Commerzbank-Aktie volatil: Commerzbank und ihre Aktionäre gehen auf Schrumpfkur
Die Commerzbank will bis 2020 alles besser machen, muss sich dafür aber einer harten Schrumpfkur unterziehen.
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Neben den Mitarbeitern sind auch die Aktionäre die Leidtragenden, sie müssen auf eine Ausschüttung verzichten. Die Restrukturierung kostet Milliarden und beschert der Bank im dritten Quartal rote Zahlen.
Nach den nicht abreißen wollenden Presseberichten über einen Abbau der Belegschaft bestätigte die Commerzbank am Donnerstagmittag, 9.600 Stellen streichen zu wollen. Das zumindest steht in einem Entwurf strategischer und finanzieller Ziele bis zum Jahr 2020, der nach Erörterung mit dem Aufsichtsrat am Freitag beschlossen werden soll.
Den Stellenabbau rechnet die Bank durch die Schaffung von rund 2.300 neuen Stellen in Wachstumsfeldern kleiner. Netto sinke die Größe der Belegschaft damit um 7.300 Vollzeitkräfte.
Die Restrukturierung und der Umbau der Bank schlagen mit rund 1,1 Milliarden Euro zu Buche und lassen den Gewinn schrumpfen. Das bekommen auch die Aktionäre zu spüren: Die Commerzbank sprach davon, "vorerst keine weiteren" Dividenden zu zahlen. Das klingt nicht danach, dass es mit einem einmaligen Ausfall der Ausschüttung getan ist. Das Geldhaus will seine Ergebnisse, statt sie in die Dividende zu stecken, lieber in die Gewinnrücklage einstellen und die Restrukturierung finanzieren.
Jahresprognose erneut gekappt
Wegen des Umbaus muss die Commerzbank auch die Werthaltigkeit ihrer immateriellen Vermögensgegenstände prüfen. Im dritten Quartal dürften deshalb rund 700 Millionen Euro abgeschrieben werden, wie die Frankfurter mitteilten. Das Konzernergebnis wird im dritten Quartal negativ sein. Operativ sollen die Erträge immerhin in etwa das Niveau des zweiten Quartals erreicht haben. Da waren die Erträge vor Risikovorsorge von 2,44 Milliarden auf 2,23 Milliarden Euro gefallen.
Die Risikovorsorge wird allerdings im auslaufenden Quartal wegen der schwachen Schiffsmärkte deutlich über dem Niveau der ersten beiden Quartale liegen. Für das Gesamtjahr 2016 erwartet die Commerzbank aber trotz der Abschreibungen auf Goodwill ein leicht positives Konzernergebnis. Damit nimmt die Commerzbank ihre Jahresprognose weiter zurück. Wollte sie den Konzernüberschuss Anfang des Jahres noch steigern, war später von einem sinkenden Gewinn die Rede. Jetzt bleibt ein "leicht positives" Ergebnis. Im Vorjahr hatte das Institut 1,1 Milliarden Euro verdient.
Vieles hängt von Zinsumfeld ab
Mit dem Umbau setzt die Commerzbank auf eine Kehrtwende und wieder höhere Gewinne bis Ende 2020. Dazu will sie sich auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren und 80 Prozent der Prozesse digitalisieren. Das Geschäft soll auf die zwei Kundensegmente "Privat- und Unternehmerkunden" sowie "Firmenkunden" ausgerichtet werden. Die Segmente Mittelstandsbank und Corporates & Markets sollen gebündelt und das Handelsgeschäft im Investmentbanking reduziert werden. Dadurch sollen die Ergebnisschwankungen und Risiken aus regulatorischen Änderungen reduziert sowie Kapital freigesetzt und in das Kerngeschäft mit Kunden investiert werden.
Die Netto-Eigenkapitalrendite (RoTE) der Commerzbank soll Ende 2020 bei mindestens 6 Prozent liegen. Mehr traut sich das Geldhaus nur zu, wenn sich das Zinsumfeld "normalisiert", dann sei auch eine Netto-Eigenkapitalrendite von mindestens 8 Prozent erreichbar. Die Common-Equity-Tier-1-Quote (CET 1) nach voller Anwendung von Basel 3 soll Ende des Jahres bei knapp 12 Prozent liegen und 2018 bei über 12 Prozent. Für das Jahr 2020 erwartet die Bank eine Quote von über 13 Prozent. Im dritten Quartal sieht die Bank hier einen Anstieg.
Insgesamt erwartet die Commerzbank für das Jahr 2020 Erträge von 9,8 bis 10,3 Milliarden Euro. Durch eine auf 6,5 Milliarden Euro reduzierte Kostenbasis soll die Aufwandsquote unter 66 Prozent sinken. Sollte sich das Zinsumfeld normalisieren, können die Erträge auf über 11 Milliarden Euro steigen und die Aufwandsquote auf rund 60 Prozent sinken.
Damit geht der Aderlass bei Deutschlands zweitgrößter Privatbank weiter. Vor drei Jahren hatte die Bank bereits den Abbau von 5.200 Stellen angekündigt, den sie ohne Kündigungen umsetzen konnte. Eine echte Verbesserung hat die Verschlankung aber nicht gebracht. Vielmehr sorgen Nullzinsen und eine Verlangsamung der Wirtschaft für anhaltenden Druck.
Aktienkurs hält sich
An der Börse sorgte die Meldung für ein Auf und Ab bei der Commerzbank-Aktie. Als belastend wurde vor allem der Ausfall der Dividende eingeschätzt: Der Ausfall sei nach Zeitungsberichten über die Restrukturierung vom Vortag zwar erwartet worden, nicht aber für die kommenden Jahre, sagte ein Händler. Zuvor habe der Markt mit einer Dividende von rund 0,20 Euro in diesem und 0,24 Euro im nächsten Jahr gerechnet.
Der Händler rechnet damit, dass die Aktie scharf ins Minus drehen wird. Ein anderer Händler glaubt das nicht, weil die Aktie bereits rund 30 Prozent unter ihrem Nettovermögenswert gehandelt werde. Im Handel hieß es zudem, die Ankündigung einer geplanten Eigenkapitalrendite von mindestens 6 Prozent sei gut. Positiv klinge auch die Prognose, trotz der hohen Abschreibung im Gesamtjahr noch ein leichtes Plus erreichen zu wollen. Die Aktien der Commerzbank notieren am frühen Mittag unverändert, nachdem sie zuvor leicht im Plus gestanden hatten.
FRANKFURT (Dow Jones)
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