2011 zieht Inflation an - doch EZB wird den Zinsanstieg zu zügeln wissen
Wie viel Inflation darf’s denn 2011 sein?
Dass es zu einer beschleunigten Geldentwertung im neuen Jahr kommen wird, davon kann man getrost ausgehen. „Schuldenabbau durch Inflation“ wird hier die Devise lauten - wenigstens bis zum erträglichen Maximum. Nach den üblichen finanzwirtschaftlichen Mechanismen würde dies auch einen Anstieg der Zinsen bedeuten. Doch wer darauf setzt, dürfte enttäuscht werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird es zu verhindern wissen, dass Euro-Anleihen höher und damit teurer für die Euro-Länder verzinst werden müssen. Dafür wird die EZB durch weitere Aufkäufe von Euro-Anleihen sorgen. Geld- und Kapitalmarktzinsen werden sich also nicht entsprechend der Geldentwertung erhöhen.
Durch diese künstliche Verknappung werden nicht nur die Zinsen niedrig gehalten, sondern auch die Verbraucher gezwungen Geld auszugeben. Denn bevor diese zusehen, wie durch Inflation ihr Geldwert schrumpft und sie mangels höherer Zinsen sowie unter Berücksichtigung der echten Inflation eine negative Rendite erzielen, werden sie ihr Geld ausgeben, den Konsum ankurbeln und die Steuereinnahmen erhöhen. So einfach ist das, zumindest in der Theorie. Ob diese Rechnung so aufgeht, hängt insbesondere aber von den PIIGS-Staaten ab. Dort sollte sich die Situation entschärfen und nicht mehr allzu viel anbrennen. Ein Ritt auf der Rasierklinge ist es für EZB und Bundesbank ohnehin - zumal auch wir in Euro-Land die eigene Situation durch einen echten Schuldenabbau ja nicht entschärfen.
Covered Bonds begrüßen das neue Jahr mit einem Emissionsfeuerwerk
Das geht schon mal ganz gut los. Bereits in der ersten Woche des neuen Jahres brennen Covered Bonds am Anleihenmarkt ein beeindruckendes Emissionsfeuerwerk über ein Volumen von insgesamt fast neun Mrd. Euro ab. Damit startet der Bondmarkt mit einer Emissionswelle von hochklassigen, durch Hypothekar-Kredite abgesicherte Anleihen, zu denen auch die Deutschen Pfandbriefe zählen.
Den ersten großen Schritt machte die Münchener Hypothekenbank eG mit einem Pfandbrief über 1 Milliarde Euro. Der Covered Bond hat eine Laufzeit bis 2016 und wird jährlich mit 2,5% verzinst. Das französische Finanzinstitut BNP Paribas plant ebenfalls einen Covered Bond über 1,75 Milliarden Euro zu emittieren. Hinzu kommen Neuemissionen im Pfandbriefsektor durch den spanischen BBVA (1,75 Mrd. Euro), die italienische Unicredit Bank (1 Mrd. Euro), die niederländische ING Bank (1,25 Mrd. Euro) sowie die norwegischen DnB Nor (2 Mrd. Euro). Als erste nennenswerte Emission aus dem Bereich der Corporate Bonds kam in der ersten Handelswoche des Jahres ein Bond der Volkswagen Leasing mit einem Volumen von 1,25 Mrd. Euro und einer Laufzeit bis 2015 heraus. Die Schleuse wurde damit geöffnet und weitere Bonds werden folgen.
Bundesanleihen drohen in Zwickmühle zu geraten
Bundesanleihen drohen zunehmend in eine Zwickmühle zu geraten. Wenn man wie so mancher institutionelle Investor davon ausgeht, dass die Bundesrepublik letztendlich für die gesamte Euro-Region bürgt, muss man sich fragen, warum die Bund-Renditen gegenüber anderen Euro-Ländern so wenig rentieren. Schließlich spiegeln die niedrigen Bund-Renditen nicht wirklich das damit verbundene Risiko wider. Also gehen Investoren dazu über, sich nach Alternativen umzusehen. Und die finden sie in Form von Euro-Staatsanleihen aus den Niederlanden oder aus Finnland. Diese rentieren in etwa auf dem Niveau deutscher Staatsanleihen, würden aber im Falle einer Inanspruchnahme des Rettungsschirms bzw. von Bürgschaften in weit geringerem Rahmen "bluten" müssen.
Erste EU-Rettungsanleihe ist da
Die Begebung der ersten EU-Anleihe zur Rettungshilfe kann als geglückt bezeichnet werden. Bereits nach 45 Minuten wurden die Orderbücher geschlossen, da sich schon zu diesem Zeitpunkt für die 5 Mrd. EUR große Emission Nachfragen im Volumen von 20 Mrd. EUR angesammelt hatten. Die Gattung ist mit einem Kupon von 2,5% ausgestattet und wird am 4. Dezember 2015 fällig sein. Diese Anleihe ist die erste ihrer Art und es ist insgesamt geplant, am Kapitalmarkt 2011 16,5 Mrd. EUR und 2012 10 Mrd. EUR zu refinanzieren. Die Europäische Union refinanziert somit einen Teil ihres Beitrags am Rettungspaket für das hoch verschuldete Irland über den europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM). Der EFSM ist ein Notkreditrahmen der EU über 60 Mrd. EUR und u. a. Bestandteil des Schutzschirms für angeschlagene Euro-Länder.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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