Gewinn der Allianz halbiert sich fast - Aktie auf Talfahrt

Sie musste im zweiten Quartal 1 Milliarde Euro auf Aktien abschreiben, wie Finanzvorstand Dieter Wemmer von der Allianz bei einer Telefonkonferenz sagte. Die Allianz habe sehr viel Volatilität im Zusammenhang mit dem Brexit meistern müssen. Aktien, die an Wert verloren, mussten entsprechend abgeschrieben werden. Das verwaltete Vermögen der Münchener beträgt aktuell 666,2 Milliarden Euro.

Als am 24. Juni die Entscheidung der Briten für einen Brexit die Märkte in Wallung brachte, hatte sich die Allianz noch zuversichtlich gezeigt und keinen negativen Einfluss auf ihre Anlagen erwartet. "Kurzfristige Schwankungen wirken sich auf unser Portfolio materiell nicht aus", erklärte die Allianz damals.

Auch im Mai hatte sich Finanzvorstand Wemmer gelassen gezeigt. Für die Allianz selbst gebe es kaum Auswirkungen, sagte er damals bei Bekanntgabe der Zahlen für das erste Quartal. Gleichwohl hatte er schon da die Gefahr erkannt und die Chancen für einen Brexit bei 50:50 gesehen. "Wir haben darauf geachtet, keine offenen Positionen gegen das Pfund zu halten", sagte er. "Ansonsten kann man sich nicht vorbereiten, das wäre eine reine Wette."

Auch andere Versicherer wurden kalt erwischt. So musste etwa die Hannover Rück im zweiten Quartal aufgrund niedriger Kurse in Folge der Brexit-Entscheidung auf Aktien 24,8 Millionen Euro abschreiben. Der Bestand ihrer selbst verwalteten Kapitalanlagen beträgt 39,8 Milliarden Euro.

CEO verspricht Sonnenschein für die zweite Jahreshälfte

Im Freitagshandel via XETRA fiel die Aktie der Allianz zeitweise um mehr als 4 Prozent, was mit dem nahezu halbierten Gewinn im zweiten Quartal und der etwas vorsichtigeren Prognose zusammenhing. Zum Handelsschluss belief sich das Minus immerhin noch auf rund 1,4 Prozent. Die Allianz scheute sich diesmal vor der Aussage, das obere Ende der genannten Spanne zu erreichen. Der Richtwert von 10,5 Milliarden Euro bezeichnete sie vielmehr als einen "guten Basispunkt". In ihrer Prognose erlaubt sich die Allianz eine Spanne von 500 Millionen Euro nach oben oder unten.

Hoffnung auf Zuschreibungen im zweiten Halbjahr, wenn die Aktienkurse wieder steigen könnten, muss sich der Markt nicht machen. Das ist laut der IFRS-Vorschriften, nach denen die Allianz bilanziert, nicht möglich. Der Versicherer hätte nur die Möglichkeit bei steigenden Kursen die Gewinn zu realisieren.

Dennoch nährt Vorstandschef Oliver Bäte die Hoffnung auf bessere Zeiten. Er kündigte nach dem trüben Ergebnis heute wieder Sonnenschein an, wenn die Allianz ihre Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht. Auch wenn das Ergebnis im zweiten Quartal schwach ausfällt, sei die Allianz "sehr, sehr profitabel", beruhigte auch Finanzvorstand Dieter Wemmer.

FRANKFURT (Dow Jones)