Evonik will mit Systemlösungen für Pharma- und Kosmetikindustrie punkten - Aktie fester
Der Spezialchemiekonzern Evonik will sein Geschäft rund um Zusätze für Reinigungs- und Gesundheitsprodukte mit einem Fokus auf Systemlösungen vorantreiben.
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Von dem Schwenk zu komplexeren Lösungen verspricht sich der Chef der Sparte Nutrition & Care, Johann-Caspar Gammelin, ein schnelleres Wachstum und eine höhere Profitabilität, wie er am Dienstag bei einer Online-Veranstaltung für Analysten erklärte. Bis zum Jahr 2030 sollen Systemlösungen mehr als die Hälfte des Umsatzes der Sparte erwirtschaften. 2020 hatte der Anteil nur bei rund einem Fünftel gelegen.
Basis sind gemeinsame Technologieplattformen, die der gesamten Sparte zugutekommen. Als ein zentrales Element nannte Gammelin die Biotechnologie-Plattform für Biotech-Prozesse sowie für die Mikrobiom-Forschung. Mit dem Wissen rund um Mikrobiome lassen sich verschiedenste Geschäfte bedienen. Dabei geht es um kosmetische Zusatzstoffe, die das Mikrobiom der Haut schützen, also alle auf ihr lebenden Mikroorganismen. Ein anderer Bereich sind Probiotika mit nützlichen Darmbakterien. Auf der Biotech-Prozessplattform fußen etwa Produkte rund um Biotenside für Reinigungsmittel, algenbasierte Omega-3-Fettsäuren für die Lachszucht und Aminosäuren für die Pharmaindustrie.
Große Hoffnungen setzt Evonik auch in Lipide für die Pharmaindustrie, denen die Corona-Krise einen riesigen Schub verliehen hat. So werden bestimmte Lipide - fettartige Moleküle - bei der Herstellung von mRNA-basierten Impfstoffen benötigt. Sie hüllen den Botenstoff ein und ermöglichen, dass er im Körper an die richtige Stelle gelangt. Weiteres Wachstum in diesem Geschäft könnten mRNA-basierte Behandlungen von Krebs und Erbkrankheiten liefern, an denen Wissenschaftler derzeit arbeiten. Laut Evonik dürfte der Markt für Gen- und Zelltherapien auf Basis von Lipid-Nanopartikeln in den kommenden Jahren stark wachsen. Im vergangenen Jahr hatte dieser Markt noch in den Kinderschuhen gesteckt.
Zusätzlich zum Wachstum der profitableren Geschäftsfelder sollen Kostensenkungen helfen, Evoniks Gewinn nach oben zu treiben. Dazu sollen etwa der Verkauf einzelner Geschäftsteile, die Straffung des Produktionsnetzes sowie Sparprogramme in den einzelnen Segmenten beitragen.
Alles in allem soll der Anteil, der vom Umsatz als bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleibt, in den kommenden Jahren auf mehr als 22 Prozent steigen. Zum Vergleich: 2020 hatte Evonik in der Sparte Nutrition & Care einen operativen Gewinn von 560 Millionen Euro erzielt, was einer Marge von 18,7 Prozent entspricht.
Abnehmen dürfte in den nächsten Jahren der Anteil des Geschäfts mit dem Tierfutter-Eiweiß Methionin. Evonik hatte bei dem Produkt in den vergangenen Jahren immer mal wieder mit fallenden Preisen zu kämpfen, hatte 2020 aber eine gewisse Erholung verspürt. Dieses Geschäft sieht Gammelin als sogenannte Cash-Cow - einen Bereich mit hoher Profitabilität, aber eher bescheidenen Wachstumsperspektiven, dessen Gewinne abschöpft werden, zum Beispiel, um aussichtsreichere Geschäftsfelder zu stärken.
Daher plant der Manager im Methionin-Geschäft auch keine Wachstumsinvestitionen mehr. Geld will Evonik demnach nur noch für die Instandhaltung, den Abbau von Engpässen sowie zur Realisierung von Kostensenkungen ausgeben.
Aktuell steigt die Evonik-Aktie im XETRA-Handel um 0,86 Prozent auf 30,40 Euro.
ESSEN (dpa-AFX)
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