Für Anleiherenditen ist die Luft nach oben äußerst dünn
„Weiterhin keine höheren Renditen in Euroland zu erwarten.“
Ein bisschen Hoffnung auf höhere Renditen keimte bei manchen auf, als der richtungsweisende Euro Bund Future in dieser Woche um 0,48% abgesackt war. Bei genauer Betrachtung aber bleiben solche Entwicklungen auf absehbare Zeit nur mehr Strohfeuer.
Mit dem Rückgang des Bund Futures um rund 1,00 Punkte am Dienstag war die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 2,305 Prozent geklettert. Die Entwicklung war vor allem von den starken Aktienmärkten ausgegangen, was gleichzeitig Kursverluste bei deutschen Staatsanleihen bedeutete. Trend verstärkend wirkten Äußerungen der US-Notenbank, die eine weitere Lockerung der amerikanischen Geldpolitik erwarten lassen. Letzteres gilt freilich am Rentenmarkt schon als eingepreist.
Interessant ist hierbei, dass die Bundesbank eine nuanciert andere Meinung vertritt. So warnt Bundesbankpräsident Axel Weber davor, die expansive Geldpolitik zu lange zu fahren. Man müsse rechtzeitig eine andere Richtung einschlagen, weil man sich sonst Risiken einhandeln würde, die nicht mehr kalkulierbar wären, so Weber. Es sei aber auch gefährlich zu früh die Kehrtwende einzuläuten, da sich ein solcher Schritt konjunkturdämpfend auswirken könnte. Bundesbank und Europäische Zentralbank aber sind nicht frei bei der Frage, wann sie denn nun die Drosselung der expansiven Geldpolitik einleiten sollen, würde dies doch umgehend zu höheren Renditen in Euroland und einer steigenden Nachfrage nach Euro führen. Die Gemeinschaftswährung würde also gegenüber dem US-Dollar weiter zulegen und die Konkurrenzfähigkeit der Exportwirtschaft in Euroland schwächen. Dies zeigt auch ein Teil des Dilemmas, in dem die EZB steckt. Wenn also im Moment einige Beobachter einen Aufwärtsdruck für die Anleiherenditen sehen, so ist doch die Luft nach oben äußerst dünn. Die Chancen auf deutlich höhere Renditen in Euroland bleiben also vorerst gering.
Die Notenbanken senden unterschiedliche Signale zur Exitstrategie.
„Jede Notenbank will die Probleme anders lösen.“
Die Frage wird sein, wer steigt wann und wie aus der Politik des billigen Geldes aus. Die Gräben zwischen den angedachten Vorgehensweisen zwischen den USA und Euroland werden immer breiter. Immer deutlicher wird, dass jede Volkswirtschaft den für sie günstigen Weg aus der Krise nehmen wird. An die Lippenbekenntnisse aus dem Jahr 2008 kann sich niemand mehr erinnern. So ist zum Beispiel die amerikanische Notenbank fest entschlossen, und hat das auch in ihrem Protokoll so manifestiert, die Dollar-Notenpresse nochmals anzuwerfen und somit die Konjunktur zum Laufen zu bringen. Neue Ankaufprogramme für US-Staatsanleihen wären sicherlich nur eine Frage der Zeit. Vor dem Hintergrund der anstehenden Kongresswahlen scheint sich pure Verzweiflung in den USA breit zu machen. Die Notenbanker versuchen mittels der Unmengen an frischem Geld, für eine von den Bürgern wahrzunehmende Wirtschaftsbelebung sorgen zu wollen. Die am 2. November anstehenden Wahlen und die dabei zu erwartende Niederlage der Demokraten wird die Regierung Obamas der Möglichkeit berauben, politische Projekte zu verwirklichen.
In Europa denkt man anders. So hat in den letzten Tagen der designierte Nachfolger von Jean-Claude Trichet, Bundesbankpräsident Axel Weber, immer wieder vor einem zu späten Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes gewarnt. Die ultra-lockere Geldpolitik sollte eher zu früh als zu spät beendet werden. Angesichts der niedrigen Inflationserwartungen besteht seines Erachtens aktuell in Euroland kein akuter Handlungsbedarf für die Auflegung zusätzlicher Ankaufprogramme von Staatsanleihen. Diese Meinung wird allerdings nicht von allen EZB-Ratsmitgliedern geteilt und somit sind Konfrontationen vorprogrammiert.
Im Umkehrschluss nun aber von steigenden Zinsen in Euroland auszugehen, könnte sich schnell als Fehleinschätzung entpuppen. Denn die Europäischen Notenbanken werden sicherlich nicht tatenlos zusehen, wie sich Abschreibungen bei den angekauften Wertpapieren ansammeln. Auch würden die Staaten mit steigenden Kosten zur Refinanzierung ihrer Haushalte konfrontiert werden.
Die Verfechter einer beispiellosen Geldpolitik kommen allerdings aus Japan. So forderte Masaaki Shirakawa, ein Gouverneur der Bank of Japan, von den Industrieländern eine Fortsetzung der aktuellen Geldmarktpolitik.
Der US-Immobilienmarkt bleibt das Sorgenkind
„Offene Immobilienfonds und ausgesetzte Zwangsräumungen“
Weiterhin leiden die Finanzmärkte unter der noch nicht erreichten Stabilisierung des US-Immobilienmarktes. Wenn auch bei uns in verschiedenen Städten die Immobilienpreise wieder anziehen, so stecken die offenen Immobilienfonds weiterhin mitten in der Krise. Viele Anleger sind überaus nervös, denn Ende des Monats steht die Nagelprobe bevor. Dann müssten zwei vorübergehend geschlossene Fonds wieder geöffnet oder aber abgewickelt werden. Die maximale Frist von lediglich zwei Jahren ohne Anteilsrücknahme wird dann erschöpft sein und die anstehende Entscheidung, abwickeln oder öffnen, ist richtungsweisend für die ganze Branche. Die gut gemeinte Ruhepause wird somit eher zum Problem. Durch die Verkündung der Entscheidung kann eine neue Lawine losgetreten und eine neue Abwärtsbewegung bei den Immobilienpreisen in Gang gesetzt werden.
Es ist zwar leicht, als nicht Betroffener Ratschläge zu geben, aber vielleicht ist das Motto „Ruhe bewahren“ die einzig vernünftige Vorgehensweise für Anleger, die nicht sofort das Geld benötigen. Denn im Falle einer Abwicklung gibt es für den Investor kein Zurück mehr.
Dreieinhalb Jahre grassiert die Immobilienkrise in den USA und ein Ende ist immer noch nicht in Sicht. Weiteres Ungemach kommt aktuell auf die Banken zu, da in Amerika Hunderttausende von Zwangsräumungen gestoppt werden mussten. Wegen fehlender Dokumente wurden nun die Gerichte aktiv. Dies wird aber nicht zur Folge haben, dass die säumigen Schuldner in den Häusern bleiben dürfen. Vielmehr werden sich lediglich potentielle Neukunden aus Angst vor einer Schwemme an Zwangsversteigerungen zurückhalten.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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