Der griechische Tanker droht zu kentern
Die griechische Schuldenkrise hat den Bondmarkt fest im Griff.
Nachdem sich vergangene Woche noch Erleichterung breit gemacht hatte, nimmt nun der Druck wieder zu. So weiteten sich die Risikoaufschläge für griechische Schuldtitel gegenüber deutschen Staatsanleihen in dieser Woche auf neue Rekordhochs aus. Aufgrund der dramatischen Finanzlage sind einige Marktbeobachter der Meinung, dass der drohende Staatbankrott nicht mehr abzuwenden ist.
Inzwischen dürfte klar sein, dass es Griechenland nicht alleine packen wird, der Schuldenkrise Herr zu werden. Was aber bedeutet das auf lange Sicht? Im Grunde bestehen nur zwei Möglichkeiten: Entweder die EU zahlt den Griechen, aber eben auch anderen strukturschwachen Euromitglieder einen Lastenausgleich, um diese Länder zu päppeln, bis sie wieder auf eigenen Beinen stehen. Oder man muss über das Ausscheiden der Wackelkandidaten aus der Währungsunion nachdenken. Auf politischer Ebene scheint dies als Horrorszenario gelten. Aus ökonomischer Sicht aber sollte man sich mit diesem Gedanken ernsthaft befassen. Denn immerhin hätte Athen dann die Chance, über die Abwertung ihrer „wieder gewonnenen“ Drachme allmählich wieder auf die Beine zu kommen. Und, so ist zu befürchten, Griechenland dürfte nicht der letzte Kandidat für ein solches Szenario gewesen sein.
Die Schuldenkrise der Helenen sowie der restlichen PIIGS–Staaten Portugal, Italien, Irland und Spanien wirkte sich jedoch nicht bei Unternehmensanleihen aus, was an den unveränderten Risikoaufschlägen abzulesen ist. So blieben die Hauptindizes I-Traxx Main und I-Traxx X-over, die den Abstand ihrer Mitgliedsemissionen zu Anleihen mit erstklassiger Bonität widerspiegeln, nahezu konstant.
Aufgrund der Osterfeiertage ging es am Primärmarkt für Neuemissionen gemächlich zu. Lediglich zwei neue Benchmarkanleihen mit einem Volumen von über 500 Mio. Euro standen auf der Agenda am Corporate-Bond-Markt. So emittierte das französische Immobilienunternehmen Klepierre eine 700-Mio.-Euro-Anleihe mit einer Laufzeit bis April 2017 und einem Kupon von 4,00%. Und der Baustoffhersteller Lafarge begab einen Bond über 500 Mio. Euro mit einem Kupon von 5,00%.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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