Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Premiere des EU-Rettungsfonds ist kein Grund zur Euphorie

28.01.11 11:32 Uhr

Premiere des EU-Rettungsfonds ist kein Grund zur Euphorie | finanzen.net

Auch wenn es sich nach dem berühmten Spucken in die Suppe anhört – dass der EU-Rettungsfonds ...

... in dieser Woche mit seinem Anleihendebüt eine rekordverdächtige Zeichnungswelle ausgelöst hat, ist in Wirklichkeit keine Kunst. Einem zu platzierenden Volumen von 5 Mrd. Euro standen in den Orderbüchern Aufträge in einem Umfang von stattlichen 44,5 Mrd. Euro gegenüber. Doch das sollte nicht verwundern, weil zum einen der Bond mit 2,89% eine Rendite abwirft, die deutlich über der vergleichbarer Bundesanleihen liegt und die guten Euro-Schuldenländer für eine hohe Bonität sorgen. Zum anderen hatte Japan durch die angekündigte Abnahme von 1 Mrd. Euro von vorne herein den Erfolg der Emission begünstigt.

Dass die massive Überzeichnung des Bonds nun von mancher Seite als Riesenerfolg beschrieben wird, sollte eher zur Vorsichtig mahnen. Denn wer garantiert, dass mit dem gelungenen Emissionsdebüt des Rettungsfonds nicht Stimmung gemacht wird für das, was da noch kommen soll. Das könnte nämlich die Emission des ersten Eurobonds sein, für den der Bonden jetzt bereitet wird. Nachtigall, ick hör’ dir trapsen.

So bewertete man auch im Handel die hohe Nachfrage nach dem Bond als unrealistisch. Denn es ist typisch für Investoren, dass bei gefragten Neuemissionen die Zeichnungssumme hochgetrieben wird, damit die Zuteilungssumme möglichst hoch ausfällt.

Insgesamt wurde die Anleihe unter rund 500 Investoren aufgeteilt. Schwerpunkt der Abnehmer waren Anleger aus dem asiatischen Raum mit einem Anteil von rund 37%. Allein Japan hat 1 Mrd. Euro erworben. Zweitstärkste Fraktion waren britische Adressen mit rund 15% des Emissionsvolumens. Von der Anleihe gehen 3,3 Mrd. Euro an Irland in Form eines Kredits. Das restliche Kapital von 1,7 Mrd. wird für mögliche Bonitätsverbesserungen vorgehalten. Damit soll gewährleistet werden, dass das Rating von AAAe stabil bleibt. Nun liegt es jedoch an Irland die Verbindlichkeiten aus fristgerecht und ordentlich zurückzubezahlen.

Zinsdruck nach oben

In der abgelaufenen Handelswoche bildete sich aus den unterschiedlichsten Gründen eine Aufwärtsbewegung bei den Zinsen heraus. Erstmals seit ca. eineinhalb Jahren notierte der Tagesgeldsatz im europäischen Interbankengeschäft wieder über dem von der Europäischen Zentralbank festgelegten Leitzins. Die Gründe hierfür sind vielschichtig, und sicherlich spiegelt sich darin eine infolge aufkommender Inflation und eines rekordverdächtigen Anstiegs der Importpreise in Deutschland wider. Die gestern veröffentlichten deutschen Importpreise sind im Dezember in einer seit 29 Jahren nicht erreichten Größenordnung gestiegen. Sie zogen um sage und schreibe 12% gegenüber dem Vorjahresmonat an. Zurückzuführen ist dieser Anstieg auf die Kostenerhöhung bei Energie, Rohstoffe und Nahrungsmittel. Dieses Problem trifft aber nicht nur Deutschland, sondern insbesondere Großbritannien. Die Inflation ist dort ebenfalls merklich angestiegen, allerdings geht dies mit einem gleichzeitigen Einbruch der Wirtschaftsleistung einher. Die britische Notenbank steht somit vor einer schier unlösbaren Aufgabe und spielt weiterhin auf Zeit. Zu groß ist die Angst aller Notenbanken das mühsam, mit großer rhetorischer und finanzieller Kraft gehegte zarte Konjunkturpflänzchen mit einer Zinserhöhung zunichte zu machen. In Deutschland könnten wir zwar eine Zinserhöhung verkraften, aber alle unsere Partnerländer würden unter der neuerlichen Zinslast stöhnen. Nun beginnt die eigentliche Arbeit der Zentralbanker, denn nun muss fein justiert werden. Inflation in dosierten, nicht toxischen Mengen zulassen, Zinslasten für die öffentlichen Haushalte auf niedrigem Niveau halten, Haushaltsdisziplin von den Politikern einfordern, Zuversicht ausstrahlen, Wirtschaftswachstum generieren und mit neuen Stresstests das Bankensystem stabilisieren.

Der Markt für Corporate Bonds kommt wieder in die Gänge

Der Primärmarkt meldet sich zurück. Nachdem die Anfangswochen des Jahres ruhig verliefen, wurden diese Woche zahlreiche Neuemissionen ausgegeben.

Mit Telefonica, Iberdrola und Elepor hatten gleich drei Unternehmen von der Iberischen Halbinsel ihren Auftritt am Kapitalmarkt. Den Anfang machte diese Woche der spanische Telekommunikationsanbieter Telefonica. Die 6-jährige Anleihe zahlt einen Kupon von 4,75% und liegt im Vergleich zu den ausstehenden Telefonica-Anleihen recht günstig, was zu einer hohen Nachfrage führte. Die Anleihe wird mit Baa1/A- benotet und ist 1,2 Mrd. Euro schwer. Aufgrund der Mindestanlagesumme von 100.000 Euro ist sie eher an institutionelle Investoren gerichtet.

Ebenso gut nachgefragt war die Anleihe des spanischen Stromerzeugers Iberdrola, der 750 Mio. Euro einsammelte und seine Anleihe mit 3,875% verzinst. Das Papier läuft bis 2014 und wird mit einer Bonität von A3/A- eingestuft.

Attraktiv gepreist wurde die Anleihe des portugiesischen Energieversorgers Energias de Portugal. Aufgrund des Länderrisikos von Portugal muss das Unternehmen, obwohl mit einem guten Rating von A3/A- ausgestattet, tiefer als seine Mitkonkurrenten in die Tasche greifen und seinen Investoren 5,875% Zinsen bieten. Sehr viele Marktteilnehmer fanden gefallen an dem hohen Kupon und so war die Schuldverschreibung 20zigfach überzeichnet.

Aus Deutschland kam eine neue BMW-Anleihe mit einer Laufzeit bis 2016 und einem Kupon von 3,25%. Diese war zugleich die umsatzstärkste Position im außerbörslichen Rentenhandel für Unternehmensanleihen.

Mit Gecina SA und RTE EDF besorgten sich zwei französische Unternehmen Geld am Kapitalmarkt. Das Immobileinunternehmen Gecina SA platzierte 500 Mio. Euro mit einem Kupon von 4,25% und einer Laufzeit von 5 Jahren. Der Betreiber des französische Stromnetzes RTE EDF besorgte sich 500 Mio. und zahlt seinen Investoren 4,125% für seine 10-jährige Anleihe.

Nicht geratet ist das österreichische Stahlunternehmen VOESTALPINE AG. Das Pendant zur deutschen Thyssen-Krupp AG emittierte eine 7-jährige Anleihe mit einem Kupon von 4,75%.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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