

28.06.12 10:14 Uhr

Wer liegt richtig? | finanzen.net

Die weitere Vorgehensweise zur Bewältigung der Euro-Krise ist heftig umstritten. Gerade bei Euro-Bonds liegen die Meinungen weit auseinander- selbst unter den Experten.

Die Befürworter gemeinschaftlicher Anleihen sehen darin den einzigen Weg, die Probleme in den Griff zu bekommen. Gegner sehen bei einer Einführung die letzte Sicherheitsbastion (Deutschland) fallen. Theoretisch lassen sich die Argumente beider Seiten nachvollziehen. Die Anhänger von Euro-Bonds verweisen darauf, dass die hohen Zinsen der Peripherieländer alle Reformbemühungen konterkarieren und so eine Genesung unmöglich machen. Durch gemeinschaftliche Bonds soll die Zinslast für Spanien, Italien und Co. sinken und so genügend Zeit gewonnen werden, um die entsprechenden Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Die Gegner einer gemeinsamen Schuldenhaftung verweisen darauf, dass mit Euro-Bonds das Grundproblem - die hohe Verschuldung - nicht angegangen wird. Durch die gemeinschaftliche Haftung sinken vielmehr die Anreize für die Problemländer, ihre Haushalte zu konsolidieren.

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Der richtige Weg

Alleine mit volkswirtschaftlichen Thesen wird man die „goldene“ Lösung nicht finden. Vielmehr hilft ein Blick in die Vergangenheit. Prinzipiell gab es in den ersten Jahren der Währungsunion bereits eine Art Euro-Bonds. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise bewegten sich die Anleiherenditen aller Mitgliedsländer nämlich etwa auf gleichem Niveau.

Die Südländer haben damals die Chance nicht genutzt, ihre Haushalte zu konsolidieren. Stattdessen führten die im Zuge der Einheitswährung günstigeren Zinsniveaus erst zu den heute problematischen Schuldenexzessen. Warum sollte sich dieses Verhalten ändern, wenn durch gemeinschaftliche Haftung wieder ein einheitliches Zinsniveau eingeführt wird? Mögliche Schuldengrenzen - wie sie von Anhängern der Euro-Bonds als Sanktionsmaßnahme genannt werden - sind nur Makulatur: Schon bislang hatten solche Verträge (etwa der Stabilitätspakt) nur eine kurze Halbwertszeit.

Nein zu Euro-Bonds!

Würden Sie Ihrem Nachbarn, der sein Leben lang in Saus und Braus gelebt hat und jetzt gnadenlos überschuldet ist, die Hand ausstrecken, für seine Verbindlichkeiten haften und damit den eigenen Untergang riskieren? Mein Vertrauen in die Solidität des Nachbarn hätte unter solchen Umständen auf jeden Fall heftig gelitten. Und so bleibe ich bei meiner Ansicht, dass Euro-Bonds massiv gegen die Interessen Deutschlands sind.

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Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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