thyssenkrupp meldet Gewinnwarnung - Aktie knickt ein
Mit einem massiven Kursrutsch reagierte die thyssenkrupp-Aktie am Freitag auf die zweite Gewinnwarnung seit Juli.
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Knapp zwei Wochen vor der Bilanzvorlage hatte der Konzern aus Essen am Vorabend die Anleger mit weiteren Problemen im operativen Geschäft und einer Rückstellung für eine Kartellstrafe verschreckt. Das Papier war am Morgen auf Xetra mit einem kräftigen Minus gestartet und schloss mit einem Verlust von 9,1 Prozent bei 17,33 Zählern.
Der bereinigte Betriebsgewinn (EBIT) wird wegen operativer Probleme nur noch bei 1,6 Milliarden Euro erwartet und damit 200 Millionen Euro schwächer als noch im Sommer, unter dem Strich bleibt wegen der Risikorückstellung voraussichtlich nur ein Gewinn von 100 Millionen Euro.
Eigentlich wollte thyssenkrupp ein deutlich höheres Ergebnis als die 271 Millionen Euro des Vorjahres erzielen. Analyst Seth Rosenfeld hatte hier zuletzt 400 Millionen auf dem Zettel. Angesichts vorsichtiger Aussagen und Ergebnisse von Wettbewerbern komme die Gewinnwarnung "nicht komplett" überraschend, schrieb er in einer Schnelleinschätzung.
Auch Rochus Brauneiser von Kepler Cheuvreux nannte die Marktreaktion "etwas übertrieben". Der EBIT-Konsens für das abgelaufene Jahr habe doch ohnehin schon nicht mehr weit von dem jetzt genannten Wert entfernt gelegen. Und die von thyssenkrupp als Ursache benannten Probleme sollten keine Dauerthemen bleiben. "Ich tue mich etwas schwer, meine Prognosen für die kommenden Jahre deshalb anzupassen."
Niedriger Rheinpegel bremst thyssenkrupps Stahlsparte
Das größte operative Problem bei thyssenkrupp war nach Einschätzung seines Kollegen Rosenfeld zuletzt der niedrige Rheinpegel, weswegen die Stahlsparte ihre Produktion einschränken musste und weniger ausliefern konnte. Daneben gibt es Qualitätsprobleme im Komponentengeschäft, das unter anderem die Autoindustrie beliefert. Hier wurden Rückstellungen für mögliche Garantiefälle getroffen. Offensichtlich ist der Konzern mit den Kunden noch im Gespräch.
Auch in der Aufzugssparte läuft es nicht wie geplant. Hier hatte thyssen-Chef Guido Kerkhoff im Sommer angekündigt, die Kosten angesichts steigender Kosten um 100 Millionen Euro zu drücken. Aus dem Konzern hieß es jetzt, die Sparte sei damit nicht im Zeitplan.
Und schließlich ist da noch ein seit 2013 laufendes Kartellverfahren, bei dem der Konzern unter Verdacht steht, vor etlichen Jahren in der Stahlsparte mit Konkurrenten wie Salzgitter und Voestalpine in verbotener Weise Absprachen über Preise für Grobblech und Qualitätsflachstahl getroffen zu haben. Selbst die Wirtschaftsvereinigung Stahl ist involviert.
Hier überwiegt im Konzern inzwischen die Einschätzung, dass hier eine Strafe kommen wird. Der für Compliance zuständige tThyssen-Vorstand Donatus Kaufmann schrieb in einem Mitarbeiterbrief, der Dow Jones vorliegt, man habe interne eigene Untersuchungen "mithilfe einer externen Anwaltskanzlei" vorangetrieben. "Mittlerweile haben wir Erkenntnisse in dem Ermittlungsverfahren, die uns dazu bewogen haben, im Konzernjahresabschluss eine Rückstellung zu bilden", heißt es in dem Schreiben.
Angaben zu deren Höhe machte der Konzern nicht. Analyst Seth Rosenfeld und auch die DZ Bank schätzen die unbare Vorsorge aber auf rund 200 Millionen Euro.
Für Konzernchef Kerkhoff kommt die neuerliche Gewinnwarnung äußerst ungelegen. Schon kurz nach dem Rücktritt seines Vorgängers Heinrich Hiesinger im Sommer musste er eine Gewinnwarnung herausgeben, weil sowohl der Anlagenbau als auch der Marineschiffbau schlechtere Ergebnisse ablieferten als erwartet.
Für den seit längerem schwächelnden Anlagenbau arbeitet der Konzern seither unter Hochdruck an einem verschärften Sanierungskonzept, bei dem es auch zu Stellenstreichungen kommen dürfte. Im Herbst sollte das stehen. Ob auf der Bilanzpressekonferenz am 21. November Details vorgestellt werden, darüber wollte ein Konzernsprecher nicht spekulieren.
FRANKFURT (Dow Jones)
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