Zündstoff unterm Rettungsschirm
Im Vorfeld des nahenden EU-Gipfels dreht sich auch weiterhin ...
... alles um den EU-Rettungsschirm. Müssen die Portugiesen das Angebot annehmen oder befreien sie sich mit eigener Kraft aus dieser misslichen Situation. Die Liste der weiteren Kandidaten ist lang und die im Falle des GAU's zu zahlenden Gelder sind immens. In diesem Zusammenhang wurden die Marktteilnehmer bereits in der letzten Woche durch eine ungewöhnlich starke Inanspruchnahme der Spitzenrefinanzierungsfazilität bei der Europäischen Zentralbank aufgeschreckt. Ratlos wurde die Höhe der Inanspruchnahme (16 Mrd. EUR nach 0,6 Mrd. EUR) zur Kenntnis genommen. Denn das erreichte Niveau entsprach in etwa dem zum Zeitpunkt der Finanzkrise, als sich die Banken untereinander nicht mehr trauten. Schnell wurde über Finanzprobleme in Südeuropa gemutmaßt. Inzwischen konnte Entwarnung gegeben werden, denn eine Bank hatte den Tender verpasst und sich zu den ungünstigeren Konditionen Geld leihen müssen. Dies war aber nur der erste Streich (Schreck) und der zweite folgt sogleich. Wenn man bedenkt, dass über den EU-Rettungsschirm lediglich 250 Mrd. EUR für Leidende zur Verfügung stehen, so hat eine andere Position im Monatsbericht der Deutschen Bundesbank eine ganz besondere Brisanz. Nach diesem Zahlenwerk der Deutschen Bundesbank sind die Nettoforderungen an Notenbanken des Eurosystems bis Ende 2010 auf 326 Mrd. EUR angestiegen. Diese Zahl war vor der Finanzkrise noch zweistellig und hat 2006 lediglich 18 Mrd. EUR betragen und bedeutet, dass sich momentan bei der Deutschen Bundesbank andere Notenbanken und auch die Europäische Zentralbank 326 Mrd. EUR geliehen haben. Diese Gelder wurden wiederum u.a. an klamme Kreditinstitute weitergereicht. Diese indirekte Stützung anderer Finanzsysteme ist sicherlich nicht im Sinne der deutschen Steuerzahler. Die ganze Sache scheint aus dem Ruder zu laufen und es drängt sich auch immer mehr der Gedanke auf, dass der Rücktritt des Bundesbankpräsidenten, Axel Weber, mit dieser Art der Krisenpolitik zusammenhängt. Inzwischen wurden Dimensionen erreicht, die jedes Finanzsystem zum Wackeln bringen können. Vielleicht hören wir ja wieder nur das Gras wachsen, aber man sollte diese Gefahr nicht einfach vom Tisch fegen, denn wir können nicht für alle Schulden einstehen.
Coco-Bond der Credit Suisse macht eine gute Figur
Aufgrund der Unruhen in Nordafrika ist auch das Neuemissionsgeschäft in der vergangenen Berichtswoche zurückgegangen. Bei den in Euro denominierten Anleihen begab nur Peugeot eine nennenswerte Neuemission in Euro. Peugeot, genauer gesagt die Finanztochter Peugeot Bank, emittierte eine 1 Mrd. Euro große Schuldverschreibung mit Laufzeit 2016. Die jährliche Kuponzahlung beträgt 4,25%. Die Anleihe wird mit Baa1/BBB benotet. Der Bond ist für viele Privatanleger ungeeignet, da die Mindestanlagesumme 100.000 Euro beträgt.
Viel Aufmerksamkeit erreichte die Emission der Credit Suisse als so genannter Coco-Bonds (Contingent-Convertible-Bond). Die Pflichtwandelanleihe ist gerade im Hinblick auf Basel III ein interessantes Refinanzierungsvehikel, um die neuen Eigenkapitalvorschriften zu erfüllen. Mit 11-facher Überzeichnung war das Interesse riesig. Insgesamt platzierte die Bank 2 Mrd. US-Dollar.
Die Coco-Bonds sind Pflichtwandelanleihen und werden in Aktien umgewandelt, sobald die Kernkapitalquote einer Bank unter eine bestimmte Schwelle fällt. Das soll in Notlagen dazu führen, dass Banken in Krisenzeiten ihr Eigenkapital automatisch aufstocken und die Bank vor einer finanziellen Schieflage bewahrt. Aufgrund der Pflicht, dass die Anleihe in Aktien umgewandelt werden kann, fordern die Anleger eine Verzinsung von 7,875%.
Renditepicker stecken die Guten ins Kröpfchen, die Schlechten ins Töpfchen
Wie auf einer Achterbahnfahrt fühlten sich die Bond-Anleger in dieser Woche angesichts der Entwicklung des wegweisenden Bund-Futures. Nachdem das Barometer für den Anleihenmarkt kurzfristig auf 123% gefallen war, kletterte es aber auch wieder auf 124,45%. Und das in schwindelerregender Geschwindigkeit. Am Markt sind dennoch eher Käufer zu sehen, die vorher Gewinne realisiert haben und nun neu investieren. Bei Corporate Bonds sind Renditepicker unterwegs, die Papiere mit guter Bonität abstoßen und gegen schlechter geratete High Yields eintauschen.
Schuldensünder halten Märkte auf Trab
Die Skepsis über die überschuldeten Staatshaushalte in den PIIGS-Staaten halten die Märkte weiterhin auf Trab. So wird gemunkelt, dass hinter den Kulissen bereits Pläne für internationale Finanzhilfen für Portugal gezimmert werden. Indessen ringt das Land weiterhin darum, die Hilfe des EU-Krisenfonds eben gerade nicht in Anspruch nehmen zu müssen. Bereits zwei Drittel von 9,4 Mrd. Euro, die im April und im Juni fällig werden, habe man zusammen, wird in Lissabon betont. Bemerkenswert: Mehr als 10 % der bereits verfügbaren Summe von 6 Mrd. Euro stammen aus China.
Relativ kalt reagiert der Markt indessen auf Meldungen aus Athen, wonach Griechenland entweder die Löhne drastisch kürzen oder den Euro aufgeben müsse. Betrachtet man das Anlegerverhalten, ist ein möglicher Teilverzicht bei Rückzahlung der Hellas-Bonds längst in die Börsenkurse eingepreist. Ein Lichtblick war indessen der Umstand, wie mühelos sich Spanien in dieser Woche frisches Geld am Markt besorgen konnte. Die Nachfrage der Investoren war so groß, dass eine neue Staatsanleihe deutlich überzeichnet war.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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