Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Das Euro-System steht auf der Kippe

25.11.10 14:34 Uhr

Das Euro-System steht auf der Kippe | finanzen.net

Nach Irland ist nun Schuldensünder Portugal ins kritische Visier ...

... der Kapitalmärkte geraten. Die in Lissabon gehegten Hoffnungen, die Risikoaufschläge auf portugiesische Bonds würden sich in Grenzen halten, wurden nicht erfüllt. Im Gegenteil, erreichten doch die Zinsen, die Lissabon an seine Gläubiger zahlen muss, in dieser Woche neue Höchstmarkten. So muss Portugal für zehnjährige Anleihen seinen Gläubigern rund 4,5% mehr an Zinsen bezahlen als die Bundesrepublik für Bonds mit gleicher Laufzeit.

Erst Griechenland, dann Irland, jetzt Portugal. Folgen bald Spanien und Belgien? Die Liste der Länder, die für den Euro-Rettungsschirm in Frage kommen, wird jedenfalls länger und länger. Wenn sich dabei nicht bald die Erkenntnis durchsetzt, dass das Problem mit immer neuen Bürgschaften und Rettungsschirmen nicht zu lösen ist, wird das Euro-System kippen. Auf der Kippe steht es bereits. Nicht umsonst konnte sich der Euro nach der Rettung Irlands nur kurzfristig erholen. Daher ist EZB-Präsindet Jean-Claude Trichet auf der richtigen Spur, wenn er vom EU-Parlament fordert, die Regeln für die Haushaltsüberwachung in der Euro-Zone zu verschärfen. Die Zügel sollten tatsächlich von Brüssel aus straffer gezogen werden. Ins Bild passt auch die Forderung der Bundesregierung, die Finanzwirtschaft bei der Bewältigung künftiger Euro-Krisen mit in die Pflicht nehmen zu wollen. Demnach sollten Hilfen für Schuldensünder von 2013 an nur noch gelistete werden, wenn auch der Privatsektor sein Scherflein dazu beitrage.

Anleger suchen die Bonds unter dem Rettungsschirm Was für den Anleger am Rentenmarkt an Sicherheit bleibt, ist die Unsicherheit. Klare Trends bleiben Mangelware, so dass derzeit viele den Exit wählen, indem sie Gewinnen realisieren. Die Käufer sind in der Minderheit und wenn welche auftauchen, so orientieren sie sich vereinzelt an hochverzinslichen Titeln (High Yields), die mit einem entsprechenden Risiko versehen sind, oder an Anleihen, die unter dem Schutz des Rettungsschirms stehen – etwa kurz laufende Griechen-Bonds.

Französische Firmen geben sich am Kapitalmarkt sehr aktiv Vor allem Schuldner aus Frankreich waren diese Woche am Primärmarkt sehr aktiv. Mit France Telekom, Danone, Lafarge und Peugeot wurden vier Benchmarkanleihen aus unserem Nachbarland am Markt platziert.

France Telekom emittierte 750 Mio. Euro mit Laufzeit 2021 und einer Verzinsung von 3,875%. Mit A3/A- ist das Unternehmen sehr gut benotet.

Der Lebensmittelkonzern Danone sammelte 500 Mio. Euro ein und zahlt seine Anleihe 2020 zurück. Der Zinsaufwand beträgt bei gleichem Rating A3/A- wie France Telecom sogar nur 3,6%.

Auch der Baustoffhersteller Lafarge SA wurde mit einer ein Mrd. Euro großen Anleihe am Kapitalmarkt aktiv. Mit Baa3/BBB- befindet sich das Unternehmen noch im Investmentgrade-Bereich. Die Rückzahlung erfolgt 2018 und beschert den Investoren eine jährliche Kuponzahlung von 5,375%.

Ebenso gut nachgefragt war die zweijährige Anleihe von Peugeot Bank, die den Anlegern einen jährlichen Kupon von 3,25% zahlt. Das Volumen der Anleihe beträgt 750Mio. Euro.

Aber auch Unternehmen außerhalb Frankreichs wurden am Primärmarkt aktiv.

Die weltweit größte Containerschiffsreederei MAERSK aus Dänemark nahm 500 Mio. Euro über den Kapitalmarkt mit einer Laufzeit bis 2017 auf. Der Kupon beträgt 4,375%.

Im High-Yield-Bereich gab es nur eine nennenswerte Anleihe. Das größte europäische Mietwagenunternehmen Europcar begab 400 Mio. Euro, die 2018 endfällig werden. Der Zweck der neuen Schuldverschreibung ist die Ablösung der 2014 fälligen Anleihe. Viele Anleger meiden derzeit jedoch risikobehaftete Anleihen. Obwohl die Anleihe mit 9,375% einen attraktiven Kupon zahlt, lässt die Performance des Bonds zu wünschen übrig. Die Anleihe notiert mittlerweile unterhalb dem Ausgabekurs von 100,00.

Baader platziert Anleihe der SAG Solarstrom Die Baader Bank AG platziert derzeit eine Unternehmensanleihe der Freiburger SAG Solarstrom AG am Kapitalmarkt. Das Unternehmen ist ein herstellerunabhängiger Anbieter von Dienstleistungen für den gesamten Lebenszyklus von Photovoltaik-Anlagen.

Das Volumen beträgt 50 Mio. Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einer jährlichen Kuponzahlung von 6,25%. Das Unternehmen wird von der Ratingagentur Creditreform mit BBB+ bewertet. Das frische Kapital soll zur beschleunigten Umsetzung der Projektpipeline, Senkung der Finanzierungskosten und zum Ausbau des margen- und cashflow-starken Eigenbetriebs verwendet werden.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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