Solider Schuldner
Vor allem in der anhaltenden Niedrigzinsphase sind Anleger auf der Suche nach attraktiven, aber nicht allzu riskanten Anlagemöglichkeiten. Fündig werden könnten sie in Polen.
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Was für eine rasante Entwicklung. In den vergangenen Jahren hat sich Polen zu einem wahren Musterstaat innerhalb der EU gemausert - abzulesen etwa an den kräftigen Zuwachsraten der Wirtschaft. So betrug 1989 das BIP pro Kopf lediglich 33 Prozent des EU-Durchschnitts, 25 Jahre später sind es bereits rund 67 Prozent. Das Wirtschaftswachstum in den vergangenen zehn Jahren hat sich hingegen nahezu verdoppelt, während die restlichen EU-Staaten im Schnitt gerade einmal auf ein Plus von 11 Prozent kommen. Zudem ist Polen das einzige EU-Land, das 2009 nicht in die Rezession geschlittert ist.
Kräftiges Wirtschaftswachstum
Auch das Wachstum in jüngster Vergangenheit kann sich durchaus sehen lassen. In 2014 legte das BIP um gut 3 Prozent zu, und für dieses Jahr erwarten Experten einen Zuwachs der Wirtschaftskraft in Höhe von etwa 3,5 Prozent. Ein Grund dieses Aufschwungs: Polen hat die EU-Gelder intelligent und nachhaltig investiert, beispielsweise in den Ausbau der Infrastruktur.
Das zuletzt zu hohe Haushaltsdefizit scheinen die Polen ebenfalls wieder in den Griff zu bekommen. "Nachdem die Verantwortlichen in 2013 - und anderem angesichts der schwächeren Konjunktur - ein wenig vom Konsolidierungspfad abgekommen waren, gestaltet sich das Bild aktuell wieder vorteilhafter. Nach einem Fehlbetrag von 3,3 Prozent des BIP in 2014 sollte die Marke von 3 Prozent des BIP im laufenden Jahr unterschritten werden, was das Verlassen des EU-Defizitverfahren erlauben würde", meint Tobias Gruber, Rentenanalyst der WGZ Bank. Mut machen auch die Staatsverschuldung, die mittlerweile wieder unter die Marke von 50 Prozent gefallen ist, sowie die hohen Währungsreserven in Höhe von rund 78 Milliarden Euro. "Der insgesamt starke Fundamentalrahmen ist auch die Basis für das fest im Investment Grade-Segment verankerte Ratingprofil", so Gruber. Die Ratingagenturen Fitch (A-), S&P (A-)und Moody´s (A2) stufen das osteuropäische Land unisono als sicheren Schuldner ein.
Attraktive Renditechance
Die Gefahr, dass Polen seine Gläubiger künftig nicht bedienen kann, ist daher recht überschaubar. Ein Blick auf polnische Zloty-Anleihen könnte sich daher durchaus lohnen. Zumal mit diesen Papieren trotz der jüngsten Leitzinssenkung - Anfang März wurde der Schlüsselzins um 50 Basispunkte auf 1,5 Prozent gesenkt - eine weitaus höhere Rendite möglich ist als mit heimischen Staatsanleihen. So rentierten zehnjährige in Zloty denominierte Staatsanleihen aktuell mit etwa 2,3 Prozent (ISIN: PL0000108197); Bundesanleihen mit vergleichbarer Restlaufzeit weisen derweil eine Rendite von gerade einmal rund 0,2 Prozent auf.
Währungsrisiken beachten
Was bleibt ist die nicht zu unterschätzende Gefahr von Währungsverlusten. Zwar vollzieht die polnische Notenbank die Schritte der EZB in der Regel nach, so dass sich die Ausschläge des Währungspaars in den vergangenen Jahren in Grenzen halten. Aufgrund der anhaltenden deflationären Entwicklung - im Februar sanken die Preise um -1,3 Prozent - ist eine erneute Zinssenkung der polnischen Notenbank jedoch nicht auszuschließen, die auch den zuletzt recht robusten Zloty belasten könnte. Kurzum: Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie mit Zloty-Anleihen ein größeres Risiko eingehen, als mit polnischen Euro-Anleihen, die allerdings auch eine deutlich geringe Rendite bieten als Zloty-Papiere.
Franz von den Driesch ist Chefredakteur der Webmagazine AnleihenMonitor, RuhestandsMonitor, FinanzMonitor und econoafrica. Die Portale sind redaktionell unabhängig und werden von Wirtschaftsjournalisten mit langjähriger Berufserfahrung betreut. Für die monatlich kostenlosen Newsletter der Webmagazine können sich Anleger auf www.anleihenmonitor.de, www.ruhestandsmonitor.de, finanzmonitor.de und www.econoafrica.de anmelden.
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