Bond-Anleger tauschen Bankanleihen gegen ausgewählte Lieblinge aus der Industrie
Die Anleger am Bondmarkt lassen Anleihen der Banken fallen wie heiße Kartoffeln – und finden Alternativen ...
... bei gut gerateten Bonds von Industrieunternehmen. Nachdem sich die Bankenkrise europaweit verschärfte, kam es in dieser Woche zunächst zu einem Ausverkauf von Banktiteln. Erst nach deutlichen Kursverlusten waren wieder vereinzelt Käufer zu sehen, die das niedrigere Niveau zum Einstieg nutzten.
So fiel ein Bond von Merill Lynch mit Laufzeit 10/2013 und einem Kupon von 4,625% (WKN 909412) von rund 102% auf 93,60% zurück. Eine Tier-Anleihe der BNP ohne Endfälligkeit und einem Kupon von 5,8680% (WKN 716977) gab innerhalb weniger Tage von rund 74% auf 67% nach. Ein 4% er von Goldman Sachs mit Laufzeit 2/2015 (WKN A0DXMY) fiel von 96% auf 93,6%. Aber vor allem die Bonds der von Liquiditätsproblemen geschüttelten franko-belgischen Bank Dexia mussten heftige Abschläge hinnehmen. Ein 7/2014 fälliger Bond der Dexia mit einem Kupon von 5,3750 % (WKN A1AJ7Y) sackte innerhalb eines Tages von 93,62% auf knapp 87% ab.
Indessen tauschen die Anleger Bankenbonds gegen Corporate Bonds von Industrieunternehmen mit guter Bonität. Besonders gesucht sind ein noch frischer Bond von Peugeot, der bis 10/2013 läuft und bei einer Verzinsung von 4,00% eine Rendite von ca. 4,36% abwirft (WKN A0VSYT). Ebenso stehen Anleihen von HeidelCement (WKN A1GV10) mit Laufzeit 12/2018, die mit einem Kupon von 9,50% mit 9,67% rentieren, im Mittelpunkt. Außerdem sind Bonds von Linde (WKN A0NTUJ) gesucht, die 4/2012 fällig werden und bei einem 4,375% er-Kupon 1,5% Rendite bringen.
Bestnoten für Euro-freie Länder
Die Euro-freien Zonen scheinen derzeit zu den Lieblingen der Ratingagenturen zu gehören. Nicht von ungefähr hat Standard & Poor’s die höchste Bonitätsnote für Dänemark und Schweden bestätigt. Die Staatsanleihen der beiden skandinavischen Länder erhalten die Bestnote „AAA“, den Ausblick für die beiden bewertet S&P als „stabil“. Und obwohl Großbritannien keiner der wirtschaftlichen Musterschüler ist, aber eben nicht zur Euro-Zone gehört, hat ihm S&P ein „AAA“ verliehen – ebenfalls mit stabilem Ausblick.
Entsprechend gesucht sind vor allem die auf schwedische Kronen lautenden Anleihen der EIB. Im Anlegerinteresse stehen hier ein bis 7/2013 laufender Titel (WKN A1GTF2), der bei einem Kupon von 2,50% mit 1,45% rentiert, und eine Anleihe (WKN A1GTNG) mit Laufzeit 8/2015, einem Kupon über 3,25% und einer Rendite von 2,07%. Außerdem ist eine Anleihe der BNG (WKN A1GUYX), die bis 8/2014 läuft, und bei einer Verzinsung von 2,1250% eine Rendite von 1,85% abwirft, gefragt. Alle drei Bonds weisen ein AAA-Rating auf.
Ob sich indessen die Steigerung bei den 5-jährigen Kreditausfallversicherungen auf deutsche Staatsanleihen als Vorbote einer Herabstufung der deutschen Bonität erweist, wird die Zukunft zeigen. Fest steht, dass die Kosten zur Absicherung von Bundesanleihen über 10 Mio. Euro – die so genannten Credit Default Swaps (CDS) – vergangene Woche in der Spitze um 60 auf 118 Basispunkte gestiegen sind – ein Rekordwert, der bisher noch nie erreicht worden ist. Mittlerweile liegt der Wert bei rund 114 Basispunkten oder 114.000,- Euro.
Sagt Trichet leise oder laut Adieu?
Heute ist es nun soweit. Der noch amtierende EZB-Präsident Jean-Claude Trichet lädt ein letztes Mal zur Pressekonferenz und übergibt in diesem Monat das Zepter an seinen Nachfolger Mario Draghi. Wird er leise Adieu sagen oder sich nochmals mit einem Paukenschlag in Erinnerung bringen? Beide Varianten sind denkbar. Aber es ist wohl zu erwarten, dass der „Eiserne Jean“ noch keine Zinssenkung verkünden wird. Vielmehr dürfte er sich damit begnügen, ein zwölfmonatiges Refinanzierungsgeschäft mit Vollzuteilung anzukündigen. Für eine Leitzinssenkung ist es noch zu früh. In den letzten Wochen und Monaten hat sich die Europäische Zentralbank einem nicht für möglich gehaltenen Aktionismus hingegeben und somit wird man versuchen, die nationalen Entscheidungen bezüglich des EFSF abzuwarten. Sollte die Slowakei mit „Nein“ stimmen, könnte allerdings Mario Draghi sich als erster EZB-Präsident verewigen, der sozusagen als erste Amtshandlung eine Zinssenkung verkünden muss. Der EZB würde somit die Rolle als „Retter in größter Not“ zufallen.
Sollte aber im November noch Zeit zu einem Start mit ruhiger Hand vorhanden sein, so wäre es an der Tagesordnung, die einzelnen „Landesfürsten“ mal wieder einzufangen. Denn die große Vielstimmigkeit der EZB-Ratsmitglieder trägt nie und nimmer zur Beruhigung der Finanzmärkte bei.
Unwetterwarnung bei den europäischen Banken
In Europas Bankenwelt stehen die Zeichen auf Sturm. Im Mittelmeerraum braut sich ein Tief zusammen und droht die europäischen Banken zu belasten. Ob deren Eigenkapitaldecke ausreichend sein wird, darf bezweifelt werden. Die Meldungen diesbezüglich sind alles andere als beruhigend. So ist die belgisch-französische Dexia in den hellenischen Schuldenstrudel geraten. Ihr droht nun die Zerschlagung. Branchenprimus Deutsche Bank wartet mit einer Gewinnwarnung auf. Die spanische Zentralbank übernimmt die Kontrolle über drei Sparkassen. Und die Diskussion über eine stärkere Beteiligung am Schuldenerlass Griechenlands seitens der Banken ist neu entbrannt.
Weitere Risiken ergeben sich für die Finanzwirtschaft aus den noch nicht vollständig vollzogenen Wertberichtigungen der Anleihen von Peripherieländern. Bisher wurden die Kurse in den Handelsbüchern angepasst, aber noch nicht in den Bankbüchern. Aktuell versucht man sich mittels Vorkehrungen auf die Abwehr einer neuen Banken-Krise vorzubereiten. Die Stresstests waren auch in diesem Jahr zu lasch und somit nicht aussagekräftig. Nicht umsonst werden in Berlin bereits Überlegungen angestellt, den 480 Milliarden Euro schweren staatlichen Banken-Rettungsfonds SoFFin wieder zu beleben. Stürmische Zeiten kommen da auf uns zu. Es gilt dabei, einen „Banken-Run“ zu vermeiden.
Japan leistet erste Hilfe – die Slowakei hilft sich selbst zuerst
Während die einen Staaten überlegen, welchen Part sie in der Euro-Schuldenkrise übernehmen könnten, versuchen andere, sich unsichtbar zu machen. Im Einzelnen heißt das, dass Japan trotz immenser Verschuldung (220% des BIP) und nicht kalkulierbarer Kosten einer Natur- und Nuklearkatastrophe einem Staat wie Deutschland (Verschuldungsgrad 80% BIP) bei der Bewältigung seiner Schuldenproblematik helfen möchte. Andererseits sucht die Slowakei nach Mitteln und Wegen, sich, respektive ihre Bürger, vor einer Transferunion zu schützen. Bereits in den letzten Wochen hatte Finnland für Gesprächsstoff gesorgt, da man Sicherheiten für die Beteiligung an den Griechenlandhilfen verlangte. Inzwischen scheint ein Kuhhandel vereinbart - und zwar in Form der Erbringung des Kapitalanteils und geringerer Beteiligung an eventuell erzielten Gewinnen. Das entsprechende Modell für die Slowakei soll nach Vorstellung der Regierungskoalition den eigenen Steuerzahler nichts kosten, um akzeptabel zu sein. Da von den 17 Eurostaaten Einstimmigkeit verlangt wird, grenzt das Vorhaben an Erpressung. Auf diesem Weg anderen europäischen Bürgern zusätzliche Risiken aufzuerlegen, ist für einen bekennenden Europäer nicht hinnehmbar.
Die hilfsbereiten Japaner sind hingegen an einer Stabilisierung der Region Euroland nicht zuletzt aus eigenen wirtschaftspolitischen Überlegungen interessiert. So nutzt Japan die Gunst der Stunde, sich als drittgrößter Gläubiger der USA teilweise von US-Bonds zu trennen und die frei werdenden Gelder in europäische Staatsanleihen zu investieren.
HeidelCement reüssiert trotz schwierigen Umfelds am Primärmarkt
Auch in dieser Woche wagten sich einige Unternehmen an den Kapitalmarkt. Interessant zu beobachten war die Neuemission des Heidelberger Baustoffkonzern HeidelbergerCement AG. Um bei den aktuell schwierigen Marktbedingungen erfolgreich einen 300 Mio. Euro großen Bond zu emittieren, musste das Unternehmen seinen Investoren einen hohen Kupon von 9,5% bieten. Im Vergleich zu den bereits ausstehenden Bonds sei das viel zu billig, wie manche Marktteilnehmer kritisieren. Mit einer Benotung von Ba2/BB befindet sich das Unternehmen nur 2 Notches vom Investmentgradebereich entfernt. Wenn man nun die Überlegung anstellt, dass viele zyklische High-Yield-Werte schlechter als HeidelbergerCement geratet sind, wird es für diese Unternehmen schwierig werden, sich derzeit zu einem vernünftigen Zinssatz über den Kapitalmarkt zu refinanzieren. Die Anleihe wird 2018 zurückbezahlt.
Der französische Industriekonzern Areva S.A. wurde ebenfalls am Kapitalmarkt aktiv. Das Unternehmen emittierte 500 Mio. Euro mit einem Kupon von 4,625% und einer Laufzeit bis 2017. Das Rating liegt BBB+.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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