Lohnen Dollar-Bonds noch?
In den vergangenen Monaten gehörten Investments in Dollar-denominierten Anleihen zu den besten im Bondmarkt. Was nicht nur an relativ attraktiven Renditeniveaus lag, sondern besonders auch an den positiven Währungseffekten durch die Stärke des Dollar zum Euro. Doch geht das so weiter? Zweifel sind angebracht.
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Eine Kolumne von Carsten Müller, Chefredakteur von alpha anleihen & zinsen.
Seit mittlerweile 11 Monaten konnte der Dollar gegenüber dem Euro aufwerten. Wobei eine Vielzahl von Gründen erkennbar war. Noch interessanter ist allerdings, was im Gegensatz zu früheren Aufwertungsphasen fehlt. Denn daraus lässt sich schließen, wie es mit dem Dollar weitergehen könnte.
Zum einen wird die aktuelle Aufwertungsphase ohne jegliche Straffung der Fed-Geldpolitik umgesetzt. In früheren Phasen in den 80er und 90er Jahren waren Aufwertungsrallies im Dollar stets mit Zinserhöhungszyklen der Fed verbunden. Zwar steht die US-Notenbank in diesem Jahr ebenfalls wieder vor dem Einstieg in eine solche Phase.
Doch dürfte die Fed kaum besonders aggressiv zu Werke gehen. Damit könnten erwartbare Zins-Divergenzen zwischen Dollar und Euro als wichtigstem Devisenpaar mehr als genug eingepreist worden sein.
Hinzu kommt: Phasen einer Dollar-Stärke waren auch immer wieder von globalen Krisen gekennzeichnet. Auch wenn es genügend Krisenherde derzeit gibt, so sticht doch keine so heraus wie damals die Asien- oder Russland-Krise oder zuletzt die Finanzkrise.
Was könnte den Dollar noch stärker machen?
Hierbei gibt es wohl realistischerweise nur zwei Themen: Eine aggressivere Zinswende der Fed und eine Ausweitung des QE-Programms der EZB. Beides ist aber aktuell eher unwahrscheinlich. Denn zum einen zeigt sich die US-Wirtschaft auch durch die Belastungen des starken Dollar nur mit moderaten Wachstumsraten, was starke Zinsschritte verbietet. Andererseits präsentiert sich die Euro-Zone mit zunehmender Wachstumsstärke, was eine Ausweitung von QE ebenfalls eher unnötig macht.
Das Ergebnis: Den Dollar-Bullen dürften langsam die Argumente für eine deutliche Ausweitung der bisherigen Aufwertungsrallye ausgehen. Das bedeutet zwar nicht gleich, dass schon kurzfristig eine Trendwende ins Haus steht. So etwas braucht meist einige Wochen, manchmal sogar Monate. Doch Anleger sollten gewarnt sein.
Dollar-Anleihen im Risiko
Dollar-denominierten Anleihen droht im Fall einer Zinswende gleich zweifach Ungemach. Auf der einen Seite durch das höhere Zinsniveau. Wobei davon auszugehen ist, dass selbst minimale Zinserhöhungen durch die Fed in den Kapitalmarktzinsen deutlichere Steigerungen der Renditen verursache. Auf der anderen Seite könnte eine Trendwende im Dollar entsprechend negative Performance-Einflüsse bringen.
Aktuell ist dabei sicherlich kein Aktionismus notwendig. Denn noch bilden Dollar-Anleihen im aktuellen Umfeld ein weiterhin attraktives Niveau. Hinzu kommt, dass es hier auch Sonder-Situationen gibt, die auch zu neuen Käufen locken. Aber Sie sollten sich schon jetzt über Ihre Risikoneigung, Ihre Verlust-Tragfähigkeit im Klaren werden, um später rechtzeitig die Reißleine ziehen zu können.
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Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe (www.alphabriefe.de) tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.
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Bildquellen: Ursula Dodel