Weltbank: Wachstum stagniert - Warnung vor Zöllen
WASHINGTON (dpa-AFX) - Das Wachstum der Weltwirtschaft stabilisiert sich nach einer Prognose der Weltbank auf niedrigem Niveau und soll sich in diesem und im kommenden Jahr bei 2,7 Prozent einpendeln. Die Weltbank warnt jedoch, dass dies nicht ausreiche, um den Schaden auszugleichen, der in den vergangenen Jahren durch wirtschaftliche Schocks wie die Coronapandemie angerichtet worden seien. Dies sei besonders für die ärmsten Länder der Welt gefährlich. Bis 2030 werden der Entwicklungsbank zufolge 622 Millionen Menschen weiterhin in extremer Armut leben. "Hunger und Unterernährung werden das Schicksal von etwa der gleichen Anzahl von Menschen sein."
Zölle könnten Wachstum weiter ausbremsen
Die Weltbank mit Sitz in Washington warnt gleichzeitig vor den negativen Auswirkungen, die etwa weitreichende Zölle auf die Weltwirtschaft haben würden. Der künftige US-Präsident Donald Trump, der am Montag wieder ins Weiße Haus einziehen wird, plant gravierende Strafmaßnahmen - etwa für Waren aus China, Kanada, Mexiko und möglicherweise der Europäischen Union. "Der Zeitpunkt und das Ausmaß möglicher Änderungen in der Handels- und Finanzpolitik der USA sind derzeit unklar", heißt. Dies trübe den Ausblick.
Schätzungen deuten darauf hin, dass eine Erhöhung der US-Zölle um 10 Prozentpunkte gegenüber allen Handelspartnern das globale Wachstum in diesem Jahr um 0,2 Prozentpunkte verringern könnte - wenn keine Vergeltungsmaßnahmen ergriffen werden. "Der erwartete negative Effekt könnte sich verstärken, wenn proportionale Vergeltungszölle berücksichtigt werden", heißt es in dem Bericht. Das weltweite Wachstum würde dann im Jahr 2025 um insgesamt etwa 0,3 Prozentpunkte niedriger ausfallen.
Weltbank: Hochgesteckte Ziele wurden nicht erreicht
Weitere Risiken für das Wirtschaftswachstum seien langsamere Fortschritte beim Rückgang der Inflationsrate, die Folgen des Einmarsches Russlands in die Ukraine und des Konflikts im Nahen Osten, heißt es. Die Weltbank hält fest: "Das erste Quartal dieses Jahrhunderts neigt sich dem Ende zu, und es ist klar, dass die hochgesteckten Ziele der letzten Jahrzehnte nicht erreicht werden können."
Die langfristigen Wachstumsaussichten für Länder mit niedrigem Einkommen seien so schlecht wie noch nie seit Beginn des Jahrhunderts. Aufstrebende Märkte und Entwicklungsländer, die zu Beginn des Jahrhunderts auf dem Weg gewesen seien, die Einkommenslücke zu den reichsten Volkswirtschaften zu schließen, fielen nun größtenteils noch weiter zurück. Entwicklungsländer, die für 60 Prozent des weltweiten Wachstums verantwortlich seien, werden das erste Quartal des 21. Jahrhunderts mit den schwächsten langfristigen Wachstumsaussichten seit 2000 abschließen.
Deutschland kommt nicht in Schwung
Auch das Wachstum im Euroraum wertet die Weltbank als schwach. Für das Jahr 2025 prognostiziert der Konjunkturausblick ein Wachstum von 1,0 Prozent - das sind 0,4 Prozentpunkte weniger im Vergleich zur Prognose vom vergangenen Juni. Die Weltbank führt das auf einen schwachen Konsum, schwache Unternehmensinvestitionen und eine schwache Industriekonjunktur zurück. Die Fertigungs- und Industrieproduktion blieben schwach. Das gelte insbesondere für Deutschland, das fast 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone ausmacht./nau/DP/zb