Zuverlässige Dividenden

Shell-, Chevron-, TotalEnergies-Aktie wieder im Aufwind: Darum haben Öl-Aktien trotz Klimawandel eine Zukunft

23.08.22 22:39 Uhr

Shell-, Chevron-, TotalEnergies-Aktie wieder im Aufwind: Darum haben Öl-Aktien trotz Klimawandel eine Zukunft | finanzen.net

Totgesagte leben länger: Öl-Aktien, die während des Corona-Jahres 2020 radikal aus den Depots verbannt wurden, erleben seit Monaten einen beachtlichen Wiederaufschwung. Steigende Energiepreise und stabile Dividendenzahlungen inmitten der Inflation sorgen für großes Kaufinteresse. Das könnte erst der Anfang einer starken Entwicklung sein, so Vermögensverwalter Ryan Krueger.

Werte in diesem Artikel

• Sentiment um Öl-Aktien von Zukunftspessimisus geprägt
• Krueger lobt stabile Dividendenzahlungen der Energiekonzerne
• Selbst nach Energiewende werden traditionelle Energieunternehmen florieren, so Krueger

Kein Geringerer als Warren Buffett legte in den vergangenen Wochen Zeugnis von seinem ungebremsten Optimismus für Öl-Aktien ab. Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass das "Orakel von Omaha" über seine Investmentholding Berkshire Hathaway die Übernahme des US-Konzern Occidental Petroleum plant, nachdem Buffett bereits Anfang des Jahres damit begonnen hatte, Papiere des Öl-Unternehmens einzusammeln. Die positive Meinung über Öl- und Gasunternehmen teilt auch Ryan Krueger, CEO des Vermögensverwaltungsunternehmens Freedom Day Solutions, das in Houston (Texas) ansässig ist.

Krueger: Enormer Pessimismus vieler Anleger hinsichtlich Öl-Aktien

Bereits seit Jahren rätseln viele Anleger nicht mehr darüber, ob, sondern wann das Ende der Öl-Unternehmen eingeläutet werde. In einer Welt, in der viele Länder bis 2050 klimaneutral sein wollen, scheint die "schmutzige" Energiegewinnung mittels Erdgas, Öl oder Kohle nicht mehr zeitgemäß zu sein. Folglich wurde insbesondere der Corona-Crash mit dem damit einhergehenden Einbruch des Ölpreises von vielen Anlegern dazu genutzt, öl- und gasfördernde Konzerne wie Shell, TotalEnergies, Chevron, ExxonMobil, Marathon Oil oder Occidental Petroleum aus dem Aktienportfolio zu werfen. Die traditionellen Energiepapiere crashten auf Mehrjahrestiefstände, während Green-Energy-Aktien wie Plug Power oder NEL ASA in die Höhe schossen. Inzwischen haben die Öl-Aktien zwar eine beeindruckende Aufholjagd hingelegt, notieren aber dennoch meist noch deutlich unter ihren Rekordhochs. Ebenfalls sind weiterhin viele Börsianer skeptisch über deren zukünftige Aussichten.

Ryan Krueger, seit 1996 Vermögensverwalter, schreibt in einem Kommentar bei "MarketWatch", er habe "noch nie eine so negative Meinung über einen ganzen Sektor erlebt wie über die traditionelle Energie. Die Debatten sind so einseitig, dass die einfachen Hinweise auf Dividenden übersehen werden und man sich stattdessen mehr darauf konzentriert, wann die traditionellen Energieunternehmen aufhören werden zu existieren." Diese Ansichten kann Krueger nicht nachvollziehen.

Stabile Dividenden zeichnet Energieaktien aus

Vielmehr hält der texanische Vermögensverwalter traditionelle Energieaktien für ein hervorragendes Langfristinvestment, was er hauptsächlich mit den stabilen Dividendenzahlungen begründet. Aller Unkenrufe zum Trotz konnten die großen Energiekonzerne ihre Ausschüttungen nämlich nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar erhöhen. "Eine Dividende wird frei von Meinungen darüber geliefert, was real ist - und das ist umso wertvoller, wenn die Verwirrung über Energieaktien so groß ist wie nie zuvor", so der Experte. Krueger schreibt weiter: "Das Potenzial, Energiedividenden zu zahlen und zu erhöhen, war noch nie so groß wie heute, vor allem weil der Sektor von so vielen als nicht investierbar angesehen wird - ein bemerkenswertes Paradoxon." Tatsächlich genießen die großen Öl-Konzerne einen Ruf als ausgezeichnete Dividendenaktien. Konzerne wie Shell (aktuelle 2022er Dividendenrendite von 3,83 Prozent), TotalEnergies (5,68 Prozent), ExxonMobil (3,73 Prozent) oder Chevron (3,59 Prozent) verwöhnen ihre Anleger Jahr für Jahr mit hohen Gewinnausschüttungen.

Darum erwartet Krueger weiteres Gewinnwachstum für Öl-Unternehmen

Einen weiteren Grund für die Erwartung einer starken Entwicklung der Öl-Aktien sieht Krueger in der starken Abnahme der Entdeckung neuer Öl- und Gasvorkommen. "Zahlreiche Abstimmungen, Verordnungen und Proteste zur Beendigung der Nutzung fossiler Brennstoffe haben dazu geführt, dass im vergangenen Jahr so wenig Erdöl CL.1 (Zunahme um 0,08 %) und Erdgas NG00 (Zunahme um 1,21 %) entdeckt wurden wie seit 1946 nicht mehr. Dennoch hat sich die Zahl der Haushalte weltweit seither mehr als verdreifacht, wodurch mehr Produkte nachgefragt werden, für deren Herstellung wiederum mehr Erdöl benötigt wird." Mit anderen Worten: Krueger erwartet eine anhaltend hohe Nachfrage bei einem geringeren Angebot - ein Signal für einen zunehmenden Preisdruck, der den Öl-Konzernen höhere Profite bescheren werde. Die höheren Gewinnmargen würden wiederum den Spielraum für höhere Dividendenzahlungen vergrößern, prognostiziert der Aktienexperte.

Krueger: Öl-Konzerne werden auch nach Energiewende eine große Rolle spielen

Schließlich wartet Krueger noch mit einer interessanten These auf. Er geht davon aus, dass die traditionellen Energiekonzerne dank ihres enorm hohen positiven Cashflows, ihrer technischen Ausrüstung und ihres Know-Hows besonders gut in der Lage seien, Innovationen in Richtung einer höheren Klimafreundlichkeit voranzubringen. Krueger stellt hierzu eine gewiss nicht unumstrittene Vermutung auf: "Wer könnte uns besser zu sauberer Energie führen als diejenigen, die genau wissen, wo sie am schmutzigsten ist?". Krueger erklärt seinen Standpunkt noch etwas genauer: "Innovation ist effizienter als Regulierung. Die Energieunternehmen in den USA verfügen bereits über die beste Klimatechnologie der Welt, und das nicht einmal knapp, und sie können das alles noch erheblich verbessern". Deshalb geht Krueger davon aus, dass traditionelle Energieunternehmen auch in einer nachhaltigeren Zukunft weiterhin eine große Rolle spielen werden - und "auf dem Weg dorthin eine höhere Dividende zahlen".

Redaktion finanzen.net

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