Sichert ein Deal in Brasilien Boeings Vorsprung gegen Airbus?
Der weltgrößte Flugzeugbauer Boeing läutet im Zweikampf mit seinem europäischen Rivalen Airbus eine neue Runde ein.
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Der US-Konzern will sich wichtige Teile des brasilianischen Regionalflugzeugbauers Embraer einverleiben. Und wenn die Anzeichen nicht täuschen, steht Boeing kurz vor der Vorstellung eines neuen Flugzeugtyps, der die Lücke zwischen Mittelstreckenjets und Großraumjets füllen soll. Was beim Unternehmen los ist, was die Analysten sagen und wie es für die Aktie läuft.
DAS IST LOS BEI BOEING:
Noch ist Boeing der weltgrößte Flugzeughersteller. Die Geschäfte laufen glänzend, erst Ende April schraubte Konzernchef Dennis Muilenburg seine Gewinnprognose für 2018 nach oben. Doch bei den Kunden holt Airbus auf. Im laufenden Jahr dürfte Boeing mit der angepeilten Auslieferung von 810 bis 815 Verkehrsjets an der Spitze bleiben. Airbus liegt mit geplanten 800 Stück nur knapp darunter. Vor allem die Nachfrage nach den modernisierten Mittelstreckenfliegern wie der Boeing 737-MAX lässt die Hersteller die Produktion ausweiten. Bei den Amerikanern verkauft sich zudem der Langstreckenjet "Dreamliner" bestens, Airbus holt mit seiner A350 auf.
Künftig treten die großen Zwei wohl auch bei kleineren Jets mit um die 100 Sitzplätzen gegeneinander an. Und Boeing dürfte versuchen, den Abstand zu Airbus durch den Deal mit Embraer wieder zu vergrößern. Gerade haben die Europäer die Schieflage des kanadischen Flugzeugbauers Bombardier (Bombardier B) ausgenutzt. Anfang Juli übernahmen sie die Mehrheit an dessen jüngstem Spross C-Serie - und vermarkten sie künftig als Airbus A220. Boeing und Embraer verbünden sich noch stärker. Der US-Konzern will 80 Prozent an Embraers Verkehrsflugzeugsparte übernehmen. Seit wenigen Tagen sind sich beide Seiten grundsätzlich einig, der Bereich wird mit 4,75 Milliarden Dollar bewertet.
Während die beiden Unternehmen ihre Produktpalette nach unten abrunden, versucht Boeing außerdem, eine Lücke in der Mitte zu schließen. Das "New Midsize Airplane" soll größer sein als die Mittelstreckenjets, aber kleiner als der "Dreamliner" - und es Fluggesellschaften möglich machen, besonders rentabel auf der Langstrecke zu fliegen. "Boeing 797" könnte der Flieger heißen, ließ Boeing bereits wissen. Den Bedarf für solche Flugzeuge schätzte das Management auf weltweit 4000 Exemplare. Airbus sieht sich seinerseits mit der Langstreckenversion seines Mittelstreckenjets A321neo und dem modernisierten Großraumjet A330neo gut gerüstet.
Auch im Rüstungsgeschäft stehen die Zeichen grundsätzlich gut für Konzerne wie Boeing, die auch Militärflugzeuge und Hubschrauber im Programm haben. Unter US-Präsident Donald Trump haben die Vereinigten Staaten ihr Rüstungsbudget kräftig ausgeweitet. Und auch die Nato-Staaten sollen auf Druck der USA ihre Militärausgaben deutlich hochfahren.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Keiner der von den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und Bloomberg beobachteten Analysten rät derzeit zum Verkauf von Boeing-Aktien. Für 20 von Bloomberg erfassten Branchenexperten lohnt weiterhin ein Kauf der Papiere, 10 raten zum Halten der Titel. Mit einem durchschnittlichen Kursziel von gut 400 Dollar sehen sie gemessen am letzten Aktienkurs von 347 Dollar im Schnitt noch rund 15 Prozent Luft nach oben.
NordLB-Analyst Wolfgang Donie zeigte sich bereits von der Anhebung des Gewinnziels im April angetan. Schon ohne die Produktion auszuweiten, gelinge es Boeing, den Gewinn zu steigern. Wenn der Hersteller die Produktion seines meistgefragten Modells 737-MAX weiter hochfahre, dürfte die Produktivität weiter zulegen, schätzte er.
Experte Matthew McConnell von RBC Capital Markets sieht Boeing durch den geplanten Deal mit Embraer in einer stärkeren Position als Airbus. Während Airbus nur einen Flugzeugtyp von Bombardier an sich gezogen habe, bekomme Boeing das gesamte Regionaljet-Programm der Brasilianer samt deren Entwicklungs- und Produktionskapazitäten hinzu. Die Produktion den Embraers Werken sei kostengünstig, und die Brasilianer profitierten von der Stärke des Boeing-Vertriebs - sobald der Zusammenschluss wie geplant bis Ende 2019 Wirklichkeit wird.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Für die Boeing-Aktie gab es in den vergangenen Jahren praktisch nur einen Weg: nach oben. Trotz jüngster Erschütterungen durch die angedrohten Strafzölle Chinas auf die Mittelstreckenjets der US-Amerikaner hat die Boeing-Aktie in diesem Jahr bereits rund 18 Prozent an Wert gewonnen. Seit fünf Jahren hat sich der Kurs mehr als verdreifacht, getrieben unter anderem von Aktienrückkäufen. Auch die Airbus-Aktie ist heute rund zweieinhalb Mal so viel wert wie Mitte 2013.
Insgesamt wird Boeing an der Börse deutlich höher bewertet als sein europäischer Rivale. Mit rund 200 Milliarden Dollar liegt die Marktkapitalisierung des US-Konzerns mehr als doppelt so hoch wie die von Airbus, der europäische Konzern kommt an der Börse umgerechnet auf gerade mal 94 Milliarden Dollar.
CHICAGO (dpa-AFX)
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Bildquellen: Maxene Huiyu / Shutterstock.com, Boeing
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