Interview

Pimco-Manager: "Nachranganleihen, gerade jetzt attraktiv"

01.09.14 17:00 Uhr

Pimco-Manager: "Nachranganleihen, gerade jetzt attraktiv" | finanzen.net
Philippe Bodereau, Pimco

Pimco-Manager Philippe Bodereau zu Bonds vor dem Banken-Stresstest, zu seinen Favoriten und den Ländern, die er meidet.

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Nachranganleihen von Banken und Industrieunternehmen sind wegen möglicher hoher Renditen in Niedrigzinszeiten begehrt. Ein Weg für Anleger, hier breit zu investieren, sind darauf spezialisierte Fonds. Philippe Bodereau managt beim Fondsanbieter Pimco den GIS Capital Securities Fund.

€uro am Sonntag: Herr Bodereau, die Europäische Zentralbank nimmt die Banken der Eurozone mit einem Stresstest unter die Lupe, Ende ­Oktober ­sollen Ergebnisse veröffentlicht werden. Was erwarten Sie?
Philippe Bodereau:
Eventuell könnte es bei kleineren Banken zu bösen Überraschungen kommen oder bei Banken, die wegen Problemen sowieso verstaatlicht wurden. Bei den großen Banken, deren Anleihen für unseren Fonds infrage kommen, erwarten wir aber nicht, dass Kapitallücken aufgedeckt werden.

Dennoch: Ist es sinnvoll, hier jetzt auf Nachrangpapiere zu setzen?
Ja, Nachranganleihen der großen Banken sind sogar äußerst attraktiv. Sie sind interessanter als Bankaktien sowie klassische Investmentgrade- und High-Yield-Anleihen. Der Stresstest selbst hatte nämlich schon sehr positiven Einfluss auf die Bilanzen: Banken der Eurozone haben ihr Eigenkapital in den jüngsten Monaten mit 40 Milliarden Euro gestärkt. Und Besitzer von Nachrangbonds werden ja erst in die Pflicht genommen, wenn dieser Puffer aufgezehrt ist.

Was sind derzeit Ihre Favoriten?
Innerhalb der Eurozone finden wir französische Banken interessant, wie BPCE und Crédit Agricole, oder auch die niederländische Rabobank. Daneben britische Banken wie Barclays oder Lloyds und Schweizer Häuser wie UBS. Diese beiden Länder haben eine strenge Bankenaufsicht, die Institute haben eine noch bessere Kapitalausstattung, und die Konjunktur dort läuft runder als in der Eurozone, womit geringere Ausfallrisiken bei Krediten verbunden sind.

Welche Länder meiden Sie aktuell?
Bankanleihen aus der Europeripherie, etwa aus Spanien, sind nach starken Kursgewinnen kaum noch attraktiv. In Italien könnte der Stresstest ein Thema werden, das die gesamte Branche im Land belastet. Auf österreichische Geldhäuser drückt ihr großes Engagement in Osteuropa. Und deutsche Banken leiden wegen der starken Stellung von Sparkassen und Volksbanken grundsätzlich unter schwacher Profitabilität.

Die Deutsche Bank hat vor Kurzem als erstes hiesiges Institut einen der neuen Coco-Bonds emittiert und ist auf großes Interesse gestoßen. Sie sind nicht eingestiegen?
Ich kann zu einzelnen Emissionen nichts sagen. Die Deutsche Bank hat übrigens den jüngsten Coco­Bond platziert, nachdem sie zuvor eine ­Kapitalerhöhung durchgeführt hatte.

Einige Anleihefondsmanager ­meiden Coco-Bonds, da sie automatisch in Aktien umgewandelt werden, wenn eine bestimmte Eigen­kapitalquote unterschritten wird ...
Die Bedingungen für Gläubiger sind dort in der Tat schlechter als bei den alten, tief nachrangigen Tier-1-Anleihen. Allerdings sind auch die Risikoaufschläge höher - das macht Cocos für mich wieder attraktiv. Und eins ist klar: Alle werden diese Nachranginstrumente emittieren, weil nur sie künftig nach den neuen Basel-III-Regeln aufs Eigenkapital angerechnet werden. Das macht wiederum alte Tier-1-Papiere interessant: Denn es ist nun wahrscheinlicher, dass Banken die unendlich laufenden Bonds bei der ersten Chance kündigen.

Sie können Nachrangpapiere von Industriefirmen beimischen. ­Welche sind dort Ihre Favoriten?
Die jüngsten Emissionen von VW sind aus unserer Sicht interessant. Bei den Versorgern sind es die britische National Grid und die französische EDF, daneben bei den Telekomkonzernen die niederländische KPN und die französische Orange.

Einige fürchten eine mangelnde ­Liquidität im Markt. Sie auch?
Das ist in der Tat ein Problem - und ein unangenehmer Nebeneffekt der strengen Regulierung. Investmentbanken sollen weniger Risiken eingehen, sie treten deshalb am Sekundärmarkt nicht mehr so wie früher als Käufer auf, nehmen weniger Anleihen in die eigenen Bücher. Darum kann es bei den Kursen heute schneller zu Ausschlägen kommen. Womit für Investoren, die dann einsteigen, auch Chancen verbunden sind. Das Liquiditätsproblem trifft Schwellenländer- und Hochzinsbonds aber stärker als Nachranganleihen.

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