Credit Suisse-, Deutsche Bank- und UBS-Aktien unter Druck: Zahlungsausfall von US-Hedgefonds droht mehrere Banken zu treffen
Ein Zahlungsausfall beim US-Hedgefonds Archegos Capital droht mehrere Großbanken laut Insidern teuer zu stehen zu kommen.
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Die Credit Suisse (CS) warnte am Montag vor möglicherweise hohen Verlusten, nachdem ein bedeutender Hedgefonds mit Sitz in den USA in der vergangenen Woche Nachschussforderungen der schweizerischen Bank nicht nachgekommen sei. Die Credit Suisse und andere Institute zögen sich nun aus ihren Positionen zurück. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX ist auch die Deutsche Bank bei Archegos engagiert, aber nicht so stark wie andere Geldhäuser. Dennoch geriet ihre Aktie an der Börse mit in den Abwärtsstrudel.
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Die betroffenen Banken nennen den Namen ihres säumigen Kunden zwar nicht. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagenturen dpa-AFX und Bloomberg sowie anderer Medien beziehen sie sich aber allesamt auf den Hedgefonds Archegos Capital.
Dabei dürfte der Zahlungsausfall des Fonds die Deutsche Bank einem Insider zufolge nicht so viel Geld kosten wie etwa ihre schweizerische Rivalin Credit Suisse. Im Vergleich zu anderen Banken sei das Frankfurter Geldhaus bei Archegos nur mit einem Bruchteil der Summen engagiert, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX von einer mit der Sache vertrauten Person. Bisher habe sie auch noch keine Verluste verbucht. Ein Sprecher des Dax-Konzerns lehnte eine Stellungnahme ab, ebenso wie die größte Schweizer Bank UBS.
Bloomberg zufolge musste Archegos am Freitag wegen Nachschussforderungen Aktien im Wert von mehr als 20 Milliarden US-Dollar (17 Mrd Euro) verkaufen. Das "Wall Street Journal" berichtete gar von 30 Milliarden Dollar an Verkäufen. So war es am Freitag bei den Aktien von ViacomCBS zu einem Kurseinbruch von 27 Prozent gekommen. Auch andere Aktien wie Discovery Communications A standen stark unter Druck.
Der japanische Finanzkonzern Nomura warnte vor einem möglicherweise signifikanten Verlust bei einem US-Kunden. Die Forderung belaufe sich auf etwa zwei Milliarden Dollar. Genauer wollte sich Nomura nicht äußern.
Unterdessen erwarte die US-Bank Goldman Sachs durch den Ausstieg aus den Geschäften mit Archegos voraussichtlich keine hohe Belastungen, wie Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person berichtet. Die Kredite der Bank an den Hedgefonds seien vollständig abgesichert, und Goldman sei bereits aus dem Großteil ihrer Positionen ausgestiegen. Ein Sprecher der US-Bank lehnte eine Stellungnahme ab.
Für die Credit Suisse droht der Hedgefonds bereits der zweite teure Ausfall im ersten Quartal zu werden. Die Bank ist bereits von der Insolvenz des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill betroffen, in deren Zuge in Deutschland die Bremer Greensill Bank in die Pleite geschlittert ist.
Nach Angaben der Credit Suisse ist es noch zu früh, den Verlust aus den Problemen mit dem US-Hedgefonds zu beziffern. Er könne aber "sehr bedeutend und wesentlich" für das Ergebnis des ersten Quartals sein. Dies gelte ungeachtet der positiven Trends, die die Bank Anfang dieses Monats angekündigt habe. Die Credit Suisse wolle zu gegebener Zeit neue Informationen zu dieser Angelegenheit veröffentlichen.
Analysten werteten die Ereignisse negativ. Man sei fast geneigt, den alten Spruch zu zitieren, dass die Bank erst kein Glück gehabt habe und dann auch noch Pech dazugekommen sei, schrieb die Zürcher Kantonalbank am Morgen. Die US-Investmentbank Bank of America (BofA) senkte ihre Schätzung für den Jahresgewinn der Credit Suisse wegen drohenden Belastungen aus den vergangenen Wochen um eine halbe Milliarde Schweizer Franken (451 Mio Euro) und sieht auch den Umfang des geplanten Aktienrückkaufs in Gefahr. Zudem dürfte Credit Suisse eine Phase der Selbstüberprüfung vor sich haben, schätzt die BofA.
Credit Suisse, Deutsche Bank und UBS stark unter Druck
Der Zahlungsausfall eines US-Hedgefonds hat am Montag die Aktien der Credit Suisse nach unten gerissen und den gesamten europäischen Bankensektor in Mitleidenschaft gezogen. Die Papiere der Schweizer Großbank weiteten am Vormittag ihre Verluste zeitweise auf mehr als 14 Prozent aus und drohten auf den tiefsten Stand seit dem 13. November des vergangenen Jahres abzurutschen. Zum Handelsende büßten sie via SWX noch 13,83 Prozent auf 10,75 Franken ein.
Ein bedeutender Hedgefonds mit Sitz in den USA sei in der vergangenen Woche den Nachschussforderungen der Credit Suisse und einiger anderer Banken nicht nachgekommen, teilte das Schweizer Finanzhaus am Montag mit. Man sei nun dabei, sich aus diesen Positionen zurückzuziehen. Obwohl es zum jetzigen Zeitpunkt noch verfrüht sei, die genaue Höhe des Verlustes aus diesem Ausstieg zu beziffern, könnte er "sehr bedeutend und wesentlich" für das Ergebnis des ersten Quartals sein, hieß es.
Die Analysten der Bank of America (BofA) reagierten umgehend auf die Nachrichten, indem sie ihre Kaufempfehlung für die Credit-Suisse-Titel strichen und nun mit "Neutral" votieren bei einem von 14,00 auf 12,50 Franken gesenkten Kursziel. Sie reduzierten ihre Schätzung für das Ergebnis in diesem Jahr um 500 Millionen Schweizer Franken. Nach mehreren mit Risiken behafteten Angelegenheiten könnte nun der Punkt erreicht sein, an dem die Aktienrückkäufe unmittelbar betroffen seien, führten sie aus. Die Credit Suisse dürfte nun eine Phase der Eigenüberprüfung vor sich haben.
Laut Medienberichten handelt es sich bei dem Hedgefonds um Archegos Capital, es ist von Zwangsverkäufen der stark fremdfinanzierten Archegos-Vermögenswerte in der Größenordnung von 20 bis 30 Milliarden US-Dollar die Rede. Neben der Credit Suisse warnte am Montag auch die japanische Bank Nomura vor einem womöglich erheblichen Verlust und schätzte die Höhe der Forderung auf zirka zwei Milliarden US-Dollar, basierend auf den Marktpreisen vom 26. März. Die Nomura-Papiere brachen zum Wochenauftakt in Tokio um 16 Prozent ein.
Laut dem Marktbeobachter Neil Wilson von Markets.com bringt dies Unsicherheit in den ganzen Sektor wegen der Frage, welche Bank in die Sache noch involviert sein könnte. Zu den betroffenen Banken gehören laut Medienberichten auch Goldman Sachs, Morgan Stanley, die Deutsche Bank und die UBS, die alle als Prime Broker für Archegos tätig waren. Die UBS wollte die Vorgänge um Archegos nicht kommentieren. Ihr Aktienkurs verlor am Montag in Zü+rich 3,9 Prozent auf 14,54 Franken.
Der Kurs der Deutschen Bank sackte im XETRA-Handel letztlich 3,32 Prozent auf 10,14 Euro ab. Erstmals seit Ende Februar waren die Anteile zeitweise wieder weniger als zehn Euro wert. Kreisen zufolge hat die Deutsche Bank bei Archegos aber noch keine Verluste erlitten. Im Vergleich zu anderen Instituten sei die Abhängigkeit von Archegos auch viel geringer.
Die Bank Vontobel kommentierte dies so: Während die Greensill-Angelegenheit noch lange nicht gelöst sei, sehe sich die Credit Suisse mit einem weiteren Problem konfrontiert, das einen wesentlichen Einfluss auf ihr Ergebnis haben könnte. Man werde vermutlich in den nächsten Tagen oder Wochen von den Auswirkungen des erzwungenen Schuldenabbaus auf eine Reihe von Banken hören.
Etwas pointierter äußerte sich die ZKB. Man sei fast geneigt, den alten Spruch zu zitieren, dass die Bank erst kein Glück gehabt habe und dann auch noch Pech dazu gekommen sei. Angesichts der ganzen Sonderereignisse, welche das Kerngeschäft überschatten, dränge sich ein Engagement in den Papieren der Credit Suisse jedenfalls nicht auf.
Auf Europas Bankensektor färbten die Nachrichten zur Credit Suisse am Montag negativ ab.
Experten bringen den Kursrutsch im Bankensektor in Zusammenhang mit Kursstürzen bei einigen US-Werten, die sich vor dem Wochenende schon ereigneten. In New York hatte sich der jüngste Ausverkauf bei Aktien notierter chinesischer Tech-Unternehmen wie Baidu zuletzt verschärft. Laut dem Experten Neil Wilson wurde Archegos von mehreren Banken darauf gedrängt, seine Positionen in solchen Werten zu schließen. Offenbar habe der Hedgefonds zu stark auf solch risikobehaftete Anlagen gesetzt.
Schweizer Finma steht wegen Hedgefonds-Fall in Kontakt mit Credit Suisse
In Zusammenhang mit der Schieflage des US-Hedgefonds Archegos Capital schaltet sich die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma ein.
Die Finma habe Kenntnis von diesem internationalen Fall, in den mehrere Banken und internationale Standorte involviert seien, wie die Behörde am Montag mitteilte. Die Finma sei von der Credit Suisse informiert worden und stehe in Kontakt mit dem Institut.
Deutsche Bank - Keine Verluste durch Hedgefonds-Schieflage
Die Deutsche Bank kommt nach eigenen Angaben ungeschoren durch die Turbulenzen um den US-Hedgefonds Archegos Capital.
Die Bank habe ihr Exposure deutlich reduziert, ohne Verluste erlitten zu haben, erklärte Deutschlands größtes Geldhaus am Montag. Die verbliebenen kleineren Positionen baue die Bank ab und erwarte daraus keine Verluste. Den Konkurrenten Credit Suisse und der japanischen Investmentbank Nomura drohen dagegen Milliardenverluste durch die Probleme des US-Hedgefonds.
(dpa-AFX / Reuters)
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