Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Markt für Corporate Bonds kommt noch nicht in die Gänge

14.01.11 16:19 Uhr

Markt für Corporate Bonds kommt noch nicht in die Gänge | finanzen.net

Weiterhin lethargisch verläuft der Handel mit Unternehmensanleihen.

Die meisten Marktteilnehmer halten sich mit ihren Investments in Corporate Bonds noch zurück. Ein Grund hierfür dürfte die weiter anhaltende Schuldenkrise Europas sein. Viele Investoren wollen den Verlauf der Aufstockung der Staatsanleihen aus den Ländern Italien, Spanien und Portugal abwarten.

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Auch die Neuemissionstätigkeit in Corporate Bonds kam 2011 noch nicht richtig in Schwung. Während bei Staatsanleihen und Covered Bonds (Pfandbriefe) Rekordvolumen emittiert werden, lässt die Aktivität am Primärmarkt für Unternehmensanleihen auf sich warten.

Renault Bank und Peugeot Bank waren die einzigen Neuemissionen der vergangenen Berichtswoche. Die Renault Bank platzierte 750 Mio. Euro am Kapitalmarkt mit einer Verzinsung von 3,25%. Der Bond wird in 2014 zurückbezahlt und wird mit Baa2/BBB benotet. Das gleiche Volumen über 750 Mio. Euro sammelte die Peugeot Bank ein. Die Anleihe wird in 2015 endfällig und ist mit Baa1/BBB nahezu gleich bewertet.

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Der einstige Musterschüler USA muss den Staatsbankrott abwenden

Den Vergleich zwischen den USA und Griechenland halten sicher viele Marktbeobachter für überzogen, aber das Haushaltsdefizit hat inzwischen in Amerika ein Besorgnis erregendes Ausmaß erreicht. Bereits zum zweiten Mal muss zur Abwendung des Staatsbankrotts die Schuldengrenze angehoben werden. Erst im Februar des vorigen Jahres war diese Grenze von 12,4 auf 14,3 Bio. US-Dollar angehoben worden. Wegen des täglichen Anwachsens der Verschuldung um 4 Mrd. US-Dollar würde dies bei einem aktuellen Stand von 13,9 Bio. US-Dollar noch Bewegungsspielraum von rund 100 Tagen übrig lassen. Somit müssen sich die beiden großen politischen Parteien gemeinsam zu dieser neuerlichen Anpassung durchringen. Die medienwirksame Vermarktung der Anhebung wird allerdings sehr unterschiedlich ausfallen, denn sicherlich wird jede Partei andere Beweggründe und Notwendigkeiten für ihre Zustimmung anführen. Diesem Schritt muss allerdings der zweite Schritt folgen - die Haushaltssanierung. Dieser Weg wird kein leichter sein, er wird steinig und hart. Und im Hinblick auf die anstehenden Wahlen im November 2012 drängt die Zeit.

Haushaltspolitik ist immer ein Thema im Wahlkampf und von einer glaubhaften und nachhaltigen Sanierung der öffentlichen Haushalte hängt auch die Wahrnehmung der USA im Ausland ab. Die bisherige Position der Weltleitwährung ist in Gefahr. Der Trend geht hin zur „Zweitwährung“ und somit weg von einer alleinigen internationalen Leitwährung. Die Investoren werden dies alles genauestens beobachten und sollte der ehemalige Musterschüler USA nicht überzeugen können, so wird er sehr schnell ins Visier der Finanzmärkte rücken.

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Auch Japan liebäugelt mit Euro-Anlagen

China und Japan sind die größten Gläubiger der USA und daran wird sich sicherlich auch so schnell nichts ändern. Umso bemerkenswerter ist allerdings, dass sich die asiatischen Staaten nach Alternativen umsehen. Diese Alternative bietet momentan der schwächelnde Euro und so überrascht die Ankündigung dieser beiden Staaten, Europa unter die Arme zu greifen, nicht wirklich. Hat sich China noch zum direkten Ankauf von Anleihen einzelner PIIGS-Staaten bereit erklärt, so will Japan zur Eindämmung der Schuldenkrise die neuen Staatsanleihen der Euro-Zone kaufen. Von der Zweckgesellschaft Europäische Finanzstabilisierungsfazilität sollen 2011 mehrere Emissionen über insgesamt 16,5 Mrd. Euro begeben werden und der japanische Finanzminister Yoshihiko Noda hat Bereitschaft signalisiert, rund 20% der für Ende Januar geplanten Emission zu zeichnen.

Wie ein angezählter Boxer - Portugal taumelt an der Schmerzgrenze entlang

Euro-Schuldensünder Portugal wankt wie ein angezählter Boxer durch die Kapitalmärkte. Während andere Euro-Länder die Iberer am liebsten unter dem EU-Rettungsschirm sehen würden, weigert sich Lissabon hartnäckig diesen Schritt zu tun. Zumindest die gestrige Platzierung von Staatstiteln mit Laufzeiten von fünf und zehn Jahren über insgesamt 1,25 Mrd. Euro, die zur Nagelprobe hochstilisiert worden war, brachte etwas Erleichterung. So musste Portugal die neue bis 2020 laufende Anleihe über 599 Mio. Euro mit einem Zinssatz von „nur“ 6,716% bezahlen - verglichen mit 6,806%, die Lissabon noch im November aufbieten musste. Dennoch taumelt das ärmste Euro-Land damit an der 7-%-Schmerzgrenze entlang, die für Irland das Signal gewesen war, unter den EU-Rettungsschirm zu schlüpfen. Ob ein solcher Schritt Lissabons zu einer wirklichen Beruhigung der Märkte führen würde, ist zu bezweifeln. Denn dann könnte die Spekulation auf das Nachbarland Spanien übergreifen, das massiv in Portugal investiert ist, weil die Kassandra-Rufer vermuten könnten, es sei nicht in erster Linie Portugal, das es zu retten gelte, sondern das ungleich größere Spanien. Wie ernst die Lage weiterhin ist, zeigt auch die heftige Diskussion um eine Ausweitung des EU-Rettungsschirms über die bestehenden 750 Mrd. Euro hinaus, die die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen am 17. Januar in ihren Bann ziehen wird.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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