Schuldenkrise in EU schlägt auf Markt für Corporate Bonds durch
Die Schuldenkrise von Griechenland und der anderen PIIGS–Staaten Portugal, Italien, Irland und Spanien schlägt nun auch den Emittenten am Markt für Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) auf den Magen.
Schon seit vergangener Woche zeigen sich hier die Anleger immer kaufunwilliger, obwohl das Chancen-Risiko-Verhältnis von Corporate Bonds mittlerweile vielfach besser als das von Staatanleihen eingestuft wird. Aber offenbar überwiegen mittlerweile die Sorgen um die Schuldenkrise und den damit verbundenen Werteverfall des Euros. Folgerichtig ging auch das Emissionsvolumen am Primärmarkt spürbar zurück.
„Ich kaufe nix“ lautet dieser Tage die Standardantwort vieler Markteilnehmer, die am Markt für Corporates auf Tauchstation gehen. So lässt die Verunsicherung durch die Schuldenkrise der PIIGS-Staaten und der Euroverfall „die meisten Geldseiten verschwinden“, weshalb der Verkauf der meisten Corporate Bonds zurzeit nur schwer möglich ist, obwohl die Unternehmenszahlen der vergangenen Tage überwiegend positiv waren.
Akropolis, adieu!
Die Idee, die Schuldenkrise der Griechen über einen Verkauf der Akropolis zu lösen, war wohl nicht ganz ernst gemeint. Der historische Beschluss in Brüssel, Griechenland mit 110 Mrd. Euro unter die Arme zu greifen, ist es schon. Man darf aber nicht übersehen, dass das von EU und IWF geschnürte Rettungspaket nur Zeit zum Atemholen schafft. Für Athen gilt es nun, diese Zeit zu nutzen, so dass den Kapitalmärkten bald erste Anzeichen von Erfolgen signalisiert werden können. Sonst heißt es bald wirklich „Akropolis, adieu!“. Es geht bei dem Rettungspaket nicht allein darum, dass es Griechenland schafft Vertrauen zurückzugewinnen. Es geht vor allem darum, dass es die Kapitalmärkte den Feuerwehrleuten von EU und IWF wieder zutrauen, das Übergreifen des Flächenbrands auf die anderen PIIGS–Staaten Portugal, Italien, Irland und Spanien verhindern zu können. Entscheidend ist, inwieweit es Athen gelingen wird, frühzeitig Erfolgssignale des griechischen Sanierungsprogramms aussenden zu können. Greifen das Rettungspaket und der Sparkurs Athens, werden die Märkte auch mit Blick auf die langfristigen Verbindlichkeiten wieder Vertrauen schöpfen.
Ein paar Platzierungen gelingen dennoch
Trotz der schwierigen Lage gelang es ein paar Unternehmen neue Anleihen zu platzieren. Die Einzelhandelskette Casino Guichard konnte problemlos eine 500-Mio.-Anleihe mit einem Kupon von 4,4810% am Primärmarkt platzieren. Die Laufzeit beträgt mehr als acht 8 Jahre. Einzelhandelswerte gehören gerade in Krisenzeiten zu defensiven Investments, da sie über konstant hohe Cash-Flows verfügen. Die Bonität des Unternehmens wird mit BBB- eingestuft.
Mit Aeroports de Paris konnte eine weitere Unternehmung aus Frankreich erfolgreich eine Anleihe am Kapitalmarkt emittieren. Das 2005 privatisierte Unternehmen (bis 2005 staatlich) sammelte 500 Mio. Euro frisches Kapital ein und zahlt seinen Investoren einen Kupon von 3,886%. Die Anleihe wird 2020 getilgt und mit A+ fällt die Bonität sehr solide aus.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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