Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Die Notenbanken unter Zugzwang

04.03.11 11:27 Uhr

Die Notenbanken unter Zugzwang | finanzen.net

Russland und China haben es bereits gemacht, wir aber noch nicht.

Die Rede ist von der Zinserhöhung, Tagtäglich wird am Beispiel der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE) überdeutlich, dass mit den immer stärker steigenden Preisen auch der Druck auf die Entscheidungsgremien proportional anwächst. Nachdem in der Eurozone, durch die gestiegenen Energiepreise, die Teuerungsrate im Februar auf 2,4% angestiegen ist, geht nun die Diskussion um die Geldpolitik erst richtig los. Zur Vermeidung einer Lohn-Preis-Spirale muss man sich etwas einfallen lassen. Mit Spannung schaut man an diesem Altweiberdonnerstag also auf die erste Pressekonferenz der EZB nach Weber’s Ausstieg. Die Kostensteigerung bei Grundversorgungsgütern hat erste Priorität, da ansonsten zum Ausgleich des Kaufkraftverlusts mit empfindlichen Forderungen seitens der Gewerkschaft zu rechnen ist.

Bisher hat die Angst um Libyen noch die Inflationssorgen gedämpft, aber angesichts der gestiegenen Rohölpreise wird die Rückkehr zu den alten Höchstständen nicht ohne Folgen bleiben. Auf der heutigen EZB-Sitzung und der anschließenden Pressekonferenz wird sich wieder alles um das Thema Inflation drehen. Sollte es Jean-Claude Trichet gelingen, die Märkte von der funktionierenden Möglichkeit einer kurzfristigen Verwerfung am kurzen Laufzeitende in Verbindung mit langfristig niedrigen Zinsen zu überzeugen, so wäre der Weg für die Zins-Falken geebnet. Bei der EZB beobachtet man noch die Märkte, aber bei der BoE sind die Zins-Falken bereits auf dem Vormarsch. Bei der amerikanischen Notenbank (Fed) allerdings ist an einen solchen Schritt noch nicht zu denken. Lediglich die Verteuerung der Notkredite für Banken mittels des Diskontsatzes ist eine Option und auch hierzu mehren sich die Stimmen. Lauschen wir also gespannt den Worten unseres Notenbankpräsidenten und versuchen auch aus der Ausgestaltung des Tenders, Rückschlüsse über die weitere Zinspolitik zu ziehen.

Brauchen die USA China oder umgekehrt?

Nach der Umstellung der Zählweise ausländischer Gläubiger hat sich herausgestellt, dass China weit mehr Anleihen der USA besitzt, als noch im Februar angenommen. Bisher wurden in der Statistik lediglich die in den USA getätigten Käufe erfasst und nun erstmals auch die im Ausland gekauften Bonds addiert. Daraus ergibt sich, dass die USA ca. 1,2 Billionen US-Dollar den Chinesen schulden. Das macht die Lage nicht besser, da die Abhängigkeit der beiden Großen keine Einzelbetrachtung des Problems zulässt. Einerseits ist die USA auf das Wohlwollen Chinas angewiesen, andererseits aber ist China so stark in Amerika involviert, dass man sich einen Ehekrach finanziell nicht leisten kann. Keiner der beiden kann den anderen verärgern, ohne sich selbst zu strafen. Bisher versuchten Mediziner siamesische Zwillinge zu trennen, aber in diesem Fall wird die Politik alles daran setzen, gemeinsam aufzutreten. China verdeutlicht diese neue Gemütslage mit einer geänderten Wortwahl zum Wert des Yuan. Um die Abhängigkeit aber dennoch zu mindern, geht man auf Brautschau in Europa. Die Beteiligungen an den Häfen in Italien, Griechenland und Portugal erschließen neue Vertriebswege in Europa. Auf diesem Wege sind nicht alle Wirtschaftsgüter zu erfassen und Vernichtungsaktionen von Plagiaten (à la Hamburg) wird es in diesen Häfen nicht geben.

Not macht erfinderisch

In Zeiten klammer Staatskassen kommen Politiker auf die absurdesten Ideen. Dass die EU-Kommission zur Finanzierung milliardenschwerer Projekte die Begebung spezieller Anleihen vorschlägt, überrascht nicht wirklich. Es soll sich hierbei u.a. um Infrastrukturfinanzierungen handeln. Die EU-Kommission will hierzu lediglich mit Garantien einen Teil der Risiken übernehmen.

Erfindungsreich sind aber auch unsere deutschen Politiker. Bei Ebbe in der Staatsschatulle ist das bis 2015 angestrebte Ziel eines Entwicklungshilfeanteils von 0,7% des Bruttonationaleinkommens nicht zu erreichen. Somit wurde der „Entwicklungsschatzbrief“ ins Leben gerufen. Dieses für 2012 vorgesehene Wertpapier ist für Anleger geeignet, die kein Geld spenden wollen, aber anderen Nationen helfen möchten. Diese Hilfe wird nicht verzinst, sondern den Investoren wird lediglich entsprechend der Inflation ein Ausgleich gewährt. Wie groß die Akzeptanz für solche Konstrukte ausfallen wird, muss abgewartet werden. Eines ist aber sicher, Schattenhaushalte werden die Folge sein.

Akzeptanz der Griechen fehlt

Inzwischen werden die Anleger unruhig und beobachten Griechenland unter einem neuen Blickwinkel. Zum Jahresende werden die Schulden mindestens auf 152% des Bruttoinlandprodukts angestiegen sein. Diesen Schuldenberg bei einem 10%-igen Schwund der Wirtschaftsleistung abzutragen, ist eine schier unlösbare Aufgabe. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung nicht vollumfänglich hinter der Regierung steht und die Gewerkschaften gegen die Regierungspläne mobil machen. Es ist aber eine innere Akzeptanz gepaart mit Hilfe von Außen notwendig, um die Krise zu bewältigen. Nur so kann es klappen und nicht Verweigerung von Innen und noch mehr Hilfe von Außen. Die in diesem Zusammenhang diskutierte Hilfe für griechische Banken seitens des Europäischen Finanzstabilisierungsfonds ist meines Erachtens nur bedingt der richtige Ansatz.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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