Bahn setzt auf mehr Baukapazitäten für Netz-Sanierung
BERLIN (dpa-AFX) - Die Deutsche Bahn setzt auf bessere Bedingungen zur Sanierung des strapazierten Gleisnetzes durch das geplante große Investitionsprogramm der künftigen Koalition. "In der Vergangenheit waren die Kapazitäten in den Baufirmen tatsächlich ein Problem", sagte Konzernchef Richard Lutz dem Nachrichtenportal "t-online". Oft sei das Angebot knapp gewesen, was zu Preissteigerungen geführt habe. Viele Firmen hätten vorerst kein Personal aufgebaut oder in neue Maschinen investiert. "Mit dem Sondervermögen für die Infrastruktur gibt es jetzt langfristige Planungs- und Finanzierungssicherheit, sodass die zusätzlichen Kapazitäten auch aufgebaut werden können."
Union und SPD planen ein schuldenfinanziertes Sondervermögen von bis zu 500 Milliarden Euro für Investitionen in die Infrastruktur in den kommenden Jahren. Konkret soll daraus laut Koalitionsvertrag auch die angelaufene Sanierung hochbelasteter Schienenkorridore finanziert werden.
Finanzbedarf bis zu 150 Milliarden Euro
Lutz bekräftigte, dass sich der zusätzliche Finanzierungsbedarf für das Bahnsystem auf bis zu 150 Milliarden Euro belaufe. "Mindestens 80 Milliarden Euro davon benötigen wir für das bestehende Netz, von der Generalsanierung der Hochleistungskorridore über die Reparatur großer Eisenbahnbrücken bis zum Ausbau von Bahnhöfen und der Ertüchtigung moderner digitaler Stellwerke als Ersatz für Anlagen, die zum Teil noch aus der Kaiserzeit stammen."
Die übrigen Mittel sollten Ausbaumaßnahmen decken, erläuterte der Bahnchef - etwa die Vergrößerung von Bahnhöfen oder den Bau zusätzlicher Trassen, die das Netz insgesamt größer und robuster machen.
Bahnchef "nicht in Angststarre"
Mit Blick auf die bundeseigene Bahn streben Union und SPD außerdem "eine Neuaufstellung von Aufsichtsrat und Vorstand" beim Mutterkonzern und der Gleisnetzgesellschaft InfraGO an, wie es im Koalitionsvertrag heißt.
Lutz sagte dazu gefragt nach seiner eigenen Zukunft: "Zu einem Job wie dem meinen gehört es, dass man sich nicht von den richtigen und wichtigen Dingen ablenken lässt." Seine Aufgabe sei, die Infrastruktur zu sanieren und zu modernisieren, den Betrieb zu stabilisieren, die Pünktlichkeit zu verbessern und für Wirtschaftlichkeit zu sorgen. "In Angststarre verfalle ich jedenfalls nicht."/sam/DP/he