Anleihe-Experte Jeffrey Gundlach: So sollten sich Anleger angesichts der Zinspause der Fed positionieren
Die US-Notenbank hat die Märkte auf eine weitere geldpolitische Straffung nach der aktuellen Zinspause vorbereitet. Anleihe-Experte Jeffrey Gundlach hält dies aber für unwahrscheinlich und rät zum Umbau der Anlegerportfolios.
• Fed hat Zinserhöhungszyklus gestoppt
• Jeffrey Gundlach rechnet 2023 nicht mit weiteren Zinserhöhungen
• 20-60-20-Portfolio empfohlen
Die US-Notenbank Federal Reserve hat bei ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, eine Zinspause einzulegen und den Leitzins zunächst unverändert zu belassen. Nach zehn Zinserhöhungen in Folge hielten die Währungshüter nun also erstmals wieder die Füße still. Gleichzeitig wurden die Zinsprojektionen aber angehoben: Die Fed geht also davon aus, dass die Zinspause nicht von Dauer ist und - entgegen der Hoffnung vieler Marktteilnehmer - auch eine Senkung der Leitzinsen derzeit nicht in Planung ist. Stattdessen erwarten die Fed-Mitglieder im Mittel zwei weitere Zinserhöhungen noch in diesem Jahr.
Jeffrey Gundlach bewertet die Lage differenziert
In einem Interview mit CNBC nahm Anleihe-Experte Jeffrey Gundlach, der Gründer von DoubleLine Capital, Bezug auf die neuesten Entwicklung in Sachen Geldpolitik. Er glaubt nicht, dass die angekündigte geldpolitische Straffung tatsächlich eintreten wird. "In der Rhetorik war es auf jeden Fall restriktiv, in der Aktion aber nicht restriktiv", lautete Gundlachs Kommentar zur Zinspause.
Seiner Ansicht nach werde es nicht zu weiteren Zinserhöhungen kommen, auch wenn die US-Notenbank die Märkte darauf vorbereitet hat. Womöglich hätten die Währungshüter ihre Geldpolitik tatsächlich schon etwas überzogen, so der Experte.
Dass die aktuelle Wirtschaftslage eine weitere Straffung rechtfertigt, hält er für wenig wahrscheinlich: "Es gab ein Wachstum bei den Arbeitsplätzen, aber es gab einen deutlichen Rückgang der durchschnittlichen Arbeitsstunden", so Gundlach im Interview, in dem er zusätzlich auf den jüngsten Wert für den Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe verwies, der ebenfalls "massiv rezessiv" sei.
Gundlach sieht Manie am Aktienmarkt
Entsprechend dieser Einschätzung bleibt Gundlach auch in seinem Portfolio Anleihen-basiert. Die Entscheidung der US-Notenbank habe nichts an dem Plan eines anleihenlastigen Portfolios mit dem Fokus auf Zinserträge geändert.
Der Rentenmarkt sei derzeit im Vergleich zum Aktienmarkt "sehr günstig" und biete solide Renditen und Aufwärtspotenzial bei begrenztem Abwärtsrisiko, so der Anleihe-Experte in der CNBC-Sendung Closing Bell. "Ich denke, dies ist der Zeitpunkt, an dem Sie ein Langhantel-Portfolio mit einigen Risikoanlagen haben sollten, vor allem in Anleihen".
Konkret rät er Anlegern zu einem Portfolio, das nach der 20-60-20-Regel aufgebaut sei: 20 Prozent in Aktien, 60 Prozent in Anleihen und 20 Prozent in Sachwerten wie Gold. Bislang hatte der Marktexperte zu einer Verteilung von 30-60-20 geraten, sein Vertrauen in den Aktienmarkt ist also weiter gesunken. Wer sein Portfolio entsprechend ausrichtet, könne fünf Prozent Rendite in einem "sehr hochwertigen Anleihenportfolio" ohne Ausfallrisiko und acht bis zehn Prozent in einem "gut positionierten, aktiv verwalteten Rentenportfolio" erzielen, rechnete Gundlach vor. Er halte daher unverändert an seinem Plan fest, das Rentenportfolio systematisch aufzuwerten, angesichts der jüngsten Aktienmarkterholung sei es dafür der "perfekte Zeitpunkt".
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: NUM LPPHOTO / Shutterstock.com, Virojt Changyencham / Shutterstock.com