Siemens Gamesa streicht Ausblick zusammen - Gewinnwarnung zieht Branche mit runter
Siemens Gamesa senkt im Zuge der Vorlage vorläufiger Drittquartalszahlen den Ausblick für das Gesamtjahr 2021.
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Hintergrund sind Unternehmensangaben zufolge Rückstellungen für Projekte als Folge steigender Rohstoffpreise und erhöhter Anlaufkosten für die 5.X-Plattform, insbesondere in Brasilien. Die belastenden Effekte seien dabei noch durch Auswirkungen der Pandemie beispielsweise auf die Lieferketten verstärkt worden.
Die Siemens Energy-Tochter sagt nun für 2021 einen Gruppenumsatz am unteren Rand der im April mit den Zweitquartalszahlen kommunizierten Spanne von 10,2 bis 10,5 Milliarden Euro voraus. Die EBIT-Marge werde vor Kaufpreisallokation und Integrations- und Restrukturierungskosten auf eine Spanne von -1 bis 0 Prozent angepasst.
Für das dritte Quartal nannte der Hersteller von Windkraftanlagen am Mittwochabend vorläufig einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro und ein EBIT vor Kaufpreisallokation und Integrations- und Restrukturierungskosten von minus 150 Millionen Euro. Den Auftragseingang bezifferte das Unternehmen auf 1,5 Milliarden Euro, wobei er normalen Schwankungen unterlegen habe, das Gesamtauftragsvolumen auf 32,6 Milliarden. Die endgültigen Zahlen will Siemens Gamesa am 30. Juli präsentieren.
Wie es weiter hieß, strebt das Unternehmen weiterhin eine nachhaltige Profitabilität an und will die laufenden Kosten- und Effizienzmaßnahmen intensivieren, insbesondere für die 5.X-Plattform.
Gewinnwarnung von Siemens Gamesa wirbelt Branche durcheinander
Eine Gewinnwarnung des Windkraftanlagenbauers Siemens Gamesa hat am Donnerstag für starken Gegenwind für die gesamte Branche gesorgt. An der Börse von Madrid brachen die Papiere von Siemens Gamesa zeitweise um fast 18 Prozent ein auf den tiefsten Stand seit September vergangenen Jahres. Sie zogen auch die Papiere des Mehrheitseigners und DAX-Titels Siemens Energy um fast zehn Prozent nach unten. Kräftig Federn lassen mussten auch die Kurse der Windturbinenhersteller Nordex, Vestas Wind und des Windparkbetreibers ENCAVIS. Die Verluste reichten von fünf bis sechs Prozent.
Wegen hoher Belastungen aus der Neubewertung von Projekten rechnet Siemens Gamesa im Geschäftsjahr per Ende September beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern nur noch mit einer schwarzen Null. Analysten hatten laut Goldman Sachs hingegen im Mittel ihrer Schätzungen mit einem Gewinn von gut 350 Millionen Euro gerechnet. Das fällt auch auf Siemens Energy zurück, die gut zwei Drittel der Aktien von Siemens Gamesa halten. Der Mutterkonzern wird das Ziel für die Profitabilität ebenfalls verfehlen.
Steigende Rohmaterialpreise und höhere Anlaufkosten für eine neue Onshore-Plattform insbesondere in Brasilien zwingen Siemens Gamesa dazu, den Wert der eigenen Aufträge um 229 Millionen Euro zu mindern. "Das ist klar negativ. Die Frage ist nun, wie stark das auch auf den Ausblick für das kommende Geschäftsjahr 2021/22 durchschlägt", schrieb Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs.
Sein Kollege Akash Gupta von JPMorgan zeigte sich überrascht vom Ausmaß der Gewinnwarnung von Siemens Gamesa. Nehme man den Mittelwert der neuen Spanne für die Marge als Basis, dann errechne sich für das Gesamtjahr ein um 460 Millionen Euro niedrigeres Ebit. Damit werde die geplante Kehrtwende im bislang Verluste einbringenden Geschäft mit Onshore-Anlagen in Frage gestellt. Auch stelle sich angesichts des Ausmaßes der Gewinnwarnung die Frage der internen Kontrollen bei dem Unternehmen. Ende April hatte Siemens Gamesa bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal das Umsatzziel für das Gesamtjahr gekürzt, die Ergebnisprognose jedoch bekräftigt.
Gupta konnte all dem aber auch etwas Positives abgewinnen: "Es erhöht die Wahrscheinlichkeit von Fusionen und Übernahmen". Er verwies in diesem Zusammenhang auf einen spanischen Medienbericht, dem zufolge der Mehrheitseigner Siemens Energy die Minderheitsaktionäre herauskaufen könnte. Auch könne das Management von Siemens Gamesa für das Verluste einbringende Geschäft mit landgestützten Windkraftanlagen Optionen sichten - inklusive eines Verkaufs.
Das Erreichen der Gewinnschwelle im Onshore-Geschäft im kommenden Jahr sei unwahrscheinlich, das Ziel des Unternehmens sei nun 2023, schrieb Analyst Deepa Venkateswaran vom Investmenthaus Bernstein und bezog sich hierfür auf eine Telefonkonferenz des Managements am Morgen. Am langfristigen Margenziel für das Onshore-Geschäft von acht bis zehn Prozent halte Siemens Gamesa jedoch fest. Neues zu dem Thema werde es wohl mit der Veröffentlichung der Zahlen zum vierten Geschäftsquartal im Herbst geben, so der Analyst.
FRANKFURT (Dow Jones) / FRANKFURT (dpa-AFX)
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Bildquellen: SOPA Images/Getty Images
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