WOCHENAUSBLICK: US-Zölle sind Stolperstein für Dax-Erholung - Ifo-Index im Blick

22.04.25 05:49 Uhr

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FRANKFURT (dpa-AFX) - Die aktuelle Erholung am deutschen Aktienmarkt steht auf wackeligen Füßen. Auch in der verkürzten Handelswoche Woche nach Ostern ist der Leitindex DAX anfällig für handelspolitisches Störfeuer aus den USA. Weiteres Ungemach droht von den anhaltenden Attacken von US-Präsident Donald Trump auf die Unabhängigkeit der Federal Reserve. Diese hatten am Montag an den US-Börsen für deutliche Verluste gesorgt.

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Am Freitag hatte Kevin Hassett, Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats der USA, gesagt, der Präsident prüfe, ob er in der Lage sei, den Notenbankchef Jerome Powell zu entlassen. Die Unabhängigkeit der Zentralbanken von politischen Einflüssen sei wirklich wichtig für deren Arbeit, betonte Chicagos Fed-Präsident Austan Goolsbee in einer Reaktion am Sonntag. Am Montag legte Trump nach und schrieb auf Truth Social, "praktisch" gebe es keine Inflation. Es sei Zeit für "präventive Senkungen" des Leitzinses. Die Notenbank hatte hingegen zuletzt betont, das sich der von ihr bevorzugte Inflationsmaßstab weiter über dem gewünschten Ziel bewege.

Nach den deutlichen Kursverlusten der Vorwochen seien die europäischen Börsen zwar in eine Erholungsphase übergegangen, schrieb Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Allerdings sei damit der Spuk an den Märkten noch nicht vorbei: "Es bleibt dabei, dass eine große politische Disruption stattfindet in den USA und im Welthandelssystem." Zölle sind Kater zufolge nur der gegenwärtig sichtbarste Ausdruck der neuen unkooperativen politischen Strategie aus dem Weißen Haus.

Mut macht den Anlegern jedoch, dass die Europäische Zentralbank in dem durch den Zollkonflikt geprägten Umfeld ihre Geldpolitik erneut gelockert hat, auch wenn dies in den Kursen bereits eingepreist sein dürfte. Der Einlagensatz für Banken, der maßgeblich für die Kreditzinsen ist, wurde auf 2,25 Prozent reduziert. Seit Juni 2024 ist dies die siebte Senkung.

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Niedrigere Kreditzinsen können den Konsum ankurbeln und Investitionen verbilligen. Dies dürfte die Börsen ebenso stützen wie steigende Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen in einem Umfeld immer weiter sinkender Zinsen.

Die Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen in der Eurozone dürfte zudem dazu führen, dass die europäischen Börsen sich weiterhin besser entwickelten als der US-Aktienmarkt, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Dafür spreche auch, dass der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, zuletzt wegen der Zollpolitik erneut vor einer steigenden Inflation und einem langsameren Wachstum gewarnt hatte.

Ob, wann und wie sich die Fed deshalb zu weiteren Zinssenkungen entschließt, ist Molnar zufolge völlig offen. Auch ein längeres Stillhalten und Abwarten sei vor diesem Hintergrund nicht ausgeschlossen. In Kombination mit dem schwindenden Vertrauen in die US-Regierung dürften Investoren deshalb ihr Kapital weiter aus den USA nach Europa umschichten.

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Bei den in der neuen Woche anstehenden Konjunkturnachrichten rechnet Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck, angesichts der Verunsicherung durch die US-Zollpolitik gerade bei den Einkaufsmanagerindizes für April mit einer Eintrübung. Die Daten werden am Mittwoch nicht nur für Europa inklusive Deutschland, sondern auch für die USA und Japan veröffentlicht.

Am Donnerstag steht das Ifo-Geschäftsklima für Deutschland auf der Agenda. Die befragten Unternehmen dürften von wesentlich pessimistischeren Erwartungen berichtet haben, schrieb Analyst Simon Azarbayjani von der Landesbank Hessen-Thüringen. Aber auch die Lagebeurteilung könnte bei einigen Unternehmen, die viel in die USA exportieren, schlechter ausfallen, denn die Zölle seien bereits in Kraft getreten.

Laut Analyst Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg dürften die anstehenden Konjunkturindikatoren zeigen, inwieweit sich die Perspektiven eines weltweiten Handelskrieges in den Köpfen der Unternehmens-Entscheider niedergeschlagen haben. Dasselbe gelte für die Ausblicke, die mit Vorlage der Quartalszahlen und auf den Hauptversammlungen gegeben werden. Fernow bleibt skeptisch; seiner Meinung nach hat die Abwärtsbewegung des Dax ihr zyklisches Tief noch nicht durchschritten.

In der laufenden Bilanzsaison berichtet am Dienstag nach US-Börsenschluss das Dax-Schwergewicht SAP (SAP SE) über den Verlauf im ersten Quartal. Wegen des Stellenabbaus beim größten europäischen Softwarekonzern wird mit einem deutlichen Ergebnisplus gerechnet. Auch das Abschneiden des US-Elektroautobauers Tesla dürfte die Anleger interessieren. Die Zahlen kommen ebenfalls am Dienstag nach Börsenschluss in New York.

Am Donnerstag legen der Essenlieferdienst Delivery Hero sowie der Schienen- und Verkehrstechnikkonzern Vossloh ihre Resultate für das abgelaufene Quartal vor. Am Freitag richtet sich der Fokus unter anderem auf Südzucker, den Windturbinenbauer Nordex und den Softwarespezialist Atoss (ATOSS Software)./la/ajx/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag

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