Stimmung am Aktienmarkt trübt sich ein - günstiger Einstiegszeitpunkt?
An den Aktienmärkten kam es erst kürzlich zu einem deutlichen Dämpfer, der die Rally seit Jahresanfang einen jähen Dämpfer versetzte. Das drückt auf die Stimmung am Markt.
• Aktienmärkte mit Rücksetzer nach monatelanger Rally
• Anleger-Sentiment trübt sich ein
• Experten weiter optimistisch
Die Aussicht auf sinkende Zinsen hat den Aktienmärkten 2024 bisher ein sattes Plus beschert. Zahlreiche Indizes konnten in diesem Jahr bereits neue Rekordstände verzeichnen, wie der deutsche Leitindex DAX, der britische FTSE oder auch der marktbreite US-Index S&P 500.
Auf den starken Anstieg folgte im April dann jedoch ein scharfer Ausverkauf, der die Gewinne seit Jahresanfang wieder etwas zurechtstutzte.
Augen auf die Notenbanken
Auch hier schaut die ganze Welt auf die Zentralbanken und spekuliert darüber, wann die ersten Zinssenkungen, mit denen weiter fest in 2024 gerechnet wird, erfolgen könnten. Die Notenbanken beziehen dabei zahlreiche Wirtschaftsdaten in ihre Entscheidung mit ein, wobei insbesondere die Entwicklung am Arbeitsmarkt für wichtige Erkenntnisse sorgt, da sie wiederum Hinweise darauf geben kann, wie sich die Verbraucherpreise weiter entwickeln.
Der Arbeitsmarkt zeigt sich jedoch in den USA, wo zahlreiche Marktteilnehmer mit größter Spannung darauf schauen, was die US-Notenbank Fed plant, weiter sehr robust. Dies offenbaren beispielsweise die wöchentlichen Veröffentlichungen der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die sich jüngst rückläufig zeigten.
Was ebenfalls für Abwärtsdruck sorgte, waren die US-BIP-Daten für das erste Quartal 2024. Hier hatte das Wachstum gegenüber dem Vorquartal deutlicher nachgelassen als zuvor antizipiert, während die Kerninflation zunahm. Dies deute laut den Experten der ING Bank darauf hin, dass baldige Zinssenkungen durch die Fed unwahrscheinlicher werden dürften, wie die Deutsche Presse-Agentur schreibt.
Anleger-Sentiment trübt sich ein
Der ungewisse Zeitplan mit Blick auf die erhofften Zinssenkungen drückt nun auf die Stimmung an der Wall Street. Dies geht aus der jüngsten Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII) zum Sentiment an der Börse hervor, wie auf deren Webseite einsehbar ist.
Seit 1987 befragt die AAII wöchentlich verschiedene Anleger zu ihrer Meinung, wohin sich der Markt in den nächsten sechs Monaten hinbewegen dürfte. Dabei gibt es die drei Kategorien: "Bullish", "Neutral" und "Bearish". Wie ein Blick auf die Entwicklung vom 3. April bis zum 24. April 2024 zeigt, hat die bullishe Stimmung von Woche zu Woche abgenommen, während sich gleichzeitig der Anteil bearish eingestellter Anleger vergrößerte.
So zeigten sich Anfang April noch 47,3 Prozent der Befragten positiv gestimmt und lediglich 22,2 Prozent pessimistisch, in der Woche vom 24. April, war der Anteil der Bullen auf 32,1 Prozent zusammengeschrumpft, während der Anteil der Bären mit 33,9 Prozent nun überwog.
In der Vorwoche stieg das bearishe Sentiment mit 34,0 Prozent zudem auf den höchsten Stand seit November 2023, als es einen Anteil von 50,3 Prozent erreicht hatte.
Noch kein Kaufsignal
Die Umfrageergebnisse dienen am Markt als Kontraindikator, bei dem ein großer Pessimismus am Markt als günstiger Einstiegszeitpunkt gedeutet wird. So weit sei es momentan allerdings noch nicht, argumentiert Tom Essaye von Sevens Report Research in einem Kundenbericht, der MarketWatch vorliegt. Seiner Einschätzung nach, gäbe es noch nicht genug Negativität am Markt, um davon ausgehen zu können, dass das Schlimmste nun überstanden sei: "Der Prozentsatz der Bullen lag bei den Tiefstständen im Oktober bei nur 30 % und der der Bären bei 41,6 % - wir würden auf Entwicklungen in Richtung dieser Niveaus warten, um ein starkes Kaufsignal zu wählen", so Essaye.
Finanzberater weiter bullish eingestellt
Auf der anderen Seite sei die bullishe Einstellung unter Finanzberatern gar nicht zurückgegangen, so der Sevens Report Research-Gründer. So hätte der Investors Intelligence Sentiment Index jüngst einen Spread zwischen Bullen und Bären von 42 Prozent gezeigt, was über dem historischen Durchschnitt von 30 Prozent liegen würde und dementsprechend eine "stark bullishe" Einstellung unter Finanzberatern suggeriere. Die Nachricht sei dementsprechend eindeutig: "Finanzberater bleiben optimistisch, und dieser Rückschlag hat die Stimmung nicht so verändert wie bei Privatanlegern."
Ameriprise Financial-Chefstratege Anthony Saglimbene ist ebenfalls der Meinung, dass ein bullishes Sentiment weiterhin gerechtfertigt sei, auch wenn sich die Stimmung unter Anlegern eingetrübt habe: "Die Anleger erwarten immer noch, dass die Zinsen sinken und die Unternehmensgewinne im Laufe des Jahres steigen werden, so dass die optimistische Stimmung gerechtfertigt ist", so der Experte in einem Telefoninterview mit MarketWatch. Seiner Meinung nach spreche der jüngste Pullback sogar für einen "gesunden" Aktienmarkt, da "überschäumende" Aktien so zurückkommen würden. Wie Saglimbene schätzt, käme es nun ganz darauf an, wie die Unternehmen in der aktuellen Bilanzsaison abschneiden würden und wie die Unternehmensausblicke auf das zweite Quartal 2024 ausfallen würden. Hier würde sich entscheiden, ob es sich lohne, am Markt einzusteigen, oder die Abwärtsdynamik sich fortsetzen dürfe.
Redaktion finanzen.net
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