Wirtschaftliche Situation

VW-Chef Blume warnt: Lage des Unternehmens alarmierend - Neuer Finanzchef - Aktie gibt ab

09.09.24 17:58 Uhr

VW-Aktie schwächelt: Volkswagen in der Krise - CEO Blume nennt Situation alarmierend - Neuer CFO | finanzen.net

Konzern-Chef Oliver Blume hat die wirtschaftliche Situation bei Volkswagen als alarmierend bezeichnet.

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Bei der Marke VW sei die Lage so ernst, dass man nicht einfach alles weiterlaufen lassen könne wie bisher, sagte Blume der "Bild am Sonntag". In Europa würden weniger Fahrzeuge gekauft. Gleichzeitig drängten neue Wettbewerber aus Asien mit Wucht in den Markt. "Der Kuchen ist kleiner geworden und wir haben mehr Gäste am Tisch", sagte der Konzern-Chef.

Die gesamte europäische Autoindustrie befinde sich in einer Lage, die es zuvor noch nie gegeben habe. "Und das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, gerade bei der Marke VW", sagte Blume. Einen Kahlschlag werde es aber nicht geben: "Wir stehen fest zum Standort Deutschland, denn Volkswagen hat ganze Generationen geprägt. Wir haben Mitarbeiter, deren Großväter schon bei Volkswagen gearbeitet haben. Ich will, dass auch ihre Enkel hier noch arbeiten können."

Gleichzeitig appellierte der Manager an den Veränderungswillen: "In Volkswagen steckt aber auch das Wort wagen. Wir müssen wieder etwas wagen: Erfolg wagen".

Europas größter Autobauer hatte angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Auch eine Werkschließung in Deutschland und betriebsbedingte Kündigungen werden nicht länger ausgeschlossen. Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte harten Widerstand an. Schuld an der Krise bei Volkswagen seien nicht die Mitarbeiter, sondern die Konzernführung. Die Sparpläne des Vorstands bezeichnete Cavallo als "Armutszeugnis" und "Bankrotterklärung".

Linke sieht jahrelanges Missmanagement

Die Parteivorsitzende der Linken, Janine Wissler, forderte VW-Aktionäre auf, Dividenden zurückzuzahlen: "Es ist unfassbar schäbig, dass ein Konzern wie Volkswagen, der erst im letzten Geschäftsjahr 4,5 Milliarden Euro an seine Aktionäre ausgeschüttet hat, nun behauptet, er könne 5 Milliarden Euro nicht auftreiben, um Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern", sagte sie der "Rheinischen Post". Wenn VW Geld brauche, sollten Großaktionäre wie der Porsche-Piëch-Clan diese 4,5 Milliarden Euro zurückzahlen. "Es kann nicht sein, dass die Zeche für jahrelanges Missmanagement die Beschäftigten und am Ende der Steuerzahler zahlen, während sich die Aktionäre weiter bereichern."

Um die Autoindustrie umzubauen und Jobs zu sichern, fordert die Linken-Chefin unter anderem eine staatliche Weiterbildungsgarantie für Beschäftigte sowie die Förderung der Produktion von E-Autos und modernen Zügen und Bussen. "Wenn nötig, müssen wir über Enteignungen und staatliche Beteiligungen nachdenken", sagte Wissler.

SPD-Vorsitzende: Keine Finanzhilfen des Bundes

SPD-Chefin Saskia Esken warf der VW-Spitze vor, die Elektromobilität lange Jahre nicht ernst genommen und gleichzeitig stark auf den Markt in China gesetzt zu haben. Doch genau dieser Markt schwenke nun vollständig auf Elektromobilität um und funktioniere für VW nicht mehr. "Das können wir mit politischen Maßnahmen alleine nicht lösen", sagte Esken dem "Handelsblatt". Finanzhilfen des Bundes zur Stabilisierung des VW-Konzerns schloss die SPD-Chefin aus: "Der Bundeshaushalt hat keine großen Finanzierungsspielräume." Esken schlug vor, den akuten Problemen bei VW mit Kurzarbeit zu begegnen. "Auch die in der Vergangenheit schon angewendete Viertage-Woche ist ein Modell".

CDU-Chef Merz bemängelt schlechte Wirtschaftspolitik

Nach Ansicht des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz ist VW dem politischen Willen seiner staatlichen Miteigentümer gefolgt und hat sich einseitig auf die E-Mobilität festgelegt. Dabei sei aber übersehen worden, dass weder die dafür notwendige Infrastruktur vorhanden sei noch ein günstiges Angebot in den unteren Preissegmenten. "Der Wegfall der ohnehin fragwürdigen staatlichen Kaufprämie für E-Autos praktisch über Nacht kurz vor Weihnachten im letzten Jahr hat dem Vertrauen der Verbraucher in den Kauf eines E-Autos dann den Rest gegeben. So kann man Wirtschaftspolitik einfach nicht machen, jedenfalls nicht ohne spürbare Schleifspuren in einer der wichtigsten Industrien unseres Landes."

Kernmarke erhält neuen Finanzchef

Der Autobauer Volkswagen tauscht mitten in der Krise den Finanzchef bei seiner Kernmarke VW Pkw. Der bisherige Finanzchef Patrik Andreas Mayer soll den Posten in Wolfsburg freimachen für den Finanzvorstand der VW-Tochter Seat, David Powels, wie eine Unternehmenssprecherin am Montag auf Anfrage bestätigte. Zuvor hatte das "Manager-Magazin" unter Berufung auf Insider berichtet. Mayer wechselt demnach zu Seat nach Spanien und übernimmt dort Powels Aufgaben. Mayer war seit Oktober 2022 Finanzvorstand des Herzstücks von Europas größtem Autokonzern.

Der Autobauer steckt derzeit in großen Schwierigkeiten, die Kernmarke VW Pkw gilt als chronisch renditeschwach. Vergangene Woche kündigte das Unternehmen an, die bis 2029 vereinbarte Beschäftigungssicherung mit den Arbeitnehmern aufkündigen zu wollen. Werke in Deutschland stehen auf dem Prüfstand, um die Kapazitäten zu reduzieren und die Kosten zu senken, betriebsbedingte Entlassungen drohen. Ein bereits 2023 aufgelegtes Sparprogramm mit dem Abbau von Stellen in der Verwaltung über Abfindungen und Altersteilzeit reicht dem Vorstand zufolge in der schwierigen Branchenlage nicht mehr aus. Konkretes gibt es zu weiteren Sparmaßnahmen bislang nicht. Betriebsrat und IG Metall haben massiven Widerstand angekündigt.

Nach Angaben aus dem "Manager-Magazin" wurde Mayer offenbar zum Verhängnis, dass er auf der Suche nach Sparmöglichkeiten zumindest teilweise auf die sogenannten Innovationsfonds zurückgreifen wollte. Diese waren für Zukunftsprojekte mit den Arbeitnehmern vereinbart worden.

VW-Drama macht Tarifrunde der Metallindustrie noch komplizierter

Die Forderung der IG Metall für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie ist in diesem Jahr simpel wie selten. Doch sie trifft auf schwierige wirtschaftliche Verhältnisse bei vielen Arbeitgebern, mit dem kriselnden Riesenkonzern VW an der Spitze. Die Angst um die Arbeitsplätze geht insbesondere im Automobilsektor um, in dem die Gewerkschaft eigentlich ihre stärksten Streiktruppen hat.

170 Euro für Azubis und 7 Prozent mehr Geld für alle anderen: Auf diese Formel hat sich die Gewerkschaft nach monatelangen Abstimmungen, Konferenzen und Beratungen geeinigt. Die dritthöchste Forderung seit 30 Jahren wurde vor allem mit den Kaufkraftverlusten begründet, welche die Mitglieder in den zurückliegenden Hochinflationsjahren erlitten haben. Doch spätestens seit dem Beben in Wolfsburg ist überdeutlich, dass es auch und womöglich zuallererst um sichere Arbeitsplätze im Hochlohnland Deutschland geht.

Arbeitgeber verweisen auf maue Konjunktur

Die Metallarbeitgeber verweisen darauf, dass ihre Produktion im Schnitt immer noch 14 Prozent unter Vorkrisenniveau liegt. Die Produktivität der Werke hat in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen und auch die Neuaufträge kommen nur schleppend. "Unverträglich hoch" sei daher in dieser Lage die Forderung nach 7 Prozent mehr Geld, sagt NRW-Metall-Präsident Arndt Kirchhoff. Andere Arbeitgebervertreter haben Nullrunden verlangt.

Kirchhoff sagte in einem Interview dem "Tagesspiegel": "Die Kurzarbeitszahlen steigen und die Arbeitslosenzahlen auch, die Gewinne der Firmen schrumpfen, viele machen Verluste, die Nachfrage nach Investitionsgütern ist schwach, unsere Kapazitäten sind bei weitem nicht ausgelastet." Seit 2015 gebe es im Schnitt kein Produktivitätswachstum mehr. Die Produktivität sei aber der Maßstab für Tariferhöhungen. Kirchhoff betonte: "Wir haben massiv investiert, etwa in die Elektromobilität, aber die Nachfrage ist nicht da."

In der Gewerkschaft haben viele gemutmaßt, dass VW-Chef Oliver Blume nicht zufällig unmittelbar vor der Tarifrunde die Tabus beim größten deutschen Autokonzern bricht. Werkschließungen und der drohende Verlust der vor 30 Jahren eingeführten Jobgarantie, das kann die mächtigste Gewerkschaft Deutschlands nicht einfach ignorieren.

Gewerkschaft pocht auf steigende Reallöhne

Die neue Erste Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, verlangt, dass Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei VW schnell wieder in der Versenkung verschwinden. "Das sind für uns absolut rote Linien." Stattdessen bringt Benner die alte Idee der Vier-Tage-Woche ins Gespräch, die einer ihrer Vorgänger, Jürgen Peters, zusammen mit dem VW-Manager Peter Hartz in einer früheren VW-Krise im Jahr 1993 gefunden hat. Die Arbeitskräfte mussten gegen geringeres Gehalt nur noch 80 Prozent der vereinbarten Arbeitszeit leisten. Aus dieser Zeit stammt auch die Jobgarantie, die Blume nun infrage gestellt hat.

Benner betont, die Unternehmen verdienten gutes Geld, teilweise mit Top-Renditen. "Es sind weder die Beschäftigten noch ihre Entgelte, die bei einzelnen Unternehmen für eine schwierige Lage verantwortlich sind." Ökonomen seien sich einig: Die Konjunktur brauche jetzt steigende Kaufkraft. "Und die Beschäftigten brauchen nach dem Wegfall von Einmalzahlungen gegen die Inflation und das hohe Preisniveau jetzt dringend steigende Reallöhne", bekräftigt die Gewerkschafterin.

Bei Volkswagen (Volkswagen (VW) vz) werden die Arbeitsbedingungen und Entgelte in einem Haustarifvertrag geregelt, der die Arbeitnehmer in der Vergangenheit immer ein Stückchen besser gestellt hat als die Kollegen in der Fläche. Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger will die eigentlich erst für Oktober geplanten VW-Tarifverhandlungen vorziehen und parallel zum Flächentarif in Niedersachsen verhandeln.

Auftakt der Tarifrunde am 11. September

Den Auftakt der zunächst regionalen Verhandlungen machen Bayern, Berlin-Brandenburg-Sachsen und Baden-Württemberg parallel an diesem Mittwoch (11. September). Am Montag der nächsten Woche (16. September) macht der Tarifbezirk Küste das Schlusslicht für die erste Verhandlungsrunde, von der keine konkreten Ergebnisse erwartet werden. In mehreren Runden tasten die Tarifpartner dann ab, wo eine Lösung gefunden werden kann.

Ab dem 29. Oktober sind dann auch mit Ablauf der Friedenspflicht Warnstreiks möglich und wahrscheinlich. Ist der Pilotbezirk schließlich ausgeguckt, schalten sich zum Endspurt die Bundesvorstände von IG Metall und Gesamtmetall zu. Bei der IG Metall ist dafür erstmals Nadine Boguslawski zuständig, neben Benner die zweite Frau im Gewerkschaftsvorstand. Der Pilotabschluss wird dann mit kleinen Abweichungen von den übrigen Bezirken unternommen.

Konflikt um Audi-Werk: Schlichtungsverfahren

Im Konflikt um das von der Schließung bedrohte Audi-Werk in Brüssel wollen Gewerkschaften ein Schlichtungsverfahren einleiten. Das berichtet die belgische Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Gewerkschaft ABVV. Im Brüsseler Werk des bayerischen Autobauers herrscht wegen des drohenden Endes ein heftiger Konflikt. Noch am Montagmorgen hatten Arbeiter vier Reifen angezündet, die die Ringe des Audi-Logos bilden. Man bemühe sich nun um Aussöhnung, hieß es von der Gewerkschaft.

Audi hatte im Juli mitgeteilt, dass die Einstellung des Betriebs in Brüssel nicht ausgeschlossen werden könne. Als Grund wurde die schwache Nachfrageentwicklung für die in dem Werk produzierten Elektro-SUV vom Typ Q8 e-tron genannt. An dem Standort waren zuletzt rund 3.000 Mitarbeiter beschäftigt. Noch einmal verschärft wurden deren Sorgen vergangene Woche, als der Audi-Mutterkonzern Volkswagen mitteilte, dass in den nächsten Jahren auch kein anderes Modell in Brüssel produziert werden soll.

In dem Streit entwendeten Mitarbeiter etwa die Schlüssel von rund 200 Fahrzeugen. Sie wollten damit erzwingen, dass die Geschäftsführung Klarheit über die Zukunft des Standorts schafft, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtete. Solange dies nicht geschehe, werde kein Auto das Werk verlassen. Im Gegenzug beschloss die Unternehmensleitung, das Werk zu schließen und die Zahlungen an die Beschäftigten einzustellen. Außerdem drohte sie mit einer Strafanzeige.

Protest: Audi-Mitarbeiter in Brüssel entwenden Fahrzeugschlüssel

In einem von der Schließung bedrohten Audi-Werk in Brüssel haben Mitarbeiter die Schlüssel von rund 200 Fahrzeugen entwendet. Sie wollen damit erzwingen, dass die Geschäftsführung Klarheit über die Zukunft des Standorts schafft, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtet. Solange dies nicht geschehe, werde kein Auto das Werk verlassen.

Audi will die Erpressung den Angaben zufolge nicht akzeptieren und hat gedroht, Anzeige zu erstatten, sollten die Schlüssel nicht bis diesen Montagmittag zurückgebracht werden. Demnach lassen sich die Verantwortlichen mit Aufnahmen von Überwachungskameras identifizieren.

Audi hatte im Juli mitgeteilt, dass die Einstellung des Betriebs in Brüssel nicht ausgeschlossen werden kann. Als Grund wurde die schwache Nachfrageentwicklung für die in dem Werk produzierten Elektro-SUV vom Typ Q8 e-tron genannt.

An dem Standort waren zuletzt rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt. Noch einmal verschärft wurden deren Sorgen am vergangenen Dienstag, als der Audi-Mutterkonzern Volkswagen mitteilte, dass in den nächsten Jahren auch kein anderes Modell in Brüssel produziert werden soll.

Die Mitarbeiter reagierten nach Gewerkschaftsangaben bereits in den vergangenen Tagen mit Arbeitsniederlegungen und verhinderten so eine Wiederaufnahme der Produktion nach der Sommerpause. Für den 16. September ist ein großer Protesttag geplant.

Die VW-Aktie schloss im XETRA-Handel nach einem positiven Start letztlich doch noch 0,46 Prozent leichter bei 91,58 Euro.

WOLFSBURG / FRANKFURT / BRÜSSEL (dpa-AFX)

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