Zweites starkes Corona-Jahr

Merck-Aktie legt zu: Merck KGaA mit Umsatz- und Gewinnsprung

03.03.22 16:11 Uhr

Merck-Aktie legt zu: Merck KGaA mit Umsatz- und Gewinnsprung | finanzen.net

Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA blickt nach einem starken zweiten Corona-Jahr optimistisch in die Zukunft.

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Dank guter Geschäfte seiner Laborsparte mit Impfstoffentwicklern und -herstellern in der Pandemie wuchs das DAX-Unternehmen 2021 so stark wie nie. Aber auch die Pharmasparte und das Elektronikgeschäft mit Halbleitermaterialien trugen zu den Zuwächsen bei, wie Merck am Donnerstag mitteilte. In diesem Jahr sollen Umsatz und Betriebsgewinn aus eigener Kraft stark steigen.

Vom Krieg in der Ukraine sieht sich Merck unterdessen kaum betroffen. Es gebe jedoch wachsende Herausforderungen in der Logistikkette, sagte Merck-Vorstandschefin Belén Garijo bei der Vorlage der Zahlen.

Die Merck-Aktie führte am späten Vormittag mit einem Aufschlag von rund zwei Prozent den schwächelnden Dax an. Für die Anleger sind die vergangenen Wochen allerdings eher trübe verlaufen, seit dem Rekordhoch bei 231,50 Euro Ende Dezember hat das Papier mehr als ein Fünftel an Wert eingebüßt. Aus Sorge vor einem nachlassenden Rückenwind durch die Pandemie hatten Anleger sich von Corona-Gewinnern wie Merck getrennt. Zudem belasteten der allgemeine, durch Inflations- und Zinssorgen ausgelöste Kursverfall an den Börsen sowie zuletzt der Ukraine-Krieg.

Merck hat bisher in der Pandemie eine Sonderkonjunktur erlebt, da die Darmstädter weltweit viele Corona-Impfstoffentwickler und auch den Mainzer Hersteller BioNTech beliefern. Der Aufwind setzte sich auch im vergangenen Jahr fort: Der Umsatz kletterte im vergangenen Jahr um gut 12 Prozent auf knapp 19,7 Milliarden Euro. Beim Gewinn konnte Merck noch stärker zulegen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um gut 17 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro.

Unterm Strich wuchs der Gewinn um mehr als die Hälfte auf fast 3,1 Milliarden Euro. "Im Geschäftsjahr 2021 haben wir ein Rekordwachstum erzielt und unsere Margen gesteigert", sagte Garijo. Sie bekräftigte das Ziel von 25 Milliarden Euro Umsatz bis 2025. Für Anleger soll es mit 1,85 Euro Dividende je Aktie so viel geben wie nie, 45 Cent mehr als im Vorjahr.

Der Krieg in der Ukraine habe "keinen materiellen Einfluss" auf das Geschäft und die Prognose von Merck, sagte Garijo weiter. Man erziele nur etwa ein Prozent des Gesamtumsatzes in Russland und der Ukraine. Merck habe weder eigene Produktionsstandorte noch Beschäftigte in der Ukraine. In Russland zählt Merck 400 Leute zur Belegschaft und macht vor allem Pharmageschäft.

Angetrieben wurde Merck im vergangenen Jahr von der boomenden Laborsparte mit Produkten und Dienstleistungen für die Arzneiherstellung und -forschung. Hier stieg der Umsatz aus eigener Kraft um mehr als ein Fünftel. Im Zusammenhang mit der Pandemie kamen rund 1,15 Milliarden Euro Umsatz zusammen, wie Garijo sagte. In diesem Jahr sollen es 900 Millionen Euro werden.

Etwas weniger kräftig als die Laborsparte legte der Pharmabereich zu, wo sich neue Medikamente etwa gegen Krebs auszahlten. Zudem wuchs das Geschäft mit Unfruchtbarkeitsbehandlungen auch wegen Nachholeffekten. In der Pandemie waren Kinderwunschkliniken zeitweise geschlossen.

In der Spezialchemie profitierte Merck von einem stark wachsenden Geschäft mit Halbleitern, in das der Konzern mit der Übernahme des US-Zulieferers Versum eingestiegen war. Weltweit sind Halbleiter knapp, gerade in der Autobranche. Unterdessen erholte sich das Geschäft mit Farbpigmenten. Verluste gab es erneut bei Flüssigkristallen etwa für Smartphone-Bildschirme, wo harte Konkurrenz aus Asien Merck seit längerem zusetzt.

Merck-Aktie nach Ausblick im Aufwind - Aber kein Befreiungsschlag

Eine optimistische Geschäftsprognose der Merck KGaA für 2022 hat den Aktien des Pharma- und Spezialchemiekonzerns am Donnerstag spürbar Auftrieb gegeben. Charttechnisch gesehen liegt aber weiter ein größeres Hindernis auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Kurserholung.

Die Anteile steigen als DAX-Spitzenreiter zeitweise um 2,70 Prozent auf 178,95 Euro, nachdem sie zum Handelsstart noch bis auf 170,20 Euro abgesackt waren. Der DAX dagegen drehte nach einem zunächst leicht erholten Start in die Verlustzone und gab zuletzt um rund ein Prozent nach.

Ein Befreiungsschlag ist der Kursanstieg für die Merck-Aktie aber noch nicht. Dazu müsste der Kurs den Widerstand bei rund 180,50 Euro überwinden. Hier verläuft die gleitende 21-Tage-Linie, die charttechnisch interessierten Anlegern den kurzfristigen Trend der Aktie signalisiert. Ist diese überwunden, wartet die nächste Hürde jedoch bereits etwa 10 Euro darüber in Form der 200-Tage-Linie für den längerfristigen Trend. Der Weg zurück zum Rekordhoch, das Ende 2021 bei 231,50 Euro erreicht wurde, dürfte entsprechend lang werden.

Zwar habe Merck nur einen qualitativen Ausblick gegeben und damit noch keine konkreten Zielspannen genannt, doch wenn angesichts des Wortlauts "starkes Wachstum" ein Plus von sieben Prozent für 2022 unterstellt werde, lägen die zu erwartenden Umsätze für 2022 leicht über der Durchschnittsschätzung der Analysten und das Betriebsergebnis etwas deutlicher darüber, schrieb Analyst Daniel Grigat vom Investmenthaus Stifel.

Für 2021 hatte Merck im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzanstieg von 12,3 Prozent bekannt gegeben und einen Anstieg des bereinigten Ebitda um 17,3 Prozent.

JPMorgan-Analyst Richard Vosser verwies ebenfalls auf die optimistischen Aussagen von Merck und den zugleich erwarteten zunehmenden Rückenwind von der Währungsseite. Die Marktprognose für das bereinigte Betriebsergebnis dürfte daher steigen, schrieb er.

DARMSTADT (dpa-AFX)

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Bildquellen: Merck KGaA

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