Zinssteigerung

EZB will Leitzins 2022 offenbar mindestens zweimal erhöhen

25.04.22 16:15 Uhr

EZB will Leitzins 2022 offenbar mindestens zweimal erhöhen | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte ihren Bankeinlagensatz in diesem Jahr laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters mindestens zwei Mal anheben.

Wie Reuters unter Berufung auf neun namentlich nicht genannte Mitglieder des EZB-Rats berichtet, könnte eine Zinsanhebung bereits im Juli kommen, und auch ein dritter Schritt im laufenden Jahr wird nicht ausgeschlossen.

Die EZB ist wegen ihrer zögerlichen Gangart bei der Inflationsbekämpfung zunehmend von Ratsmitgliedern kritisiert worden. Ein Hindernis war bisher, dass EZB-Prognosen für das Ende des Prognosehorizonts 2024 bis zuletzt eine Inflation von unter 2 Prozent anzeigten. Das hat sich dem Bericht zufolge geändert. Chefvolkswirt Philip Lane habe interne Schätzungen präsentiert, denen zufolge die Inflation nun auch 2024 über 3 Prozent liegen soll.

"Als (Chefvolkswirt) Philip (Lane) die Zahlen präsentierte, klatschten die Leute", sagte ein Teilnehmer. Ein anderer sagte: "Es waren knapp über 2 Prozent, so dass nach meiner Einschätzung alle Kriterien für eine Zinserhöhung erfüllt sind." Nahezu alle Befragten äußerten demnach, dass sie für 2022 mit mindestens zwei Zinserhöhungen rechneten, einige sogar mit drei. Letzteres wäre aber von der Marktreaktion auf die beiden ersten Schritte abhängig.

Die befragten EZB-Ratsmitglieder verbinden mit der von der EZB angekündigte Normalisierung der Geldpolitik die Rückkehr zu einem neutralen Zins, den sie bei 1 bis 1,25 Prozent sehen, also 150 bis 175 Basispunkte höher als derzeit.

Laut der im EZB-Rat vereinbarten Schrittfolge kann die EZB ihren Einlagenzins erst erhöhen, wenn die Nettoanleihekäufe beendet sind. Das sollte nach Meinung aller Befragten am 30. Juni oder 1. Juli der Fall sein. Die EZB könnte ihren Zins dann bei der Sitzung am 21. Juli anheben. Einige Ratsmitglieder plädierten jedoch für September, weil dann neue Prognosen vorlägen und außerdem die Marktliquidität höher sei.

FRANKFURT (Dow Jones)

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