Untergangsszenario

Die Schuldenkrise ist zurück. Zuletzt sind mit Spanien und Italien zwei große Volkswirtschaften unter Beschuss geraten.
Dazu verstärkt sich der Widerstand gegen die hauptsächlich von Deutschland vertretene Sparpolitik: In den Niederlanden ist die jüngste Regierung an einem Sparpaket zerbrochen, in Frankreich droht bei einer Wahl von Francois Hollande ein Abrücken vom bisherigen Kurs. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass sich das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) in einer gemeinsamen Studie mit Pricewaterhouse Coopers mit der weiteren Zukunft des Euros beschäftigt hat.
Wohlfühl-Szenarien
Insgesamt werden vier mögliche Entwicklungen durchgespielt. Zum einen wird angenommen, dass die Schuldensünder ihre Probleme mit der Zeit selbst in den Griff bekommen, die Krise würde sich in Wohlgefallen auflösen. Das ist natürlich die Beste aller Varianten, aber wohl eher Wunschdenken. Bislang sind die Erfolge trotz erheblicher Anstrengungen bescheiden und der Wille zum Sparen scheint erschöpft. Als zweite Annahme wird die engere Verzahnung der Länder als Lösung genannt. Der Währungsunion würde damit die politische Union folgen. In Anbetracht der unterschiedlichen Steuer- und Sozialsysteme der einzelnen Länder sowie der massiven Meinungsverschiedenheiten unter den EU-Mitgliedern ist diese Lösung aber ebenfalls kaum denkbar. Realistisch erscheint dagegen weiter die Einführung von Euro-Bonds, die von den Südländern lange gefordert werden. Eine wirksame Begrenzung der Schuldenpolitik entfiele dann, Deutschland würde zum Zahlmeister der Union. Unter einer sozialdemokratischen Regierung wären wir wohl schon soweit, es bleibt aber zu hoffen, dass Kanzlerin Merkel dem Druck standhält. Dass Deutschland die EU alleine durchfinanzieren kann, ist unrealistisch. Nach kurzer Stabilisierung würde das Finanzsystem wohl kippen, hohe Inflation (und später eine Währungsreform) wären wahrscheinlich.
Der Währungsbruch
Persönlich bevorzuge ich dann eher die vierte Variante des HWWI - den Zerfall der Währungsunion. Natürlich ergäben sich kurzfristig bei diesem „Untergangsszenario“ erhebliche Verwerfungen auf den Finanzmärkten, die katastrophalen Folgen des Wirtschaftsinstituts sehe ich aber nicht.
Schon vor dem Euro gab es Wirtschaft - und die lief gerade in Deutschland nicht schlecht. Nach einer vorübergehenden Anpassung könnte es wieder aufwärts gehen - auch ohne den Euro.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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