Beiersdorf im Fokus: Zwischen Zuversicht und Skepsis
Investitionen sollen das Wachstum des Hamburger Traditionskonzerns Beiersdorf ankurbeln.
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Der Plan von Konzernchef Stefan De Loecker ist im vergangenen Jahr zumindest in der Hautpflegesparte aufgegangen. Dabei setzt Beiersdorf auch neue Geschäfte. Sorgen bereitet die konjunkturabhängige Klebstoffsparte Tesa. Was beim Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.
Lage bei Beiersdorf:
De Loecker kann recht zufrieden auf das vergangene Geschäftsjahr blicken. Dank guter Geschäfte mit den Hautpflegemarken Nivea, Eucerin sowie der Luxusmarke La Prairie haben die Hamburger deutlich zugelegt. Schlechter entwickelte sich hingegen die Klebstoffsparte Tesa, die unter der Schwäche in der Automobilindustrie leidet.
Der Umsatz stieg 2019 vorläufigen Berechnungen zufolge um 5,8 Prozent auf 7,65 Milliarden Euro. Organisch - sprich bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe - lag das Plus bei 4,1 Prozent und damit im Rahmen der Prognose von 3 bis 5 Prozent Wachstum. Die operative Umsatzrendite (Ebit) dürfte etwa 14,5 Prozent erreicht haben, was ebenfalls im Rahmen der Unternehmenserwartungen liegt. Wegen hoher Investitionen lag diese damit wie prognostiziert unter dem Vorjahreswert von 15,4 Prozent.
Das Konsumgütergeschäft legte mit einem organischen Wachstum von 4,8 Prozent erheblich zu. Allerdings schwächte sich die Dynamik im Schlussquartal leicht ab, was auch an einem nachlassenden Wachstum bei La Prairie sowie einem Umsatzrückgang im Pflastergeschäft rund um die Marke Hansaplast lag. Ausführliche Zahlen will Beiersdorf am Dienstag (3. März) nennen. Dann will De Loecker auch einen Ausblick für 2020 vorlegen. Bislang hat der Manager lediglich erklärt, mit "vorsichtiger Zuversicht" auf das neue Jahr zu blicken, Allerdings machte er auch "Gegenwind" aus. Traditionell ist Beiersdorf konservativ bei seinen Prognosen.
De Loecker hatte Anfang 2019 die Geschicke bei Beiersdorf übernommen. Mit hohen Investitionen will er das Wachstum in der wettbewerbsintensiven Branche ankurbeln. Dafür nimmt er vorübergehend auch Einbußen bei der Rendite in Kauf. Außerdem wollen die Hamburger die Digitalisierung vorantreiben. Der Manager will zudem weitere Wachstumsmärkte in Asien erschließen, Beiersdorf noch stärker auf Hautpflege konzentrieren sowie in neue Produkte wie Naturkosmetik investieren. Dabei setzt De Loecker in dem Bereich auch auf Zukäufe, nachdem diese bei Beiersdorf lange kein Thema waren - trotz prall gefüllter Kassen.
Den Ankündigungen hat Beiersdorf bereits Taten folgen lassen: Das Unternehmen schlug für knapp eine halbe Milliarde Euro bei der Bayer-Sonnenschutzmarke Coppertone zu. Dazu stieg Beiersdorf in das Geschäft mit Pflege für tätowierte Haut ein. Auch in der Naturkosmetik wurde das Unternehmen jüngst fündig und stieg Anfang Februar beim Hamburger Unternehmen "Stop the Water while using me!" ein, das seine Produkte an gut 150 Design-Hotels und 350 Läden vertreibt. Die Naturkosmetik umfasst biologisch abbaubare Produkte für die tägliche Haut-, Haar- und Zahnpflege und bietet hierfür Nachfüllsysteme an.
Das sagen Analysten:
Die Marktexperten sind sich über die weitere Entwicklung bei Beiersdorf derzeit uneins. Dies schlägt sich auch in den breit gefächerten Bewertungen der Aktie wieder. So empfehlen von den im dpa-AFX Analyser vertretenen Analysten fünf das Papier zum Kauf, sieben votieren für Halten und sechs für einen Verkauf. Beiersdorf schlägt sich nach Ansicht des Warburg-Experten Jörg Frey besser als Unilever und Henkel. Dennoch zeigte er sich von der Entwicklung im vergangenen Jahr etwas enttäuscht. Die Wachstumserwartungen für 2020 dürfte nun geringer ausfallen.
Sorgen machen sich Analysten derzeit vor allem um Tesa. Die Klebstoffsparte leide unter der trüberen Konjunktur, so Andreas Riemann von der Commerzbank. Auch andere Experten monierten die Tesa-Entwicklung. Wegen der guten Geschäfte mit Hautpflegeprodukten stünden die Vorzeichen für weiteres Wachstum gut, findet Celine Pannuti von JPMorgan.
Zu den Optimisten gehört hingegen Thomas Maul von der DZ Bank. Er bezeichnete die Umsatzentwicklung als solide und erwartet, dass das Strategieprogramm mittelfristig substanzielle Verbesserungen mit sich bringen wird.
Das macht die Aktie:
Die Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten nach einer anfänglichen Skepsis über den Kurs De Loeckers zum Höhenflug angesetzt. Mit einem Kursplus von gut 16 Prozent gehörte das Unternehmen zu den besseren Werten im DAX. Damit schlug sich Beiersdorf auch deutlich besser als der Leitindex selbst, der in diesem Zeitraum um rund 3 Prozent zulegte.
Seinen Höhepunkt erreichte das Papier Anfang September 2019, als mit gut 117 Euro ein Rekordhoch markiert wurde. Danach begannen die Gewinne zu bröckeln. In diesem Jahr ist die Aktie - wie andere Werte aus der Konsumgüterbranche auch - von der Sorge der Anleger rund um den Ausbruch des neuen Coronavirus erfasst. Seit Jahresbeginn hat der Kurs um gut 11 Prozent eingebüßt. Derzeit notiert die Aktie wieder bei unter 95 Euro.
/nas/stw/men
BERLIN (dpa-AFX)
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