Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Exzesse beenden

31.05.12 09:31 Uhr

Exzesse beenden | finanzen.net

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Euro-Bonds als letzte Rettung für die Währungsunion wieder auf den Tisch kommen.

Vor allem der neue französische Präsident Francois Hollande macht sich für deren Einführung stark. Ziel der Euo-Bonds sei, so Hollande auf dem vergangenen EU-Sondergipfel, dass alle Länder der Euro-Zone zu günstigen Konditionen Zugang zu Kapital erhielten. Das Interesse der Südländer (und Frankreich) an den gemeinsamen Anleihen ist nachvollziehbar: Die Aussicht auf günstigere Zinsen, indem man die vergleichsweise solide Finanzlage Deutschlands anzapft, ist einfach zu verlockend. Genauso richtig ist aber die Ablehnung der gemeinschaftlichen Anleihen durch Kanzlerin Merkel.

Wer­bung

Regulativ entfällt

Die Höhe der Zinsen steuert die Verschuldung innerhalb einer Volkswirtschaft. Bei der Einführung des Euros entfiel dieses Regulativ für die Südländer, weil sich die Zinsen im Währungsraum auf das niedrigere Niveau Deutschlands einpendelten. Die Ursache für die Verschuldungsexzesse und den Bauboom in Spanien ist dadurch erst entstanden. Ein paar Jahre ging das gut. Irgendwann registrierten die Finanzmärkte aber die Unterschiede in den einzelnen Staatshaushalten und straften die Sünder mit steigenden Zinsen ab. Jetzt den Zins als Regulativ wieder auszuschalten würde den Druck auf die Staaten senken, die Finanzhaushalte in Ordnung zu bringen. Die Kreditexzesse gingen vermutlich weiter und die Finanzmärkte würden diese Annahme recht zügig einpreisen. Die Hoffnung auf sinkende Zinsen könnte also schnell verpuffen. Vielmehr würde Deutschland mit in den Strudel gezogen und seinen aktuellen Zinsvorteil verlieren. Ohnehin ist es komplett unrealistisch, dass die Bundesrepublik (die ja selbst schon ordentlich Schulden aufgetürmt hat) im Zweifelsfall für die Schulden der gesamten Euro-Zone gerade stehen könnte. Die Einführung von gemeinschaftlichen Bonds würde das Risiko einer Währungsreform innerhalb der nächsten Jahre deutlich erhöhen.

Kein Patentrezept

Einfache Lösungen für die über Jahrzehnte aufgebaute Krise gibt es nicht. An einer Konsolidierung der Haushalte führt aber kein Weg vorbei. Zusätzlich zu den Sparmaßnahmen wären Strukturreformen, wie sie in Deutschland unter der Regierung Schröder durchgeführt wurden, wichtig. Bei den Wachstumsplänen sollte man sich auf langfristig wirkende Maßnahmen wie Investitionen in Bildung und Infrastruktur beschränken, nicht aber auf zusätzlichen Konsum (etwa über Steuergeschenke).

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

Wer­bung


Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.