Vor Monsanto-Übernahme

Pharmageschäft sorgt bei Bayer weiter für Schwung

26.10.16 13:14 Uhr

Pharmageschäft sorgt bei Bayer weiter für Schwung | finanzen.net

Gut laufende Geschäfte mit neueren Medikamenten haben den Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer vor der Rekordübernahme des US-Saatgutspezialisten Monsanto auf Wachstumskurs gehalten.

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Nach Zuwächsen im dritten Quartal legte Konzernchef Werner Baumann am Mittwoch in Leverkusen die Latte für den bereinigten Gewinn je Aktie für 2016 auch wegen einer niedrigeren Steuerquote etwas höher. Er ist erst seit rund einem halben Jahr Bayer-Chef. Im September hatte er die rund 66 Milliarden Dollar schwere Rekord-Übernahme des umstrittenen US-Konzerns verkündet und damit einen monatelangen Poker beendet.

"Bayer und Monsanto passen perfekt zusammen und ergänzen sich hervorragend", bekräftigte Baumann. Die größte Übernahme eines deutschen Konzerns würde Bayer mit einem Schlag zur globalen Nummer eins bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln machen. Die Monsanto-Aktionäre und zahlreiche Behörden müssen noch zustimmen. "Wir haben nun damit begonnen, die Genehmigungen durch die Kartellbehörden einzuholen", sagte Baumann. Er will den Antrag in den USA noch 2016 und in der EU voraussichtlich im ersten Quartal stellen. Bis Ende 2017 soll die Übernahme über die Bühne gehen.

GANZE BRANCHE IN BEWEGUNG

Auch bei der Finanzierung setzt Baumann auf Tempo: Bei den Banken steht ein Kredit in Höhe von rund 57 Milliarden Dollar. Die Refinanzierung werde je nach Umfeld möglicherweise schon deutlich vor Abschluss der Transaktion erfolgen, erklärte Baumann. Rund 19 Milliarden Dollar will er mit einer Kapitalerhöhung und einer Pflichtwandelanleihe stemmen.

Bayer und Monsanto stehen mit ihrem Mega-Deal nicht allein. Der chinesische Staatskonzern ChemChina will den Agrarchemiekonzern Syngenta aus der Schweiz schlucken. Im Dezember brachten Dow Chemical und Dupont ihre Fusion auf den Weg. In diesem Umfeld müssen die Behörden entscheiden. Die Prüfung dauert nun wohl aber etwas länger als zunächst von diesen Konzernen angenommen.

Die Megaübernahme von Monsanto durch Bayer stößt auch auf Kritik. So forderten Umweltschützer und Hilfsorganisationen die Kartellbehörden auf, die Hochzeit der Giganten zu verhindern. Monsanto, Syngenta, Bayer, Dupont, Dow Chemical und BASF kontrollierten schon heute 75 Prozent des globalen Agrarchemiemarktes und mehr als 60 Prozent des Saatgutmarktes, hieß es.

AKTIE UNTER DRUCK

Im eigentlichen Geschäft bleibt Bayer auf Kurs. Der Umsatz legte im dritten Quartal dank neuerer Medikamente um 2,3 Prozent auf 11,26 Milliarden Euro zu. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonderposten erhöhte sich um sechs Prozent auf 2,68 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben 1,19 Milliarden Euro hängen - 18,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Vor einem Jahr war die Steuerlast höher und auch der Börsengang der Kunststofftochter Covestro belastete. Analysten hatten im Schnitt weniger Gewinn erwartet.

Am Finanzmarkt konnte Bayer aber nicht wirklich punkten. Um die Mittagszeit gehörten die Aktien des Dax-Schwergewichts (DAX) am Mittwoch mit einem Minus von 2,86 Prozent auf 88,86 Euro zu den größten Verlierern im ohnehin schwachen deutschen Leitindex. Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen zwar grundsätzlich positiv überrascht. Im Geschäft mit rezeptfreien Produkten müssten die Leverkusener aber noch ihre Hausaufgaben machen, hieß es beim Bankhaus Lampe. Berenberg-Analyst Alistair Campbell verwies zudem darauf, dass die präzisierte Jahresprognose eher auf Steuereffekte als auf operative Stärke zurückgehe.

SCHWUNG DURCH NEUE PHARMAPRODUKTE

Besonders stark waren die Umsatzzuwächse im Pharmageschäft mit neueren Mitteln. Der Umsatz mit dem Blutverdünner Xarelto, dem Augenmittel Eylea, den Krebsmitteln Xofigo und Stivarga sowie dem Lungenhochdruckmittel Adempas legte um mehr als ein Viertel zu. Ende September hatte Baumann die Ziele für die Spitzenumsätze mit diesen Mitteln von mindestens 7,5 auf über 10 Milliarden Euro angehoben. Beim Geschäft rund um rezeptfreie Produkte lief es nicht so rund. Hier gingen die Umsätze in Europa im Vergleich zum starken Vorjahr leicht zurück. Auch die Währungsturbulenzen belasteten.

Im Agrarchemiegeschäft blieb das Umfeld angesichts der Wirtschaftskrise in Brasilien und des Preisdrucks wichtiger Agrargüter schwach. Bayer konnte das operative Ergebnis aber leicht steigern. Die vor einem Jahr an die Börse gebrachte Kunststoff-Tochter Covestro steigerte laut Angaben vom Dienstag den Gewinn kräftig. Bayer wurde durch den Börsengang zum reinen Anbieter für die Gesundheits- und Agrarwirtschaft. Derzeit hält Bayer noch rund 64 Prozent an Covestro. Mittelfristitg will sich Bayer komplett davon trennen.

Inklusive Covestro dürfte der Umsatz 2016 auf 46 bis 47 Milliarden Euro klettern, bestätigte Baumann. Das um Währungseinflüsse und Zu- und Verkäufe bereinigte Wachstum liege im unteren einstelligen Prozentbereich. Für den bereinigten Gewinn je Aktie zeigte sich Baumann etwas zuversichtlicher. Er rechnet nun mit einem Plus im oberen einstelligen Prozentbereich. Im Juli hatte er den mittleren bis oberen einstelligen Bereich angepeilt. Das Ebitda vor Sonderposten dürfte weiter im oberen einstelligen Prozentbereich zulegen.

LEVERKUSEN (dpa-AFX)

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