Zahlenvorlage steht bald an

E.ON-Aktie im Fokus: Die Ruhe während Corona - Bleibt der Sturm aus?

06.08.20 08:34 Uhr

E.ON-Aktie im Fokus: Die Ruhe während Corona - Bleibt der Sturm aus? | finanzen.net

Viele Unternehmen haben in den aktuell stürmischen Corona-Zeiten ihre Prognosen zurückgezogen. Nicht so der Energiekonzern E.ON.

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Unternehmenschef Johannes Teyssen betont aber, dass die tatsächlichen Auswirkungen noch nicht vollständig zu beurteilen seien. In der kommenden Woche legt E.ON Zahlen für das zweite Quartal vor. Branchenkenner haben sehr unterschiedliche Erwartungen. Was bei dem Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI E.ON:

Wie andere Unternehmen der Energiebranche ist E.ON bisher vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Die ersten Monate des Jahres waren vor allem noch durch die Übernahme der RWE-Tochter innogy geprägt. Dieser Deal ist nun endgültig abgeschlossen. E.ON hat sich zum reinen Netz- und Vertriebsunternehmen gewandelt. Vor allem das Netzgeschäft verspricht stabile Gewinne - ist es doch stark reguliert. Und auch wenn die Netzentgelte mit der Zeit weiter sinken werden, so ist dieses Geschäft berechenbar und verspricht stetige Erträge.

Der Deal hatte sich im ersten Quartal auch finanziell deutlich ausgewirkt: Beim operativen Ergebnis (Ebit) konnte E.ON zwischen Januar und Ende März bereinigt um rund ein Viertel auf 1,5 Milliarden Euro zulegen, der Umsatz verdoppelte sich nahezu. Unter dem Strich fiel allerdings ein Verlust von 327 Millionen Euro an. Die Kosten der Integration für Innogy belasteten das Ergebnis.

Auf einer vergleichbaren Pro-forma-Basis waren die Zahlen jedoch gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig. Das neue Kerngeschäft (Netze und Vertrieb) wurde im ersten Quartal durch die warme Witterung belastet. So bekam E.ON eine geringere Nachfrage im Erdgas- und Wärmegeschäft zu spüren.

Nur begrenzt hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt die Corona-Pandemie ausgewirkt. E.ON musste zwar ursprünglich für Kunden beschaffte Strommengen zu deutlich niedrigeren aktuellen Großhandelspreisen in Folge der Corona-Verwerfungen an den Energiemärkten verkaufen. Das betraf zu diesem Zeitpunkt aber nur Mengen in geringem Umfang. Allerdings rechnet der Konzern mit einem niedrigerem Bedarf für das Gesamtjahr und in diesem Zusammenhang mit einer Belastung im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich für 2020.

An seiner Prognose hat das Management bisher trotz der Corona-Krise nichts geändert. Die Folgen seien nach dem ersten Quartal noch nicht vollständig zu beurteilen, hieß es im Mai. Somit rechnet der Vorstand bisher für 2020 mit einem bereinigten Ebit von 3,9 bis 4,1 Milliarden und einem bereinigten Konzernüberschuss von 1,7 bis 1,9 Milliarden Euro. Das wäre ein deutlicher Gewinnanstieg im Vergleich zum Vorjahr.

Konzernchef Johannes Teyssen hat E.ON in der Corona-Krise bisher als widerstandsfähig und gut aufgestellt gesehen. Auch mit Blick auf die Zukunft äußert sich das Management optimistisch. So soll der Gewinn auch in den kommenden Jahren deutlich anziehen. Dabei helfen sollen Einsparungen in Verwaltung und Informationstechnik. Aktionäre sollen mit einer stetig steigenden Dividende rechnen können.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Von den im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten raten elf dazu, die Aktie zu halten. Fünf sprechen eine Kaufempfehlung aus, ein Analyst würde das Papier derzeit verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 10,38 Euro. Während die Experten bei Kepler Chevreux eher davon ausgehen, dass der Kurs wieder auf 8 Euro sinken wird, traut Barclays dem Versorger besonders viel zu. Das Analysehaus sieht den Kurs bei 11,50 Euro.

Die britische Investmentbank sieht den Versorger im Zuge der Innogy-Übernahme nun am Ziel einer vollständigen Verschmelzung. Dies sei zwar erwartet worden, dürfte aber bei den Investoren am Markt leicht positiv ankommen, schrieb Analyst Peter Crampton. Der Markt unterschätze bislang noch das Ergebnis- und Dividenden-Steigerungspotenzial, so der Experte.

Mit Blick auf den anstehenden Quartalsbericht rechnet James Brand von der Deutschen Bank unterdessen mit einem enttäuschenden zweiten Jahresviertel. Die Schätzungen des Analysten liegen unter den Erwartungen des Konzerns für das Gesamtjahr. Daher sei es interessant, ob E.ON an seinem Ausblick weiterhin festhalte.

Das Analysehaus Jefferies erwartet geringere Volumina durch Corona und dass sich diese im zweiten Quartal auch zeigen werden. Die Analysten gehen davon aus, dass der Strombedarf in E.ONs wichtigsten Märkten um 9 bis 14 Prozent zurückgegangen sein dürfte. Zahlungsausfälle wirkten sich möglicherweise aber erst im dritten Quartal aus. Die Schätzung der Jefferies-Experten liegt derzeit um fünf Prozent unter dem unteren Ende der Spanne, die sich E.ON selbst beim Ebit für 2020 gesetzt hat. Auch die schweizerische Bank Credit Suisse liegt mit ihren Prognosen für das Gesamtjahr unter den Konzernzielen. Sie hatte ihre Erwartungen angesichts der Corona-Krise bereits im Juni gekappt.

Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs rechnet zur Bilanzvorlage mit einem Rückgang des operativen Ergebnisses (Ebit) von rund zehn Prozent. Dies sei angesichts des Covid-19-Gegenwinds aber ein recht solides Resultat.

DAS MACHT DIE AKTIE:

E.ON hat im Corona-Crash ab Mitte Februar ein paar ordentliche Schrammen abbekommen. Das Papier fiel von seinem Mehrjahreshoch von mehr als 11 Euro Mitte Februar auf ein Tief bei unter 8 Euro Ende März. Danach begann die Aktie, sich wieder zu erholen und stieg im Juli auch schon wieder auf 10,81 Euro. Zuletzt gab der Kurs wieder etwas nach und lag damit bei etwa 10 Euro.

Seit 2018 pendelt das Papier - mit Ausnahme des diesjährigen Hochs - zwischen 8 und 10 Euro. Auch der Anfang 2018 angekündigte Innogy-Deal beflügelte die Aktie nicht nachhaltig. Von ihrem Rekordhoch in Höhe von rund 45 Euro Anfang 2008 sind die Anteile des 2000 aus der Fusion der beiden Mischkonzerne Veba und Viag entstandenen Unternehmens meilenweit entfernt.

Auf lange Sicht ist das E.ON-Papier ohnehin einer der größten Verlierer am deutschen Aktienmarkt. So verlor die Aktie in den vergangenen fünf Jahren rund ein Viertel. Auf Zehnjahressicht kommt gar ein Minus von weit mehr als 50 Prozent zusammen. Damit zählte die Aktie in diesen Zeiträumen immer zu den schwächsten DAX-Titeln.

/knd/tav/he

ESSEN (dpa-AFX)

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Bildquellen: Patrik Stollarz/AFP/Getty Images

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