Euro am Sonntag

Ekosem-Agrar: Die Milch soll’s machen

25.03.16 09:30 Uhr

Ekosem-Agrar: Die Milch soll’s machen | finanzen.net

Der russische Milchproduzent Ekosem-Agrar darf seine Anleihen vier Jahre später tilgen - bei der Abstimmung der Gläubiger wurde es aber knapp.

Werte in diesem Artikel
Anleihen

20,98 EUR 3,77 EUR 21,91%

Rohstoffe

19,89 USD 0,01 USD 0,05%

Devisen

119,4965 RUB 8,8532 RUB 8,00%

0,0084 EUR -0,0006 EUR -6,43%

0,0088 USD -0,0005 USD -5,78%

113,1485 RUB 6,6985 RUB 6,29%

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Die Gläubiger der Anleihen von Ekosem-Agrar haben der Verlängerung der Laufzeiten um vier Jahre zugestimmt. Statt im März nächsten Jahres 50 Millionen und im Dezember 2018 weitere 78 Millionen Euro zurückzuzahlen, kann sich die deutsche Holding des russischen Milchproduzenten Ekoniva länger Zeit lassen. Der Zins für die eigentlich 2017 fällige Anleihe (ISIN: DE 000 A1M LSJ 1) bleibt bei 8,75 Prozent, für die eigentlich 2018 fällige Anleihe (DE 000 A1R 0RZ 5) gibt es wie bisher 8,50 Prozent.



Ekosem hat das Geld aus den Anleihen in Milchviehanlagen in Russland gesteckt - diese sind aber nicht voll ausgelastet. Die nötigen weiteren Investitionen in Kühe und Technik hätten nicht wie geplant umgesetzt werden können, weil sich die Finanzierungsbedingungen durch die Wirtschaftskrise in Russland verschlechtert hätten. In Russland gibt es Kredit nur zu hohen Zinsen, im Vergleich zu denen die Kupons der beiden Bonds geradezu günstig sind.

Zusätzlich leidet Ekosem unter dem Rubel-Verfall: Die russische Währung hat seit Emission der beiden Anleihen Anfang und Ende 2012 fast die Hälfte an Wert eingebüßt. Das Geschäft macht Eko­sem aber in Rubel - das Geld mit den Anleihen wurde in Euro aufgenommen. In den nächsten Jahren soll das ­Investitionsprogramm abgeschlossen werden. Mit voller Auslastung der Anlagen soll es ab 2018 möglich sein, Schulden zurückzuzahlen und die Zinslast zu senken. Zudem soll genug Geld angesammelt werden können, um 2021 und 2022 die beiden Bonds zu tilgen. Ekosem-Boss Stefan Dürr und Finanzchef Wolfgang Bläsi verweisen auf ein Gutachten der Wirtschaftsprüfer von PwC, das diese Ziele als realistisch einschätzt.


Die Zustimmung der Gläubiger war dennoch knapp. An den ersten Versammlungen hatten sich nicht die erforderlichen 50 Prozent beteiligt. Bei den zweiten Versammlungen vergangene Woche reichte es, dass 25 Prozent der Gläubiger vertreten sind, um Beschlüsse zu fassen, die für alle Anleihebesitzer bindend sind. Am Mittwoch waren 28,5 Prozent der Gläubiger der 2017er-Anleihe vertreten, am Donnerstag waren es bei der 2018er-Anleihe gar nur 25,5.

Nachdem die Pläne für eine Laufzeitverlängerung der Anleihen im Januar bekannt wurden, waren die Kurse der Bonds gen 50 Prozent abgestürzt. Inzwischen konnten sie sich wieder etwas ­erholen. Wer eine der beiden Anleihen im Depot hat, sollte sich dennoch nicht zu diesen Kursen davon trennen. Bessert sich die Lage in Russland etwas, könnten die Ekosem-­Bonds schnell davon profitieren.

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